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HB ohne Filter vom 15. Januar 2016

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Branchen-Herausforderungen 2016 – Sisyphos komplexe, Digitalisierung im Autohandel, Perpetuum Mobile - VW-Dieselgate, Classic Car Museum Safenwil, Besondere Weihnachts- und Neujahrsgrüße.

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Datum:
15.01.2016

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Heute: Branchen-Herausforderungen 2016 – Sisyphos komplexe, Digitalisierung im Autohandel, Perpetuum Mobile - VW-Dieselgate, Classic Car Museum Safenwil, Besondere Weihnachts- und Neujahrsgrüße.

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Branchen-Herausforderungen 2016 - Sisyphoskomplexe

Die Rekordmeldung über 3,2 Millionen Neuwagen in 2015 wird als Branchenhype ausgerufen. Der Mengenrekord trügt! Das "Was" in Ehren, strategisch sollten wir aber 2016 viel, viel stärker auf das "Wie", die Qualität der Geschäfte setzen. Man rufe den Rekord der Tageszulassung, die größte Geldvernichtungsanlage und Restwertvernichtungsmaschinerie auf, und vieles von dem automobilen Rekordjahr 2015 wird relativ! Es waren im Branchenschnitt 30 Prozent (!) der Neuwagenzulassungen. Honda führt die Liste mit 60 Prozent an. Volkswagen und Audi sind ebenso mit 30 Prozent dabei. Dann heißt es immer, der "private Neuwagenzulassungsanteil" sinkt. Wen wundert es, nachdem die Hersteller/Importeure neben der taktischen Vertriebsschiene die Zahl ihrer Direktverkäufe mehren. Dazu gehören - je nach Markenregelung - zahlreiche Flottengeschäfte, Großabnehmergeschäfte über Leasingfirmen, die Fahrzeuge über die Autovermietungen, die Dienst- bzw. Werkswagen, die Jahreswagen, Behördenfahrzeuge und die Mengen über die eigenen Niederlassungen.

Sie sehen in nachstehender Abbildung die Branchen-Herausforderungen 2016. Ich werde diese zusammen mit meinen Kollegen auf der Kongressreihe "Perspektiven" der AUTOHAUS akademie mit zahlreichen Impulsen bearbeiten. Das Motto der Veranstaltung: "Mit Werten in Führung bleiben!" Weitere Details unter www.autohaus.de/akademie

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Herausforderungen 2016

Digitalisierung im Autohandel

Nennen wir die Spezies "EU-Vermittler". Wer immer im Auftrag eines Käufers in Deutschland oder in Europa ein Fahrzeug sucht, darf daran nicht gehindert werden. Es spielt keine Rolle, über welchen Vertriebskanal dies geschieht. Dieses Handeln im Kundenauftrag stellt auch dem Kartellamt gegenüber niemand in Frage. Werfen wir einen Blick auf die Handelslandschaft. Ford, Fiat, Mazda, Toyota, aktuell Audi und Volkswagen, sie alle trennen sich von ihren ständigen Vermittlern, Agenten, sprich B-Netzen. Nun hat sich eine Spezies von "freien Auto-Vermittlern" zwischen die Hersteller und Kunden geschoben: die "freien Neuwagenbörsen" wie Meinauto.de, Autohaus24.de, Sixt-neuwagen.de u.a. Jetzt hat das Bundeskartellamt entschieden, dass Kfz-Händler mit diesen freien Neuwagenvermittlern zusammenarbeiten dürfen. Da ist zunächst nichts dagegen zu sagen, so es sich um Kundensuchaufträge handelt. Tatsache aber ist, dass beispielsweise Meinauto.de Partnerverträge mit Autohändlern abgeschlossen hat, die ein dauernden Vermittlerverhältnis darstellen. Und das sollen die Hersteller/Importeure nicht unterbinden dürfen? Ein Hammer!

