Die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wegen Covid19 haben auch Auto Eder Kolbermoor kalt erwischt: "Es herrscht sehr viel Unsicherheit und keiner hat Erfahrung, wie man mit einer derartigen Krise umgeht", sagt Willi Bonke. Im April sei der Neuwagenverkauf bei seinen Marken Ford, Jaguar Land Rover und Mazda zu 90 Prozent eingebrochen, im Gebrauchtwagenbereich sogar zu 95 Prozent, teilt der Geschäftsführer der Autohäuser der Eder-Gruppe in Kolbermoor auf Anfrage von AUTOHAUS mit. Im Service habe es diesen Monat einen Rückgang von rund 30 Prozent gegenüber dem ersten Quartal gegeben. "Wie es weitergeht, hängt vor allem davon ab, wie die Firmen diese Krise überstehen und wie viele Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren", meint er. Einzelne Fahrzeugstornierungen habe es schon gegeben. Für ihn geht es 2020 nur noch darum, den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Einsparmöglichkeiten prüfen
Mit 15 bis 20 Prozent weniger Neuwagenverkäufen rechnet er für dieses Jahr. Das bedeutet, dass er Kosten einsparen muss, denn der Umsatz fehlt. Kurzarbeit und andere Hilfszahlungen wurden schon beantragt. Ware wird nur noch gegen Bargeld oder vorherige Überweisung übergeben. Aktuell prüft Bonke darüber hinaus weitere Einsparmöglichkeiten: Erhalten Mitarbeiter mit einem befristeten Arbeitsvertrag, der demnächst ausläuft, eine Verlängerung? Welche Sponsoringmaßnahmen können eingestellt werden? Das sind die Fragen, mit denen er sich derzeit beschäftigt. Denn: "Wir müssen uns jetzt auf reine Vertriebs- und Absatzaktionen fokussieren, unnötige Werbungskosten reduzieren und zu hohe Bestände abbauen." Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müsse auch die Digitalisierung der Prozesse vorangetrieben werden.
Kundenkontakt wurde gehalten
Um den Kontakt zu den Kunden auch während des Shutdowns zu halten, hat Auto Eder schon jetzt mehr digital geworben, Serviceangebote per E-Mail, Facebook und online gemacht. Aber: Auch mit Anzeigen in regionalen Tageszeitungen und direkten Mailaktionen per Postkarte oder Brief wurde auf die verstärkten Hygienemaßnahmen, die kontaktfreie Serviceannahme und saisonale Angebote hingewiesen. Denn man habe die Erfahrung gemacht, dass E-Mails oft ungeöffnet gelöscht werden. Eine Postkarte oder ein Brief werde eher angeschaut. Und gerade auf dem Land sei eben auch der persönliche Kontakt, den die Mitarbeiter von zu Hause aus zu ihren Kunden aufrechterhalten haben, sehr wichtig. Zum Beispiel wurde angerufen, wer die Winterräder noch nicht gewechselt hat. Auch an TÜV- und Kundendiensttermine wurde telefonisch erinnert. Deswegen sei der Service zurzeit wohl auch "nur" um 30 Prozent eingebrochen, obwohl die Kunden gerade in Bayern wegen der unklaren Kommunikation zum Beispiel beim Thema Räderwechsel doch sehr verunsichert waren.
Im Verkauf hingegen blieb es mau, obwohl auch hier Kunden, deren Finanzierung oder Leasing auslief, kontaktiert wurden. Es gab laut Bonke keine einzige Probefahrtanfrage, obwohl das Autohaus sich schon eine Lösung dafür überlegt hatte. Aber der gute Kontakt wird sich dann wohl auszahlen, wenn das Autohaus wieder geöffnet sein kann.
Unterstützung der Hersteller nötig
Um den Schaden möglichst gering zu halten, braucht es Bonke zufolge weiterhin die Unterstützung der Hersteller. Er fordert die Aussetzung der Tilgung, Zinsfreiheit für alle Neufahrzeuge von Kunden für 120 Tage und bei Lagerfahrzeugen von 240 Tagen, Aussetzung der Standards in Bezug auf Ausstellungs- und Vorführwagen, keine Schulungen bis zum Ende des dritten Quartals und generell keine Service- und Verkaufsstandards in 2020. Das wurde zum Teil von den Markenpartnern der Autohäuser schon zugesagt, sagt er.
Bei den Maßnahmen der einzelnen Hersteller gebe es aber eine klare Abstufung. Bonke: "Ford erhält die Note 2, Jaguar die Note 3 und Mazda die Note 4." Vor allem bemängelt er, dass sich die japanische Marke bisher noch nicht zur Verlängerung der Zinsfreiheit für Lagerwagen geäußert habe. Und: "Die Jahresverkaufsziele für 2020 müssen komplett storniert werden, damit der Handel ohne Hindernisse und mit möglichst größter Planungssicherheit mit allen Rabatten kalkulieren kann. Am besten wäre die feste Marge und variable Margen als eine Einheit zu kombinieren." (dp)