Nach Problemen bei der Bordnetzsparte steht der Autozulieferer Leoni demnächst vor Stellenstreichungen. Betroffen seien vorwiegend Arbeitsplätze in Ländern mit hohen Arbeitskosten und in der unteren und mittleren Planungs- und Führungsebene, weniger in der Produktion selbst, erläuterte der Leoni-Vorstand am Mittwoch in Nürnberg. Nähere Information zum Umfang des Stellenabbaus lehnte der Leoni-Chef vorerst ab. "Wir sind derzeit noch in der internen Analyse." Mehr wisse er voraussichtlich in drei Monaten, sagte Vorstandsmitglied Frank Hiller.
Auslöser für die anstehenden Umstrukturierungen mit entsprechendem Personal-Aderlass waren vor allem Probleme bei der Planung und Umsetzung von Kundenaufträgen in einem rumänischen Leoni-Werk. Dort hatte die frühere Werksleitung jahrelang konzernintern immer mehr Bordnetz-Aufträge angenommen, ohne sie tatsächlich bewältigen zu können. Um die Kundenaufträge dennoch nicht zu verlieren, hatte der Vorstand die dortige Belegschaft mit hohem, nicht einkalkuliertem Kostenaufwand kurzfristig aufstocken müssen.
Zunächst sei man im Vorstand nur von örtlichen Problemen ausgegangen, sagte Vorstandschef Dieter Bellé. "Dann haben wir gemerkt, dass es sich um strukturelle Fragestellungen handelt, von denen anscheinend auch andere Leoni-Standorte betroffen sind."
Mit einem umfassenden Restrukturierungsprogramm, das allein in diesem Jahr rund 25 Millionen Euro kosten werde, soll die Projektplanung neu organisiert werden. Künftig soll die Montagegeschwindigkeit erhöht sowie der Materialausschuss verringert werden, kündigte das für die Autosparte WSD zuständige Vorstandsmitglied Frank Hiller an. Die Projektplanung soll auch dadurch verbessert werden, dass Verantwortlichkeiten genauer festgelegt werden. Das Top-Management werde bei Projektplanungen stärker eingebunden.
Der aus Bellés Sicht dringend notwendige Umbau wird nach seiner Prognose in diesem Jahr deutliche Spuren in der Leoni-Bilanz hinterlassen. So rechnet er für 2016 mit einem Umsatz von 4,4 Milliarden Euro - rund 100 Millionen Euro weniger als im Jahr 2015. Außerdem geht der Vorstandschef in diesem Jahr von einem Vorsteuerergebnis (Ebit) von 105 Millionen Euro aus - knapp 50 Millionen Euro weniger als 2015. (dpa)