Offensichtlich geht es dem Kartellamt nicht um fairen Wettbewerb, sondern nur um Preis, Preis und nochmals Preis. Der ZDK ist dabei, abermals mit dem Kartellamt über deren Rechtsauffassung zu verhandeln. Es hat schon seinen Grund, weshalb diese Börsenbetreiber ihre liefernden Händler im Verborgenen halten. Das ist in Wahrheit wohl ein raffiniertes, dem Kunden gegenüber aber kein sauberes Geschäftsgebaren. Schauen sie sich mal den Vergleichsrechner bei Autohaus.24 an:

© Foto: Autohaus24.de

Oder schauen sie sich das Modell Sixt-neuwagen an, das über die Leasingfirma Sixt gefahren wird. Dort lautet die Offerte: "Mit über 40 Jahren Leasingerfahrung handeln wir für unsere Kunden Top-Konditionen aus - damit Sie bis zu 56 Prozent sparen können. Unsere Erfahrung ist Ihr Neuwagenrabatt." So redet einer, der ohne aufwändige Verkaufsräume, ohne Standards auskommt und als Sixt mit seiner gesamten Einkaufsmacht bei den Herstellern/Importeuren gefragte Mengen abgreift. Sie tragen Null Risiko und machen den klassischen Markenhandel zu ihrem Showroom. Dort werden dann durch die Interessenten Beratungsleistungen erschnorrt und über die Börse die Preislandschaft nach unten gezogen.

 

© Foto: Autohaus24.de

Dieses Phänomen durchleben andere Branchen auch. Man muss das aber weiterdenken. Das führt dazu, dass Online Offline schluckt und man sich wundert, weshalb die Innenstädte immer mehr veröden und die Immobilien dort auf Dauer zu "Ruinen" werden. Ist das eine gute Entwicklung? Und das ist der tiefe Grund, weshalb für den Online-Handel Spielregeln aufzustellen sind, innerhalb dessen sich eine gesunde Onlinewelt entwickeln sollte. Das fängt beim Datenschutz an und hört beim Hacken auf! Ich kann die Hersteller/Importeure nicht verstehen, weshalb sie die Notwendigkeit der GVO-Regelung zum Thema "ständige Vermittler" beim Kartellamt nicht darzustellen wissen. Im Umkehrschluss müsste ja auch jeder Händler legitimiert sein, ohne Zustimmung des Herstellers ständige Vermittler einsetzen zu dürfen.

Perpetuum Mobile - VW-Dieselgate

Seit 18. September 2015 laufen nun in der VW-Abgasaffäre die Ermittlungen. Schnellstmöglich soll aufgeklärt werden, so lautete damals die Ankündigung. Das größte Wirtschaftsstrafverfahren in der bundesdeutschen Geschichte soll noch mindestens ein Jahr weiterlaufen. Als Normalsterblicher tut man sich schwer damit, dass eine Staatsanwaltschaft so lange braucht, um eine Anklage gegen den oder die Täter zu erheben. 

Auf der Automesse in Detroit, auf der VW Jahr für Jahr mit großem Engagement versucht, für den amerikanischen Markt Boden gut zu machen, trat nun erstmals der neue Konzernvorstandsvorsitzende Matthias Müller auf: "Ich bitte um Entschuldigung für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist." In einem Interview mit dem US-Sender NPR spricht dann der Konzernchef in Folge von einem "technischen Problem", von einem "Versäumnis". Müller meinte weiter: "Wir haben nicht gelogen." Mary Nichols, die Chefin der kalifornischen Umweltbehörde Carb sieht das ein bisschen anders: "Volkswagen hat die Entscheidung getroffen, bei Abgas-Tests zu schummeln und hat dann versucht, das zu verstecken. Sie haben weitergemacht und haben die Lüge noch verschlimmert, und als sie erwischt wurden, haben sie versucht zu leugnen." Auf Volkswagen warten in Amerika 500 Sammelklagen, davon entfallen auf Bosch 19. Ob das hochmütige Problembewusstsein des VW-Vorstandsvorsitzenden die richtige Einstellung zur Sache ist? Manchmal ist eine Entschuldigung noch eine größere Ungezogenheit!

