Für Autokäufer erwartet Prof. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, goldene Zeiten. Beim Autohandel hätten sich hohe Lagerbestände aufgetürmt, der Verkaufsdruck bei Neu- und Gebrauchtwagen sei hoch. "Rabatte werden notwendig sein", sagte der Branchenexperte am Donnerstag. Darüber hinaus stünden staatliche Kaufprämien in Aussicht.
Für die Autobranche sei jetzt die Nachfrage die kritischste Seite. Die Verkaufszahlen in Deutschland dürften von Januar bis Ende April ein Drittel unter dem Vorjahr liegen. Auch wenn die Autohäuser jetzt wieder öffneten, kämen wegen Kurzarbeit, steigender Arbeitslosigkeit und Rezession weniger Kunden zu ihnen. Aber ihre Lager seien voll, jedes Auto koste pro Standtag 28 Euro, "die Insolvenzrate steigt", sagte Bratzel. Und zugleich wachse der Druck der Autohersteller mit dem Neustart der Produktion.
Allerdings werde auch das Hochfahren der Fertigung samt der internationalen Lieferketten nicht einfach: "Die Zahl der Zulieferer kurz vor der Insolvenz steigt deutlich." Außerdem seien die Taktzeiten in den Werken wegen Corona-Vorsichtsmaßnahmen langsamer, die Produktion sei geringer und teurer. Bratzel rechnet mit einem Rückgang der Autoproduktion im laufenden Jahr weltweit um 17 Prozent, in Europa sogar um 21 Prozent.
Dabei seien Kaufprämien bereits vorausgesetzt, sonst dürfte der Einbruch noch tiefer werden. Der Wirtschaftsforscher schlug 10.000 Euro Zuschuss für neue Elektroautos und 6.000 Euro für Hybridautos vor. Die Kosten sollten sich die Steuerzahler und die Autohersteller teilen.
Mit Auto-Abo neue Kunden ansprechen
Der Branchenexperte zeigte sich davon überzeugt, dass sich neue Formen der Fahrzeugnutzung durchsetzen werden: "Das Auto-Abo spricht die Autokunden mit einer derzeit wichtigen Flexibilität und einem einfachen, digitalen Buchungsprozess an. Die durch die Corona-Krise verunsicherten Verbraucher und Unternehmen werden langfristige Vertragsbindungen derzeit eher meiden." Die Menschen würden Subscription-Modelle bereits aus anderen Lebensbereichen, wie zum Beispiel durch das Streamen von Filmen und Musik oder auch durch Angebote im Fitness-Bereich kennen. "Dieser Trend ist nicht aufzuhalten", so Prof. Bratzel.
Für den Autohandel sieht der Fachmann darin eine wertvolle Chance: "Der hohe Fahrzeugbestand im Handel ist ein Problem, denn das drückt am Ende die Preise. Die Händler sind klug beraten, das Auto-Abo für sich zu entdecken und neue Kunden anzusprechen." (dpa/ah)
M.H.
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