Von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
Haben wir mit dem Automobil eine gute Zukunft? Ja! Warum kann man dieses Grundvertrauen in das Automobil stecken? Weil kein anderer Verkehrsträger diese Individualität, Freiheit, Unabhängigkeit, Lebensqualität und Emotionalität bietet. Woher rühren dennoch unsere mentalen Vorbehalte? Blicken wir erst nach draußen.
Da schreibt Peer Steinbrück: "Mich beeindruckt das Ausmaß an Eliteversagen, über das die Gesellschaft weitere Halte und Fixpunkte verliert ... Steuerhinterziehung, Steuerbetrug als Verstecken von Einkommen und Vermögen, die Risikoignoranz von Bankern, krumme Geschäften ihrer Institute, die Manipulation der deutschen Automobilindustrie, das Auftreten eines Spitzenmanagements, dessen Winkelzüge in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zu ihren strategischen Fähigkeiten und ihren Vergütungen stehen, Beschädigung des Markennamens der deutschen Wirtschaft über teilweise kriminelle Aktivitäten, die skandalösen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und deren jahrelange Vertuschung, die Korrumpierung des Fußballs durch Fifa und Uefa, Transferleistungen und Spielergehälter, mit opportunistischem Olympischen Komitee an der Spitze, und schließlich auch der teilweise selbstverschuldete Glaubwürdigkeitsverlust von Politik und Medien, der sich in einer Politik- und Medienverdrossenheit manifestiert." Man stößt in der Gesellschaft überall auf verlorenes Grundvertrauen. Oder anders: Wem kann man noch vertrauen? Google?
Politisches Klima
Wir sollten als Orientierungsmaßstab zugrunde legen: Alles, was die Welt menschlicher und vernünftiger macht, ist Fortschritt. Die Erfahrung lehrt, es geht immer weiter. Die zentrale Frage ist aber: wie? Keiner kann verbindlich abrufen, wie die Welt, auch unsere automobile Vertriebswelt, in fünf Jahren aussehen wird.
Immerhin wurden 2018 zentrale Vertriebsfragen in neuen Händlerverträgen unter Einbindung des Markenhandels fixiert. Dennoch, wir müssen mit einer gehörigen Portion Unsicherheit leben. Zukunft ist nicht, Zukunft macht man. Wir alle werden aktuell vom digitalen Tempo getrieben. Jedes Jahr kommen etwas über 100 neue Automodelle auf den Markt. Welch eine Veränderung, sei es für unsere Verkäufer, sei es für unsere Techniker?
Nun wird der Automobilmarkt seit September 2015 mit dem Thema Diesel arg belastet. Man sollte dabei den Diesel-Betrug von VW von den drohenden Dieselfahrverboten trennen. Es ist der Automobilindustrie nicht gelungen, die Wahrheit über den "Umwelt-Diesel" glaubwürdig darzustellen. Das Diesel-Vertrauen hängt im Verbraucherbewusstsein arg im Keller. Manchen Händler hat es mit den Diesel-Wertverlusten arg getroffen. Und das Thema, auch Entschädigungszahlungen, ist noch nicht vom Tisch. Ebenso die mögliche Hardware-Nachrüstung. Wir bräuchten aber dringlich ein absehbares Ende in der "Diesel-Malaise.
Automobilwirtschaft
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Auto gegenwärtig von einigen Seiten grundsätzlich unter Beschuss steht. Wichtig ist Orientierung: Gesucht ist das emissionsfreie Auto. Das ist das eine. Das andere ist die Verkehrsmenge. Weltweit sind eine Milliarde Autos unterwegs. Es sollen zwei Milliarden werden. Aktuell werden pro Jahr 80 Millionen Fahrzeuge produziert und verkauft. Es sollen 2030 über 110 Millionen sein. Die zentrale Frage der Verkehrspolitik ist die Mengensteuerung. Auch im Verbund mit dem autonomen Auto. Die Digitalisierung, Echtzeit-Verkehrssteuerung, digitales Parkplatz-Management u. a. werden da zu wichtigen Helfern. Wir werden aber auch liebgewonnene Gewohnheiten im Mobilitätsverhalten ändern müssen. Die Klimaherausforderung erfährt über das E-Auto eine erste Antwort. Weitere alternative Antriebe wie Wasserstoff werden folgen. Die wahren E-Auto-Treiber kommen aus China. Dort werden bis 2020 sage und schreibe fünf Millionen Ladesäulen installiert. Bis 2030 werden in China 80 neue Atomkraftwerke gebaut. Das erste Batterie- bzw. Batteriezellenwerk entsteht nun auf 70 Hektar Fläche in Deutschland in der Nähe von Erfurt. Vom chinesischen Marktführer CATL gebaut. Die deutschen Hersteller müssen bislang sämtliche E-Batterien oder Zellen aus Südkorea, Japan oder China beziehen.
