Der Automobilhandel wird mehr und mehr durch digitale Prozesse geprägt. Dabei fällt die Auswahl der passenden IT-basierten Lösungen für das eigene Unternehmen nicht gerade leicht, da der Markt eine Vielzahl an Produkten bereithält. Ob die Tools dazu beitragen Prozesse zu vereinfachen und die Erledigung von Aufgaben beschleunigen, ist häufig nicht auf den ersten Blick erkennbar.
Eine Orientierungshilfe bot das erste AUTOHAUS Effizienz Forum am Dienstag im Kasseler Kongress Palais. Dort präsentierten Dienstleister und Vertreter des Automobilhandels anhand sogenannter Deep-Dives IT-Lösungen und stellten deren Einsatzbereiche in der Praxis dar.
Prozesseffizienz im Autohaus
Jörg von Steinacker, Geschäftsführer Steinaecker Consulting, stimmte die rund 120 Teilnehmer in seiner Keynote-Speech auf den Kongresstag ein. Dabei legte er den Fokus auf Prozesseffizienz und -skalierbarkeit und stellte verschiedene Tools für die Vereinfachung von Arbeitsabläufen vor. Um Prozesse zu optimieren, stehen dem Branchenkenner zufolge verschiedene Ansätze zur Verfügung.
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Dazu gehören der Einsatz von spezialisierter Software wie Leadmanagement-Lösungen sowie die Implementierung von Dokumenten- und Workflowmanagement-Systemen. Zudem könne man einzelne Prozessschritte wie die Neuwagenkonfiguration auf Webseiten auch dem Kunden übergeben. Um Prozesse zu verbessern und Zeit einzusparen ist eine Vereinheitlichung einzelner Vorgänge laut Steinaecker unumgänglich. "Sie müssen standardisieren", appellierte er an die Anwesenden.
AUTOHAUS Effizienz Forum 2024 - Impressionen
BildergalerieIntelligente Verkaufsstrategien
Über Ansätze und Tools, die den Vertriebsprozess im Autohaus vereinfachen, diskutierten Rainer Linke, Gründer und CEO von twoS, Iris Lange, Prokuristin bei twoS, Michael Skule Langbehn, Verkaufsleitung Pkw Gebrauchtwagen und Mitglied der Geschäftsleitung in der Süverkrüp Gruppe, Svenja Kunde, Gebrauchtwagenverkäuferin und Projektleitung Business Development Sparte Gebrauchtfahrzeuge Onlinevertrieb in der Süverkrüp Gruppe, sowie Dejan Schönleber, Geschäftsführer Autohaus Wildeck und B2B Automobilhandels GmbH, im ersten Deep-Dive des Tages.
Um eine passende Strategie für das eigene Unternehmen zu finden, ist den Referenten zufolge ein gewisses Maß an Anpassungsfähigkeit notwendig. "Wir haben uns flexibel aufgestellt, um von den besten auf dem Markt profitieren zu können", bestätigte Skule Langbehn. Bei der Süverkrüp-Gruppe findet daher ein regelmäßiges Monitoring der eingesetzten IT-basierten Lösungen statt und bei Bedarf werden Programme hinzugefügt oder aussortiert. In Sachen Online-Shop setzt man dort ebenso wie im Autohaus Wildeck auf Carmazoon24 von twoS, da man das Tool an die eigenen Bedürfnisse anpassen könne.
Zeitersparnis durch Digitalisierung
Wie die digitale Zulassung die dazugehörigen Arbeitsschritte vereinfacht und beschleunigt, erläuterten Florian Cichon, Vorsitzender des Vorstandes der PremiumZulasser eG, und Christian Pötzl, Dispositionsleitung bei der Glinicke Automobilgruppe. Mit der Einführung der i-Kfz Stufe 4 etablierte man in der Autohandelsgruppe CAR24, ein Programm, das digitale Zulassungen ermöglicht.
Während laut Pötzl früher manuell mit Excel-Listen gearbeitet wurde und dadurch viele Arbeitsschritte mit einer hohen Fehleranfälligkeit notwendig waren, könne man mit Hilfe des webbasierten Portals Zeit sparen. Unter anderem, indem dem Dispositionsleiter zufolge Daten von wiederkehrenden Kunden gespeichert werden können und Massenzulassungen möglich sind. Im Hinblick auf die Zukunft setzt Pötzl auf die Digitalisierung: "Digitale Abläufe sind ein Muss für das Bestehen am Markt."
