Die Einführung des neuen Verbrauchs- und Abgastestverfahrens WLTP hat im August wie erwartet für Verwerfungen auf dem deutschen Pkw-Markt gesorgt. Nach Berechnungen von Dataforce wurden in vier der fünf Marktsegmente neue Zulassungsrekorde erzielt. Besonders deutlich wurde der WLTP-Sondereffekt bei den Eigenzulassungen der Autohändler: Sie meldeten 83.385 Autos im eigenen Namen an – 80,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Nur im März 2007 habe es einen höheren Monatswert bei den Händlerzulassungen gegeben, berichteten die Branchenbeobachter. Damals war nach der Mehrwertsteuererhöhung die private Nachfrage eingebrochen. Bei Volumenmarken registrierte Dataforce im vergangenen Monat Wachstumsraten von bis zu 942 Prozent. Gleichwohl konnten die Händlernetze von sieben Marken ihre Eigenzulassungen sogar zurückfahren.
Auf das Konto der Hersteller gingen 13,3 Prozent mehr Neuwagen als im August 2017. Insgesamt waren 22.734 Fahrzeuge. Die Zahl der neu zugelassenen Firmenwagen kletterte um 18,2 Prozent auf 76.358. Der Anstieg bei den Autovermietern betrug plus 27,7 Prozent (30.756 Autos). Auch der Privatmarkt zeigte mit 103.172 Neuzulassungen wieder ein sehr gutes Ergebnis (plus 4,3 Prozent).
Hintergrund: Im August war es letztmals möglich, Autos zuzulassen, die nur nach dem alten NEFZ-Abgastest zertifiziert sind. Hersteller und Händler, deren Pkw noch keine WLTP-Freigabe haben, standen also vor der Wahl, diese zwischenzuparken oder in letzter Minute noch anzumelden. Entsprechend groß fiel dann die Marktrallye aus: Insgesamt kamen in dem eigentlich zulassungsschwachen August 316.405 Pkw neu auf Deutschlands Straßen – ein neuer Monatsrekord. Die Steigerung zum Vorjahresmonat lag bei 24,7 Prozent.
Viele Fragezeichen
Laut Dataforce wurden im Juli und August rund 100.000 Autos mehr als üblich zugelassen, die hauptsächlich auf die WLTP-Umstellung zurückzuführen sind. Diese Zulassungen würden in den Statistiken der nächsten Monate fehlen. Gemessen am üblichen Gesamtvolumen zwischen September und Dezember mache das einen Unterschied von etwa zehn Prozent aus, hieß es.
"Berücksichtig man außerdem noch das durch die Dieselprämien erhöhte Niveau im Privatmarkt Ende 2017, so ist mit einem etwas deutlicheren prozentualen Rückgang zu rechnen", so die die Dataforce-Analysten. Noch offen sei, wie schnell die betroffenen Hersteller ihre noch fehlenden Konfigurationen – bei WLTP müssen nicht nur Motor und Getriebe, sondern auch unterschiedliche Ausstattungen abgenommen werden – nach dem neuen Testverfahren zertifizieren können und der Markt dann wieder ein der Nachfrage entsprechendes Niveau erreicht. (rp)