Classic Car Museum Safenwil

Goethe: "Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Erstaunen!" Wer wieder einmal staunen möchte, besuche das Classic Car Museum Safenwil, das die Emil Frey Classics AG letztes Jahr eröffnet hat. Es trägt einmal mehr die Handschrift des Multigenies Walter Frey, der hier mit seinem hohen Sinn für Stil, für die Liebe zum Detail, für architektonische Gestaltung, seinem besonderen Sinn von Farben und Lichteffekten bis hin zur Raumaufteilung und zur Nutzungsvielfalt einen Treffpunkt schuf, der jeden fasziniert. Eben, in Erstaunen versetzt!

Im Rahmen der Toyota-Händlertagung in der Schweiz durfte ich vor Ort live erleben, was man aus einer ehemaligen Textilfabrik machen kann. Da stehen gut 60 Old- und Youngtimer aus acht Jahrzehnten. Vor Ort werden auch Autos zum Kauf angeboten. Separat gibt es eine Restaurationswerkstatt, natürlich einen Museumsshop, im Toplevel des Hauses diverse "Besprechungsräume", eine original "Davidoff Lounge" und eine flexible Fläche, die für Veranstaltungen bis zu 600 Personen erweitert werden kann. Nachdem die Emil Frey AG in Safenwil u.a. mit seinen Importmarken vertreten ist, finden hier zukünftig auch Händlertagungen statt.

Bitte, welcher Händler wurde - wie hier an Dreikönig - auf rotem Teppich mit motivierenden Attributen Kaizen, Genchi Genbutsu, Respect und Challenge willkommen geheißen? Zum Mittagessen war für die Toyotapartner die Tafel nobel eingedeckt, runde Tische, weiße Decken, Blumenschmuck mit "Königskrone", passend zum Tag, kein Drängen am Buffet, nein, es wurde ein erstklassiges Menü serviert. Der Toyota-Geschäftsfüher Phlipp Rhomberg präsentierte mit seinem Team nicht nur neue Modelle und Zielsetzungen für 2016, sondern auch "Schwinger-König" M. Sempach, der in der Schweiz als Markenbotschafter für Toyota agiert. Ein echter Eidgenosse! Ein Stockwerk im Center ist auch der Geschichte der Emil Frey Gruppe gewidmet, von den Anfängen in der Werkstatt von Emil Frey bis heute. Ein Bild zeigt auch "Vater und Sohn", Emil und Walter Frey.

Wer gelegentlich in Sachen Auto & Emotion Defizite verspürt, möge in diesem einmaligen automobilen "Museumstempel" zu Safenwil ein Emotionsbad nehmen. Er ist danach wieder automobilistisch sauber. Auf Kurs! Weitere Details unter: www.emilfreyclassics.ch.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Besondere Weihnachts- und Neujahrsgrüße

Jeder weiß um die Mythologie von Sisyphos, dem weisen König zu Korinth, der zur Strafe einen Felsblock auf ewig einen Berg hinauf wälzen muss, der, fast am Gipfel, jedes Mal wieder ins Tal rollt. Dieses Sisyphosarbeit, eine schwere Tätigkeit ohne absehbares Ende, hat viel Ähnlichkeit mit dem Wirken des Autohändlers. Der fängt auch jeden Januar neu an zu schieben, und die zu schiebende Kugel wird jedes Jahr in der Zielsetzung noch grösser, noch schwerer gemacht. Damit das gelingt, schreiben wir uns zum Jahresschnitt ganz besondere Glückwünsche.

Eine originelle Kartenidee erreichte mich aus dem MB-Autohaus Herbrand – www.herbrand.de. Die sehr ansprechend gestaltete Karte hatte einen eingebauten Falz und ließ sich so gut zur jahreszeitlichen Zierde aufstellen. Da lag ein Booklet, das die Führungsmannschaft vereint bei der Weinlese im Weingut Meyer-Näkel im Ahrtal zeigt. Eine hochemotionale Verbindung von einmaliger Landschaft, Motiven, Naturbesonderheiten, Reben, Verarbeitung. Wenn das im Verbund mit dem "Roten" aus dem Ahrtal keine Wirkung hat! … und sagen Prost! Toll gemacht!

