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Tradition: 80 Jahre Peugeot in Deutschland

09.11.2016 10:36 Uhr
Mit dem Kleinwagen 201 startete Peugeot 1936 in Deutschland. Aufgrund des hohen Preises waren die Verkaufszahlen allerdings bescheiden.
© Foto: Peugeot

Es sind elegante Limousinen, Familienkombis, sparsame Diesel, Cityflitzer und Coupé-Cabriolets, die Peugeot in Deutschland zu einer der stärksten Importmarken machten. Eine Erfolgsserie, die erst vor wenigen Jahren riss, aber mit einer SUV-Offensive passend zum Importjubiläum erneuert werden soll.

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Von Wolfram Nickel/SP-X

Die Wiege der Motorisierung steht in Frankreich. Dort haben Benz und Daimler ihre Patent-Automobile erstmals erfolgreich verkaufen können und dort haben Unternehmer wie Armand Peugeot als erste Automobile in größeren Stückzahlen produziert. Heute ist die seit 1889 im Autogeschäft aktive Marke Peugeot der weltweit zweitälteste noch existierende Fahrzeughersteller und Muttermarke des Konzerns PSA (Peugeot Société Anonyme), zu der außerdem Citroen und DS Automobiles zählen. Im Land von Benz und Daimler verkauft Peugeot seit 1907, offiziell ist die Löwenmarke aber erst seit 80 Jahren vertreten.

Was am 5. November 1936 in Saarbrücken mit der Anmietung einer Werkstatt mit Büro- und Ausstellungsräumen begann, entwickelte sich zu einer der wichtigsten Auslandszentralen des französischen Automobilunternehmens. Seit 2013 sitzt die Deutschlandzentrale der Löwenmarke in der rheinischen Metropole Köln, auch um die Bedeutung des hiesigen Marktes – er gilt als härtester der Welt – zu unterstreichen. Waren es am Anfang elegante Limousinen und familienfreundliche Kombis der Modellreihen 402 bis 405 und 504 bzw. 505, die Peugeot in Deutschland groß machten, festigten die Cityflitzer 104 bis 106 und 204 bis 206 Peugeots vordere Position in der kleinen Klasse. In den letzten Jahren jedoch und im härteren Konkurrenzumfeld, etwa durch die Koreaner, verpassten die Gallier den Anschluss. So muss Peugeot im Jubiläumsjahr aufholen, besonders bei den SUV.

Tatsächlich ist die Marke mit dem Leu im Wappen 2016 in Deutschland auf magere 1,7 Prozent Marktanteil abgerutscht, was praktisch einer Halbierung gegenüber den besten Zeiten entspricht und gerade noch für den letzten Platz unter den Top Ten der größten Importeure genügt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die soeben gestartete Modelloffensive mit dem facegelifteten City-Crossover 2008 und den komplett erneuerten Typen 3008 und 5008 im klassischen SUV-Look. Typen, die das Zeug zum Rudelführer haben könnten und nebenbei für neue Emotionen zuständig sind. Damit soll die Marke wieder charismatisch werden wie einst, als Peugeot drittgrößter Importeur war und den Ruf eines Mercedes à la francaise genoss, das Design aber sogar als avantgardistischer Trendsetter fungierte.

"Raketendesign aus Sochaux"

Zurück zu den Anfängen bzw. ins Jahr 1936. Damals wurde die "Kraftwagen Handelsgesellschaft Kochte & Rech" in Saarbrücken erster offizieller deutscher Importeur für Peugeot. Verkauft wurden neben dem kleinen 201 die stromlinienförmigen Modellreihen 302 und 402. "Raketendesign aus Sochaux" nannte die Presse die avantgardistischen Innovationsträger. Vor allem die Mittelklassereihe 402 schrieb Geschichte: Mit dem aerodynamisch gezeichneten Coupé-Cabriolet "Eclipse" als Star auf der Berliner IAA und mit sparsamen Diesel-Versionen. Bis 1939 wurden rund 1.000 Exemplare des Peugeot 402 Diesel fertiggestellt, die überwiegend als Taxis liefen. Aber auch der schon 1929 vorgestellte Kleinwagen Peugeot 201 wurde von der Presse gelobt als "bester, wirklicher Kleinwagen". Auf große Stückzahlen kam der 201 in Deutschland dennoch nicht. Obwohl wesentliche Teile der Karosserie aus einem Presswerk in Berlin bezogen wurden, kostete der Kleinwagen mehr als manches deutsche Mittelklassemodell.