Dr. Ing. Steven Zielke, Geschäftsführer von mobilApp, Doris Gietl, Head of Business Development, Sales & Marketing bei LDB Löffler und Alexander Kropf, Leiter Digitalisierung & Marketing bei der Glinicke Automobil Holding zeigten, wie man mit Hilfe eines Voicebots den täglichen Herausforderungen in der Kundenkommunikation entgegentreten kann.
Dabei betonten die drei Branchenkenner, dass der digitale Helfer den Mitarbeiter am Telefon nicht ersetzen, sondern entlasten soll. "Das persönliche im Vertrieb ist trotz digitaler Strecke noch sehr wichtig", betonte Zielke. Laut Gietl sollte der Kunde die Wahl haben, ob er lieber einen Bot nutzt oder mit einem Mitarbeiter sprechen möchte. Die Erfahrung zeige, dass Kunden nach einem positiven Erlebnis mit dem Voicebot auch gerne wieder darauf zurückgreifen.
Smarte Unterstützung im Aftersales
In den letzten beide Deep-Dives des Tages lag der Fokus auf dem Thema Prozessoptimierung im Aftersales. Giovanni Fiannaca, Head of Sales und Marketing bei aubex, und Stefan Waltemode, Gesamtserviceleiter bei der Handelsgruppe Kuhn & Witte, stellten dar, wie Robotic Process Automation die Arbeitsschritte entlang der Wertschöpfungskette im Aftersales effizienter machen kann. Durch eine Automatisierung der Auftragsvorbereitung mit Hilfe eines Software-Bots von aubex, konnte man laut Waltemode Zeit einsparen und Prozesse an den unterschiedlichen Standorten vereinheitlichen.
Wie Künstliche Intelligenz Arbeitsabläufe im Aftersales vereinfachen kann, erklärten Patrick Hofmann, Head of Sales bei SUSI&James, und Daniel Henning, Geschäftsführer von evosec. Dabei gaben sie den Teilnehmern Ratschläge für eine effiziente Strategie zur Prozessoptimierung. Es sei wichtig, bestehende Prozesse zu analysieren und Lösungen anstelle von Werkzeugen zu suchen. Zudem sollten Mitarbeiter in die Überlegungen einbezogen werden und viel Raum für das Ausprobieren neuer Technologie vorhanden sein. Im Hinblick auf die Auswahl der richtigen Tools sollten Autohäuser in den Augen von Hofmann und Henning auf Partner mir Branchenexpertise zurückgreifen.
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In der Podiumsdiskussion zwischen Alexander Wagner, Marketingleitung bei Maschek Automobile, Marten Kalmbach, Leitung Digital-After-Sales im Autohaus Kunzmann, Sven Reis, Vertriebscontrolling bei Weller, Normen Heckert, Geschäftsführer Autohaus Wolfsburg Hotz und Heitmann und Klaus Welling, Geschäftsführer, Rittersbacher-Gruppe drehte sich ebenfalls alles um die richtige Strategie zur Digitalisierung im Autohaus. Auch hier lautete der Tenor, dass man über ein hohes Maß an Flexibilität verfügen und die Mitarbeiter in den Auswahlprozess einbinden sollte.
Durch die Veranstaltung führte AUTOHAUS-Fachredakteur Felix Altmann. Das anschließende gemeinsame Abendessen und den Besuch der Fachausstellung nutzten die Teilnehmer zum ausgiebigen Netzwerken. Ein Dank geht an die Partner der Veranstaltung: ATBAS, aubex, bekumoo, betzemeier, bezahl.de, CarOnSale, DA / Digitales Autohaus, FleetScan/RKKR, LDB Gruppe, mobilApp, NUMBERO, soft-nrg, PremiumZulasser, Tönjes, T-Systems, twoS, Veact, WS-Informatik, Zeus, addressware, ag analytics, auto dm, BREDEX, Die Autohausberater, Faaren, for suxess, pixelconcept, STAR Cooperation sowie SUSI & James.