Stellantis: Ein dynamisches Unternehmen

Stellantis will weiter wachsen. Helfen sollen dabei Transporter und E-Fahrzeuge. Ein Interview mit Lars Bialkowski, Managing Director Stellantis Germany. AH: Herr Bialkowski, wie bewerten Sie das Abschneiden der Stellantis-Marken in 2024? L. Bialkowski: Der Markt ist in diesem Jahr etwas stabiler, als viele erwartet hatten. Das wurde sicher auch vom einen oder anderen Wettbewerber getrieben. Wir haben uns für dieses Jahr vorgenommen zu wachsen. 2023 war unser erstes Jahr in der neuen Aufstellung. Wir mussten im vergangenen Jahr zunächst unsere Prozesse etablieren. Deshalb war Wachstum für 2024 eine klare Vorgabe. Wir waren also vom Start an vorn dabei und haben den Handel gut unterstützt. Fast alle Marken sind grundsätzlich auf Wachstumskurs. Mit einem Marktanteil von 13,8 Prozent sind wir im bisherigen Jahresverlauf bis Ende August um 1,5 Prozentpunkte über Vorjahr. Das ist ein starker Anstieg. Klar wissen wir, dass wir 2023 mit bestimmten Marken nicht auf unserem Niveau waren. AH: Vor allem Opel konnte zulegen. L. Bialkowski: Zweifellos. Das wurde zusätzlich durch ein erfolgreiches Nutzfahrzeuggeschäft getrieben. Den größten Sprung in absoluten Zahlen haben Peugeot und Citroën vor allem im Handelsgeschäft gemacht. Beide liegen deutlich über zwei Prozent Marktanteil. Hier müssen wir das Momentum erhalten. Der Handel hat sehr gut mitgezogen. Unsere Verkäufer müssen sehen, dass wir wollen und am Gas sind. Wir haben sicher noch Baustellen, die wir lösen müssen. Wir sind aber im Marketing und Vertrieb sehr aktiv. Ich möchte mich dafür bei den Händlern ausdrücklich bedanken, obwohl wir noch Herausforderungen haben. AH: Was ist mit Fiat? L. Bialkowski: Die Marke hatte sicher den schwersten Stand gegenüber dem Vorjahr. Wir warten noch auf Produkteinführungen wie den Grande Panda und beim 600er fehlen noch Varianten. Wir mussten 2024 die 500er Bestände noch abverkaufen. Das hat mit attraktiven Angeboten gut geklappt. Wir sind jetzt mit Fiat bei einem Elektroanteil von fünf Prozent und konnten also gut zulegen. AH: Der Marktanteil von Jeep ist auch deutlich gesunken. L. Bialkowski: Der Marktanteil hat mit 0,4 Prozent die Erwartungen erfüllt. Vergangenes Jahr hatten wir durch die Auslieferungen des Avengers 0,7 Prozent Marktanteil erreicht. Wir wollen dieses Niveau wieder erreichen. Die Marke erfordert intensives lokales Marketing. Hier werden wir investieren. AH: Wie geht's der Premiumsparte? L. Bialkowski: Unsere Händler sind grundsätzlich im Wachstumsmodus. Bei DS Automobiles wollen wir mehr Schwung reinbringen und das Netz ausbauen. Wir haben hier eine kleine Delle aufgrund des Wegfalls der Bafa-Förderung. Insbesondere Alfa Romeo ist auf einem guten Weg. Mit dem Junior haben wir jetzt ein tolles Produkt im Markt, das die Marke nach vorn bringen wird. Alfa Romeo hat ein gehöriges Potenzial. Bei Lancia stehen der Plan und das Netz. Wir werden in Kürze starten. Fokus Nutzfahrzeuge und E-Mobile AH: Die IAA Transportation hat gezeigt, dass jeder Anbieter stark auf Transporter setzt. L. Bialkowski: Bei den LCV (Light Commerial Vehicle) liegt Stellantis bei 23,3 Prozent Marktanteil von Januar bis August. Das ist ein Wachstum um 3,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Wir sind als Gruppe Marktführer in Deutschland. Das war vor einem Jahr noch nicht denkbar. Unsere Wachstumspläne haben also gut funktioniert. Wir wollen noch besser werden und können das auch. Hier gibt es konkrete