Mit einem anderen Mini erprobte Peugeot 1941 die Serienfertigung von Elektroautos. Unter der Bezeichnung VLV feierte das 2-sitzige City-Cabriolet mitten im Zweiten Weltkrieg Premiere und trotz der dunklen Zeit wurden fast 400 Einheiten des "Stromers" ausgeliefert, auch nach Deutschland. Auf einen der ersten Plätze in den Zulassungscharts der Importeure sprintete Peugeot aber erst im Nachkriegs- Deutschland. Zunächst wurde das Vorkriegsmodell 202 verkauft, dann entwickelte sich der 1948 eingeführte Peugeot 203 als eine der damals modernsten Mittelklasselimousinen mit geradezu legendärer Langlebigkeit zu einem Bestseller. 1955 kam mit dem von Stardesigner Pininfarina perfekt proportionierten Pontonmodell Peugeot 403 ein weiterer Erfolgstyp ins Programm, der nicht nur bei Privatkunden beliebt war. Auch die saarländische Polizei setzte auf die Fahrzeuge mit dem Löwen auf dem Kühlergrill und für Taxi- und Vielfahrer war der Peugeot 403 Diesel die wichtigste Alternative zum Mercedes 190 D. Mit einem zunehmend breiteren Modellprogramm aus Pkw und leichten Nutzfahrzeugen wurde Peugeot unter Kochte & Rech in Deutschland drittgrößte Importmarke.

Peugeot Automobile Deutschland

Bis 1967 ein neues Kapitel begann: Als konzerneigene Importgesellschaft wurde die Peugeot Automobile Deutschland GmbH gegründet. Trotz einer Rezession zum Ende des deutschen Wirtschaftswunders konnte die neue Importgesellschaft schon im ersten Jahr 20.733 Fahrzeuge absetzen. Besonderes Aufsehen erregte dabei die neue Kompaktklassereihe 204 mit Frontantrieb und als 204 Break Diesel mit dem damals kleinsten Selbstzünder der Welt. Bestseller blieb aber die bereits 1960 eingeführte Mittelklasse mit der Nummer 404. Der Löwe brüllte also weiterhin kräftig auf dem deutschen Markt, dazu trug auch das 1968 lancierte Spitzenmodell 504 bei. Für Presse und Publikum war dieser Pininfarina-Entwurf schlicht der ultimative Peugeot: geräumig, zuverlässig und zeitlos elegant. Nicht zuletzt als Cabriolet.

Auf dieser soliden Basis streckte sich der Löwe in den 1970er Jahren nach den Sternen. 1976 fusionierten Peugeot und Citroen, zwei Jahre später schluckte der neue Konzern PSA auch noch Chrysler Europa mit der Marke Simca. Damit war das französische Familienunternehmen Peugeot zum größten Automobilhersteller Europas aufgestiegen und krönte seine Fahrzeugpalette durch den repräsentativen Peugeot 604 mit erstem französischen Nachkriegs-V6.

Was folgte, waren finstere Zeiten, denn die Übernahme der maladen Marke Simca führte zu einem finanziellen Fiasko, aus dem Peugeot ein Ausweg gelang dank kreativer Modellpolitik.Hier hat insbesondere der 1983 vorgestellte, charmante Cityflitzer 205 Geschichte geschrieben, der sichin 5,3 Millionen Einheiten verkaufte. Noch erfolgreicher war nur sein Nachfolger, der 1998 eingeführte Peugeot 206. Fünf Jahre lang blieb der 206 sogar meistverkaufter Import-Kleinwagen auf dem deutschen Markt - auch dank des 206 CC, der als weltweit erstes kompaktes Coupé-Cabrio für Furore sorgte.

Downsizing-Benziner und neue Diesel

Noch Anfang des neuen Jahrtausends zählte Peugeot zu den stärksten Importmarken mit einem Modellprogramm, das jede Nische abdeckte und es übertrieb als bis zu vier Modelle in einer Klasse miteinander konkurrierten. So wurden die Kleinwagen 107, 1007, 206 und 207 parallel angeboten. Heute ist die Palette übersichtlicher und ganz auf die Reduzierung von Verbrauch und Emissionen ausgerichtet. Während der teure Diesel-Hybridantrieb und der elektrische Kleinstwagen iOn nur wenige Käufer gewannen, punktet Peugeot umso eindrucksvoller durch Downsizing-Benziner und neue Diesel, die mit "Best in Class"-Verbrauchswerten beeindrucken. Viele Veränderungen in den vergangenen 80 Jahren, doch eine Konstante bleibt: Der Löwe bemüht sich beständig, zu brüllen.


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KOMMENTARE


Michael Kühn

09.11.2016 - 16:23 Uhr

Für mich ist es Klar !!! Frankreich konnte und kann auch heute sehr gute Autos bauen !!! - Jederzeit würde ich einen Franzosen einem frontangetriebenen BMW oder Mercedes oder Opel u. Ford vorziehen. - Leider aber bin ich ein Heckantriebler-Fan.So werden wir wohl nicht ins Geschäft kommen. - MK


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