Das und die größeren Gewinne beim Verbrennungsmotor sind die Ursache, weshalb die deutsche Automobilindustrie in Sachen E-Autos seit Jahren mit angezogener Handbremse fährt. Der Marktanteil von reinen E-Fahrzeugen macht aktuell ein Prozent und der von Hybriden ebenso ein Prozent aus. 2025 sollen es dann 25 Prozent sein. Auf deutschen Straßen fahren gegenwärtig 46 Millionen Pkw. Es wird ja bis 2022 dauern, bis davon eine Million reine Elektroautos sind. Klar, es geht der Wartungs- und Reparaturaufwand mit dem E-Auto um etwa 25 Prozent zurück. Aber das wird eine Anpassung, die nicht von heute auf morgen, sondern nach und nach kommen wird.
Besonderheiten im Jahr
Hier kann auf die Situation im eigenen Unternehmen eingegangen werden: neue Mitarbeiter, Verabschiedung von Mitarbeitern, Jubiläen. Einführung neuer Fahrzeugmodelle, mit Präsentationen, weitere Kundenevents, neue Lehrlinge, Geschäftsverlauf, Todesfälle u. a. Wichtig: die Ziele für 2019.
Der Kunde
Bei alledem sollten wir immer im Blickpunkt haben: Der Kunde entscheidet, welchen Einkaufsweg er einschlägt, offline oder online. Leidenschaft bei unserem Tun, Verantwortungsgefühl und Augenmaß sind im Kundenumgang tragende Elemente. Doch heute müssen wir das Phänomen "Kommunikation" in allen Facetten hinzuaddieren. Gemeint ist 100 Prozent Kundenzentrierung. Das Erfüllen der individuellen Kundenbedürfnisse. Das wird für uns alle in unserem Autohaus ein ganz besonderer Schwerpunkt 2019 sein. Jeder Kunde ist ein Markt! Besonders unsere Stammkunden. Die persönliche Kundenbeziehung ist in der digitalen Welt unser größter Differenzierungsfaktor. Also Kundennutzen schaffen!
Ruhebänke
Wir sind heute zu einer Feier zusammengekommen. Rück- und Vorschau sind angesagt. Da gäbe es nun vieles aufzuzählen, was ein begründetes Jammern rechtfertigen würde, von den Wirren im Nahen Osten, der Ukraine bis zum Phänomen, dass uns Algorithmen schon bald besser kennen als wir uns selbst. Wir sollten aber das Jammern nicht zu dick und zu hartnäckig auftragen. Es vernebelt all die schönen Aussichtspunkte, die es auf den Landkarten der Lebensreise auch gibt.
Unsere Zeit braucht Ruhebänke. Die Adventszeit steht ursächlich dafür. Symbolisch über den Adventskranz und den Adventskalender. Er steht für die Zeitmessung, vom 1. bis zum 24. Dezember. Er will die Wartezeit verkürzen, Vorfreude auf das Fest, den Hauptgeschenktermin, schaffen. Auch der Adventskalender zeigt Wandlungen, hin zu immer Raffinierterem, dabei ist er erst gut 100 Jahre alt. Mit hinterlegter Schokolade gibt es ihn seit 1958. Die neuen Varianten beinhalten inzwischen Bier, Wurst oder gar 24 Mal Nagellack. Es stellt sich die Kalorienfrage nicht. Heute werden mehr Kalender für Erwachsene als für Kinder verkauft.
Was sagen uns diese Wandlungen? Alles im Leben ist Veränderung! Das bedeutet für jeden von uns, offen zu sein für das Neue, neugierig sein. Wir sollten wieder mehr voneinander und miteinander lernen. Das würde zu einem noch stärkeren Miteinander, zu einem "Wir-Erlebnis" führen. Wer das Klima des Miteinanders zu spüren bekommt, der fühlt sich wohl. Und das wünsche ich uns allen. Das verbinde ich mit persönlichem Dank an jeden von Ihnen für das abgelaufene Jahr. Zum Fest wünsche ich Ihnen und Ihren Familien viele Ruhebänke, Zeit zum Verweilen. Und für uns alle 2019 nur das Beste! Wir schaffen das.