Pläne, weiter zu wachsen. Das Geschäft ist im Fokus. Nehmen wir die größten Brands Opel und Fiat. Hier werden wir den Handel weiter qualifizieren. Es geht vor allem um die lokale Marktbearbeitung. Dafür ist auch eine entsprechende Verfügbarkeit notwendig. Die Lieferprozesse müssen von unserer Seite deutlich verbessert werden. Kundennähe schaffen wir auch durch die konkrete Schärfung der Verkaufsprogramme. AH: Das Elektrogeschäft ist rückläufig. L. Bialkowski: Das hat sich mit dem Wegfall der Prämie eingestellt. Der echte Markt B2C liegt aktuell vielleicht bei 40 Prozent der tatsächlich erfolgten Neuzulassungen. Der Markt wird aber wieder wachsen. Wir müssen die CO2-Ziele erreichen. Dafür gibt es entsprechende Pläne. Nach einem schwierigen Start haben wir die einzelnen Marken entsprechend gefördert. Am stärksten ist derzeit Fiat. Opel hat im August einen sehr guten Marktanteil geschafft. Klar liegt die Nachfrage in einem extrem preisorientierten Modus. Das ist der Markt. Wir haben mit unseren BEV-Produkten überzeugende Argumente. Dazu zählt der Citroën ë-C 3 ab 23.900 Euro, der damit im Segment ganz weit vorn ist. Das wird dazu führen, dass sich Kunden, die bisher aus preislichen Gründen nicht an Elektromobilität gedacht haben, dem Thema zuwenden werden. Technologien setzen sich nur dann durch, wenn sie einen Preispunkt berühren, der auf Akzeptanz stößt. Auch der Opel Frontera wird mit einem sehr lukrativen Preis angeboten. Mit dem E-3008 haben wir ein Auto mit Reichweiten, die gewerblich oder privat alle Fahrten im normalen Leben abdecken. Wir befinden uns in einem wettbewerbsintensiven und subventionsfreien Markt. Die Preise von ICE-Fahrzeugen und BEV harmonisieren sich zunehmend. Wir können unsere Kompetenz im batterieelektrischen Bereich bei Flotten und privaten Kunden damit voll ausspielen. Die größte Rolle hat der Handel, der bislang einen klasse Job gemacht hat. AH: Wie soll es weitergehen? L. Bialkowski: Wir sind auf einem guten Weg. Wir werden den Bereich Nutzfahrzeuge weiter ausbauen. Die Elektrifizierung spielt eine übergeordnete Rolle. Unser Ziel ist es, den CO2-Footprint gegen null zu bringen. Das heißt 100 Prozent Elektroanteil im Jahr 2030. Der Kunde bekommt im Rahmen der politischen Vorgaben alles außer Diesel. Unabhängig davon sind wir offen für jede Technologie. Jede Umsetzung von neuen Technologien läuft in Wellenform. Am Ende verkaufen unsere Verkäufer unsere Produkte und das erfordert Überzeugung. Daran arbeiten wir. Der Wettbewerb ist außerdem in einer neuen Phase. Hier setzt sich der Beste und Schnellste durch. Beurteilung Mitbewerber AH: Wie beurteilen Sie die neuen Anbieter aus China? L. Bialkowski: Wir haben nichts gegen Wettbewerb. Die Preispunkte haben sich zunächst nach unten verschoben, das hat sich aber wieder normalisiert. Stellantis ist mit der neuesten Marke Leapmotor, hinter der ein chinesischer Anbieter von BEV steht, in Form eines Joint Ventures ab jetzt am Start. Wir bieten mit global 350 Standorten und 40 auch in Deutschland in der ersten Phase ein breites und ausgereiftes Händlernetz. Wir haben zunächst das elektrische A-Segment-Auto T03 und das elektrische D-SUV C10 im Programm. Das ist eindeutig eine Bereicherung für unsere Palette, gerade auch für unsere Kundinnen und Kunden, die erschwingliche E-Mobilität suchen: Der C10 ist ab einem Preis von 36.400 Euro oder einer Leasingrate ab 379 Euro erhältlich, den T03 bieten wir ab einem sehr attraktiven Preis von 18.900 Euro (jeweils