© Foto: Herbrand

Aus dem VW-Audi-Autohaus Gehlert in Freiburg schreibt Geschäftsführer Franz-Xaver Grünwald:

"Ein bewegtes Automobiljahr neigt sich dem Ende entgegen.
Doch eines ist sicher: es wird keinen Stillstand geben!
Nicht für Sie, denn Sie bleiben beweglich.
Und nicht für uns, denn wir sorgen weiterhin für Ihre Mobilität.
So sehr wir Ihr Vertrauen schätzen, möchten wir es immer wieder neu verdienen. Dafür arbeiten wir.
Freuen wir uns also auf ein neues Jahr der Mobilität."

Fazit:

Man kann Sisyphos auch anders interpretieren. Schauen wir auf die Spezies der Bergsteiger. Welche Mühen nehmen sie auf sich, um ganz nach oben zu kommen? Weshalb? Offensichtlich vermag der Kampf gegen den Gipfel ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns diese Gipfelstürmer als glückliche Menschen vorstellen. Autohändler gehören offensichtlich der Spezies fanatischer Bergsteiger an. Echte Controller, sprich Erbsenzähler, würden das nie machen. Sie rechnen lieber.

Auf viele Glücksmomente und automobile Bergfreuden! Das wünsche ich Ihnen 2016!

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


Franz Josef Moors

15.01.2016 - 19:10 Uhr

VW hat das gemacht, was alle Anderen auch machen, den Labortest mitallen Mitteln so zu optimieren, das man zu den Besten gehörte.Mit den tatsächlichen Verbräuchen hat das gar nichts zu tun.Seit mehr als 30 Jahren gibt es diese Differenzen zwischen Laborwert und Strassenwert und zwar bei allen.Wenn der Gesetzgeber die Anforderungen schlampig formuliert und nochschlampiger kontrolliert, muss man sich nicht wundern was dann passiert.VW hätte das nicht tun dürfen, aber die Firma ist jetzt auch nicht alleinfür die Umweltverschutzung der Welt verantwortlich.Die Krise wird für VW eine grosse Chance sein für die Zukunft. Von Zeitzu Zeit muss in so einen grossen Laden ein Molotowckoktail geworfen werden,sonst ändert sich nichts und bei VW gibt es eine Menge zu ändern.Ausgangspunkt dieser Angelegenheit ist ein ganz anderer. Im Frühjahr ging jemandauf Distanz zu seinem höchsten Angestellten und wurde dann von diesemin Verbindung von Staat und Gewerkschaft vom Hof verjagt.Ich habe noch nie erlebt, das wenn man einen potenten Eigentümer zur Seite schiebt, dass das ohne folgen möglich ist.Mit freundlichem GrussF.J.Moors


Joseph Le Bel

18.01.2016 - 11:52 Uhr

Danke für den Hinweis auf die 30% Händler- und Herstellerbeschönigung des Marktes! Klar sinkt dann auch der Privatanteil an denZulassungszahlen. Solange die Hersteller nicht den Kunden in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit stellen, sondern sich hektisch am jeweiligen Monatsergebnis orientieren, solange werden immense Wertverluste, Mondpreise in den Preislisten und vermeintliche Superschnäppchen den Markt beherrschen.


Urs Hürlimann

19.01.2016 - 13:50 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. BrachatDamit Sie nicht weiterhin einem Phantom hinterher jagen, sollten Sie sich einmal mit der Arbeit eines echten Controller’s auseinander setzen.Sie werden feststellen, dass auch der Controller mit der Zeit geht und dem Unternehmen, speziell dem Management, einen ausgezeichneten betriebswirtschaftlichen Service bietet.Durch das Zusammenwirken von Management und Controlling ist es möglich, den Gipfel zu erreichen. Gerade in der heutigen informationsüberfluteten Zeit ist es besonders wichtig, die Ziele in den Augen zu behalten und mit einer guten Navigation direkt auf die gesetzten Ziele zu steuern.Gerne gebe ich Ihnen einen Einblick in das Leben eines echten Controller‘s.Herzliche GrüsseUrs Hürlimann


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