HB ohne Filter vom 9. Oktober 2015
Heute: "VW-Dieselgate" – Die Fortsetzung, EU-Datenschutz - ein Meilenstein, Kundenmonitor Deutschland 2015, GW-Marktstrukturen in Deutschland, Manfred Eggert zum 65. Geburtstag.
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09.10.2015Heute: "VW-Dieselgate" – Die Fortsetzung, EU-Datenschutz - ein Meilenstein, Kundenmonitor Deutschland 2015, GW-Marktstrukturen in Deutschland, Manfred Eggert zum 65. Geburtstag.
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"VW-Dieselgate" – Die Fortsetzung
Es waren gleich vier markante Scheiben, die im VW-Betrugsskandal diese Woche geschnitten wurden. Zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung setzte Wolfsburg nicht nur in "Bild" markige Zeichen. Wo sich die Kampagne gerade noch drehen ließ, kam ein ganz anderer Text zustande.
Werbekampagne zur Wiedervereinigung
Heute, Montag, fand vor 20.000 Werkern in Wolfsburg eine Betriebsversammlung statt. Die IG-Metall stattete dazu tausende Mitarbeiter mit T-Shirts "Ein Team. Eine Familie. Volkswagen“ aus. Früher schrieben die Profis des VfL Wolfsburg bei Betriebsversammlungen Autogramme. Das lief nun ohne Spieler ab. Dieselgate erreicht nun auch den konzerneigenen Verein, der jährlich bislang mit hohen zweistelligen Millionenbeträgen bedacht wurde. Der IG-Metallvertreter Hartwig Erb Richtung Management: "Es wird Zeit, dass sie Arsch in der Hose zeigen." Der Neue, Matthias Müller: "Ich bin ganz offen zu ihnen: Das alles wird nicht ohne Schmerzen gehen. Das ist klar." Damit ist alles gesagt! Die Mitarbeiter bangen um ihre Jobs.
Kaum zu glauben, die Hausbank von Volkswagen, die Deutsche Bank, meldet sich am Mittwoch zu Wort. Ein Top-Manager: "Kein einziges VW-Aufsichtsratsmitglied ist unabhängig." Der Wechsel des Finanzvorstands Hans Dieter Pötsch an die Aufsichtsratsspitze passe nicht zur Corporate Governance. Henning Gebhardt: "Man muss hinterfragen, welche Rolle Ferdinand Piech gespielt hat und welche Kultur er etabliert hat." Und zum neuen Vorstandschef: "Müller ist aus demselben Stall. Das wirft Fragen auf." Wer sich als großer Vermögensverwalter so offen äußert, hat dazu gute Gründe. Neuer Realismus bei der Deutschen Bank!? Bei 6,2 Milliarden Euro Quartalsverlust. Auch da wird aufgeräumt.
Die Eingaben von Volkswagen bezüglich der Nachbesserung der vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselfahrzeuge an das KBA sind gemacht. Ab Januar 2016 soll die Rückrufaktion losgehen. Die Aktion wird sich aber lange ins Jahr ziehen und damit Kundengespräch bleiben. Es war mit die wichtigste Botschaft, die von der ZDK-Bundestagung 2015 diese Woche durch den ZDK-Präsidenten Jürgen Karpinski diplomatisch angekündigt wurde: "Ich hoffe nur, dass die Berechnung auch stimmt." Es ist hinlänglich bekannt, dass die Gewährleistungs-Garantie-Verrechnungssätze alles andere als Freude machen. Was nützt eine hohe Werkstattauslastung, wenn unterm Strich durch die Autohäuser noch draufgelegt werden muss? Am Donnerstag, den 8. Oktober, räumt der amerikanische VW Chef Michael Horn vor dem Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses ein, im Frühjahr 2014 über das Diesel-Abgasproblem in Amerika informiert worden zu sein. Was dann bis zum 3. September 2015, der offiziellen Enthüllung durch die EPA, im Hause Volkswagen getan wurde, das wissen die Götter. Oder Herr Piech? Man höre in Deutschland genau hin, der besagte US-Ausschuss, Politiker (!), fordert vor allem Entschädigung für Autohändler (!) und Kunden. Dazu ist weder vom deutschen VW-Händlerverband noch vom ZDK zumindest öffentlich (noch) nichts zu vernehmen.
EU-Datenschutz - ein Meilenstein
Das Urteil des EU-Gerichtshof in Luxemburg zeigte diese Woche via Amerika auf, dass die digitale Revolution nicht mit absoluter Datenfreiheit gleichzusetzen ist. Das Gericht akzeptiert den Datentransfer von Europa in die USA nicht mehr uneingeschränkt. Und so sind Daten nicht mehr dem beliebigen Zugriff u.a. von US-Überwachungsprogrammen ausgeliefert. Mit diesem Urteil wird der Grundrechtsschutz in der Europäischen Union zu einem gemeinsamen Projekt. Und Europas Stärke ist nun mal u.a. die Stärke seines Rechts. Allerdings gingen ja Europas mächtigste Politiker vor den Amerikanern beim Datenschutz in die Knie. Und selbst die Kanzlerin ließ sich mit überschaubarer Empörung abhören! Bitte, ein österreichischer Student namens Max Schrems hat dieses Urteil herbeigeführt. Toll, für die Politiker aber doch beschämend.
Kundenmonitor Deutschland 2015
Man muss den ewigen Testern der Hersteller/Importeure mal einen Kontrapunkt entgegensetzen. Hinter dem jährlich durchgeführten "Kundenmonitor" steht eine Befragung von 30.000 deutschen Verbrauchern. Danach geben diese ihren Kfz-Werkstätten 2015 die Note 1,9. Sprich, die Verbraucher sind "vollkommen zufrieden". Oder schauen sie sich den DAT-Report an, der über die GfK erstellt wird. Wie fallen hier die Zufriedenheitsgrade mit dem Service aus?