zzgl. Überführungskosten) oder einer Leasingrate ab 169 Euro (jeweils ohne Anzahlung) an. Die Resonanz der Händler ist sehr positiv. Wir arbeiten jetzt an einer intelligenten Kommunikationsstrategie. Darauf freuen wir uns. Das wird ein Erfolg. Mit unseren neuen Produkten sind wir für 2025 gut aufgestellt. AH: Manche sind der Meinung, Stellantis habe sich mit dem Transformationsprozess zu viel vorgenommen. Wann wird die Integration abgeschlossen sein? L. Bialkowski: Wie weit wir mit der Transformation gekommen sind, möchte ich prozentual nicht bewerten. Wir haben noch einiges zu tun, um die gesamte Markenkonstruktion in einem komplett professionalisierten Prozess zu überführen. Wir haben allerdings große Fortschritte gemacht. Das wird inzwischen auch vom Handel wertgeschätzt. Wir sind auf Wachstum ausgerichtet und das bringt natürlich eine gewisse Spannung mit sich. Stellantis ist ein dynamisches Unternehmen. Es kommen jetzt noch Lancia und Leapmotor. Wir bauen den Nutzfahrzeugbereich aus. Wir fordern viel. Im Gegenzug bieten wir eine zukunftsträchtige Markenfamilie. Wir haben viele Dinge schon sehr weit nach vorn gebracht. Stellantis-Netzentwicklung AH: Wie beurteilen Sie das Netz? L. Bialkowski: Wir haben inzwischen eine sehr gute Struktur erreicht und sind an einer konstanten Abdeckung der Vertriebs- und Servicestandorte interessiert. Das sorgt für Kundenzufriedenheit und Kundennähe. Wir haben jetzt 1.200 Vertriebsstandorte, davon 900 für Nutzfahrzeuge, und 2.300 Servicepoints. Wir setzen die Multibrandstrategie mit Augenmaß um. Da ist schon viel passiert. Die Skalierung des Handels wird sich fortsetzen. Klar ist, dass der Handel dafür mehr Zeit braucht. Es geht zum Beispiel um das Thema Personal. Dafür haben wir Verständnis. Wichtig ist ein Dialog, wie sich etwas gestalten lässt. Hier sind wir alle schlauer geworden. Es muss immer von allen gewollt sein. AH: Wo gibt es Open Points? L. Bialkowski: Wir sind mit unseren Marken schon sehr nah an unseren Kunden, haben aber weiterhin Open Points, die wir unbedingt besetzen wollen. Daran arbeiten wir. Das ist ein strategisches Ziel für 2025. Insgesamt sprechen wir für unsere Marken über mehr als 50 Märkte, die wir zusätzlich besetzen wollen. Wer sich dafür interessiert, kann sich jederzeit an unseren Netzverantwortlichen Ruven Waldner (ruven.waldner@stellantis.com) wenden. Echte Agentur kommt 2026 AH: Wie ist der aktuelle Stand bei der echten Agentur? L. Bialkowski: Wie wir bereits kommuniziert haben, werden wir das New Retailer Model (NRM) für alle Marken einführen. Über den Start werden wir den Handel sechs Monate im Voraus informieren. Wir haben gleichzeitig die Verträge bis Ende 2026 verlängert. Das sorgt für planerische Sicherheit, die sehr wichtig ist. Wir könnten auch früher starten, wenn die Voraussetzungen gegeben sind. Der Rahmen ist jetzt allerdings gesetzt und wir haben keinen Handlungsdruck. Wir sind auch im regen Austausch mit den drei Testmärkten in Belgien, den Niederlanden und Österreich. Hier geht Qualität vor Geschwindigkeit. AH: Was spricht für die Agentur? L. Bialkowski: Wir sind davon überzeugt, dass die Vorteile für den Handel und für uns überwiegen. Es gibt hier auch eine grundsätzliche Einigkeit mit den Händlerverbänden. Für mich ist allerdings wichtig, dass wir uns im Jahr 2024 auf den Markt, das Geschäft, Wachstum und die Organisationsentwicklung konzentrieren. AH: Herr Bialkowski, herzlichen Dank für das Gespräch.

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