Neuer Jaguar Land Rover-Auftritt: Den Bogen gespannt

Arch" kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt "Bogen". Einen Bogen hat Jaguar Land Rover zum verbindenden Elementen seiner neuen Corporate Identity gemacht. Denn zum ersten Mal wollen die beiden britischen Premiummarken zukünftig mit einem gemeinsamen, ganzheitlichen Auftritt antreten. Die neue CI wird das Erscheinungsbild der Jaguar- und Land Rover-Autohäuser deutlich verändern. Aber nicht nur äußerlich soll bis 2017 einiges verändert werden: Zusammenführung der beiden Marken in Vertrieb und Marketing, Ausbau des Händlernetzes und damit die Steigerung der Netzabdeckung und die Erhöhung des Absatzes pro Betrieb. Das alles stand im Zukunftsplan 2011 bis 2015 von Jaguar Land Rover. "Jeder bestehende Händler muss wachsen", bekräftigte Peter Modelhart, Geschäftsführer der Jaguar Land Rover Deutschland GmbH, als er Ende August vor der Presse in München über den aktuellen Stand des Projekts berichtete. Bei Land Rover konnten die ursprünglich gesetzten Wachstumsziele bei den Verkäufen bereits übertroffen werden. Lag das ursprüngliche Planziel für die Geländewagenmarke bei 129 Einheiten pro Händler im Jahr 2015, konnten bereits 2013 im Durchschnitt 144 Verkäufe pro Betrieb realisiert werden. Bei Jaguar sei man hingegen noch im Aufbau: 2010 verkauften die Händler im Schnitt noch 55 Fahrzeuge, 2013 waren es 71. Das schaut nicht danach aus, als ob man auf dem Weg zu den 2015 geplanten 116 Verkäufen pro Standort wäre. "Der große Sprung der Katze kommt 2015 mit der Einführung des XE", plant der Deutschland-Chef. Deutliche Verkaufssteigerungen Mit dem Mittelklasse-Modell von Jaguar, das im Sommer nächsten Jahres auf den Markt kommt, sollen die Verkaufszahlen weiter steigen. Auch die Händler hoffen auf den XE, schließlich fehlt seit der Einstellung des X-Type ein kleineres Modell im Portfolio. Zusammengerechnet sollen die Dual-Betriebe zukünftig statt durchschnittlich 100 Einheiten pro Autohaus 250 verkaufen. Und auch die Zahl der Betriebe soll noch weiter erhöht werden: von derzeit 101 Land Rover- und 72 Jaguar-Händlern auf 76 Jaguar- und 124 Land Rover-Betriebe in 2015. Die größte Herausforderung im Netz sei aktuell, die für das Wachstum nötigen Mitarbeiter zu finden, erläuterte Modelhart. Jaguar Land Rover unterstütze seine Partner in diesem Punkt ebenso wie mit einem Mikromarketingkonzept für Veranstaltungen vor Ort. Ein weiteres Fokusprojekt seien kleinere und mittlere Fuhrparks, die mit 16 Fleet Business Centern in der Bundesrepublik besonders angesprochen werden sollen. Ein eigenes Gebrauchtwagenprogramm werde Ende des Jahres im Handel eingeführt. Angesichts der derzeit sehr hohen durchschnittlichen Rendite in den Händlerbetrieben von 2,9 Prozent und dem Investitionsstau im Netz hält der Deutschland-Chef die nötigen Um- und Neubauten für die neue CI für machbar. Er schätzt, dass zirka 30 Betriebe nicht nur über eine Umgestaltung, sondern über eine Erweiterung ihrer Kapazitäten nachdenken müssen. Für die Händler ist das derzeit eine schwierige Entscheidung. Denn Jaguar Land Rover hat seine Händlerverträge auf fünf Jahre befristet. Der aktuelle Vertrag läuft im Mai 2016 aus. Die Verhandlungen über den neuen Vertrag laufen jetzt erst an. Zwar wissen die Betriebe schon, mit wem Jaguar Land Rover auch in Zukunft weiter arbeiten will, weil dies laut Vereinbarung zwei Jahre vorher mitgeteilt werden musste. Der eigentliche Vertrag und damit auch das Margensystem müssen aber erst sechs bis neun Monate vor Beginn der Laufzeit, also im Herbst 2015, vorliegen. Große Herausforderungen im Netz Die Händler sollen also über eine Investition entscheiden, die im hohen sechsstelligen Bereich, bei manchen sogar siebenstellig sein dürfte, ohne zu wissen, was sie dafür bekommen. Wie hoch die Belastungen im Einzelnen sein werden, ist derzeit auch noch nicht bekannt. Viele Händler hatten zwar schon Besuch von der Bauberatung, aber derzeit noch keinen konkreten Plan. Demzufolge liegt auch noch keine Kostenaufstellung vor. Alle von AU-TOHAUS befragten Händler bestätigten aber, dass sie derzeit mit Land Rover sehr gut verdienen, und erklärten auch die Bereitschaft, für die Marke zu investieren, da in der Tat ein Facelift für die Betriebe notwendig sei. "Wenn ich verdiene, kann ich auch investieren", brachte es ein Händler auf den Punkt. Etwas anders sieht es bei Jaguar aus: Diese Marke wird derzeit von der Geländewagenschwester subventioniert. Die Händler schreiben rote Zahlen, weil sie hohe Verluste mit Leasingrückläufern und Vorführwagen machen. Auch die Verkaufszahlen spiegelten nicht die Realität wider: Jaguar mache viele Mietwagenzulassungen und schöne so die Statistik. Und da es voraussichtlich wieder befristete Verträge geben wird, bedeutet das auch nur für fünf Jahre Planungssicherheit. Das macht die Bankgespräche nicht einfach. Hoffnung auf gute Verhandlungen Trotzdem: "Die Stimmung im Handel ist gut", sagt Händlerverbands-Präsidentin Tanja Woltmann-Knigge. Das Engagement des Eigentümers Tata wird gewürdigt, die Marken behaupten sich auf dem Weltmarkt. In den letzten Jahren sei die Zusammenarbeit mit dem Importeur stets konstruktiv gewesen. Geschäftsführer Peter Modelhart wurde auch von den Händlern für sein Augenmaß gelobt. Der Österreicher ist seit 2000 bei den Marken und kennt sich aus. Woltmann-Knigge geht deswegen davon aus, dass auch die Verhandlungen über den neuen Vertrag zu einem guten Ergebnis führen. Für sie ist dabei wichtig, dass man sich in guten Zeiten auch darauf vorbereitet, wenn es mal nicht so gut läuft. Eine Unternehmerin mit Weitblick. Kurzfassung Beim Zukunftsplan 2011 bis 2015 liegt Jaguar Land Rover derzeit gut im Rennen. Der Fünf-Jahres-Händlervertrag läuft aber 2016 aus. Der Importeur erwartet nun große Investitionen, ohne schon klar zu sagen, was die Händler damit verdienen können.

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