Kundenmonitor 2015
DAT-Report 2015
Und dann kleben einige Marken immer noch daran, die Zufriedenheitsergebnisse zum Margenbestandteil zu machen. Bei BMW macht das zwei Prozent der Neuwagenmarge aus. Welch eine Willkür. Man unterlegt subjektive Kundenaussagen mit einer "objektiven" Zahlung!
Margenpraxis Kundenzufriedenheit
Hersteller führen aber noch ganz andere Arten von "Mystery-shopping" durch, und zwar nicht bei der eigenen, sondern anderen Marken. Laut Zulassungsstatistik ist hinlänglich bekannt, welcher Händler mit welcher Marke überm Bundesschnitt liegt. Man testet dort, um den besten Verkäufer ausfindig zu machen. Der wird dann zum Konvertieren bewogen. So schafft man auf Sicht auch hohe Kundenzufriedenheit!
GW-Marktstrukturen in Deutschland
Zahlen sprechen Fakten! Zahlen zeigen Dimensionen. Zum 1. Januar 2015 hatten wir 44,4 Millionen Pkw auf Deutschen Straßen. Nachstehende Abbildung zeigt die Bestandsdimension für die einzelnen Marken. Fast zehn Millionen bzw. 21,5 Prozent - siehe Spalte 2 - stammen aus Wolfsburg. Die Spalten 4 und 5 zeigen die Abweichungen zum Vorjahr. Prozentual hat mit 16,2 Prozent Dacia im Bestand am stärksten zugelegt. Man beachte Skoda, Porsche, Hyndai, Jeep u.a. Chrysler, Daihatsu, Lancia, Saab stehen auf dem absteigenden Ast. Für jeden Händler lassen sich daraus Neuwagen-, Gebrauchtwagen- und Servicepotenziale ableiten. Ein Drittel des Fahrzeugbestandes, also 14,6 Millionen Pkw sind bis zu vier Jahre alt. Dahinter steckt das Kerngeschäft des Markenhandels. Ein weiteres Drittel ist zwischen fünf und neun Jahre alt. Dahinter steht die noch einzig mögliche Wachstumsrate im Service für den Markenhandel. Zwangsläufig ist das letzte Drittel der Fahrzeuge zehn Jahre und älter. Man spricht hier auch von der "Überalterung" des Fahrzeugbestandes.
Was hier für den Gesamtbestand aufgeführt ist, gibt es heute für jeden Händler als regionale Ausgabe. Sprechen wir von Marktpotenzialausschöpfung eines Autohauses, so sollte dieses 60 Prozent der Fahrzeuge der vertretenen Marke seiner Region als regelmäßiger Kunde im Hause haben. So die Zielsetzung!
Manfred Eggert zum 65. Geburtstag
Es gibt in Deutschland Phänomenhändler. Zu ihnen gehört Manfred Eggert. Er feierte in Bergen auf Rügen nicht nur das 25-jähriges Firmenjubiläum seiner Gruppe, sondern zeitgleich seinen 65. Geburtstag. Er war 1991 der Erste, der auf Rügen ein neues Autohaus baute. Seine erste Automobilmarke war Hyundai. Das war damals eine sehr mutige Entscheidung. Und da glänzte Manfred Eggert über Jahre als Deutschlands größter Hyundai-Händler. Weshalb er auch über Jahre im Hyundai-Händlerbeirat tätig war.
Eggert setzte auch früh auf Mehrmarkenhandel und expandierte mit weiteren Standorten in Stralsund und Greifswald. 1996 kam die Marke Opel, 2001 Skoda, 2003 Saab, 2006 Nissan, 2008 BMW und 2011 Mini hinzu. Seine Tochter Constance macht heute die Geschäftsführung in den BMW-/Mini-Betrieben. 2004 erhielt der Jubilar den Mittelstandspreis der Oskar-Patzelt-Stiftung. Und wer kann schon darauf verweisen, die Kanzlerin in seinem Autohaus gehabt zu haben. Manfred Eggert schaffte dies 2007. Heute beschäftigt der Jubilar 200 Mitarbeiter und erwirtschaftet mit ihnen 50 Millionen Euro Umsatz.
Verschiedene Redner aus Politik und Wirtschaft würdigten im Rahmen der offiziellen Geburtstagsfeier das unternehmerische wie gesellschaftliche Engagement, das Sponsorentum des Hauses wie die vielfältige Gastfreundschaft des Jubilars, die er vielen auf Rügen zuteil werden ließ. Zu den Branchengratulanten gehörten der frühere Hyundai-Geschäftsführer Karl-Heinz Engels. Von der CarGarantie der Regionalvertriebsleiter Gustav Oehler, IT-Lieferant Clemens Betzemeier. Opel war von Rüsselsheim aus mit Klaus-Peter Kliebe vertreten. Im Bild Maik Kynast, der Vertriebsleiter der Santander, bei seiner Ansprache. Er schilderte die frühe Zeit der Grenzöffnung, als er Manfred Eggert im Außendienst betreute. AH-Herausgeber Prof. Hannes Brachat überbrachte die Glückwünsche des Verlages und dankte dem Jubilar für das langjährige hervorragende Zusammenwirken. Herzliche Gratulation!
Manfred Eggert (re) mit Maik Kynast, Vertriebsleiter Automobil bei der Santander Consumer AG
Spruch der Woche:
"Der Diesel ist – ebenso wie die Elektromobilität – eine Zukunftstechnik mit großer Bedeutung für die Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland." (VDA-Präsident Matthias Wissmann)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de