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HB ohne Filter vom 11. Dezember 2015

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Räderknirschen in der Händlernetzstruktur, VW-Diesel – Das eigene Schicksal als Ansporn, Rote Kennzeichen - lebendiger Alltagskitt, Franz-Xaver Grünwald mit der Staufermedaille ausgezeichnet.

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Datum:
11.12.2015

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Heute: Räderknirschen in der Händlernetzstruktur, VW-Diesel – Das eigene Schicksal als Ansporn, Rote Kennzeichen - lebendiger Alltagskitt, Franz-Xaver Grünwald mit der Staufermedaille ausgezeichnet.

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Räderknirschen in der Händlernetzstruktur

In der Rückblende 2015 fällt auf, dass es einige Marken gibt, die in Sachen Netzanpassung offen operieren, andere ziehen subtile Veränderungen vor. MB wird dieses Jahr den eigentlichen Verkauf von insgesamt 63 Niederlassungsstandorten abschließen. Würzburg/Schweinfurt steht noch vor dem Abschluss, soll – wie zu hören ist – auch an die Frey-Gruppe gehen. Mercedes passt zum 1. Januar 2017 das Service-Netz an. Dahinter stehen zukünftige Kündigungsfristen von sechs Monaten, sprich, weitere Anpassungen bis zur großen Premiumoffensive 2020 werden da noch folgen. Toyota betreibt offene Netzanpassung. 100 Händler weniger, B-Netz abschaffen, nur Direkthändler. Das senkt in Summe Vertriebskosten. Oder anders, weniger Händler, pro Händler mehrere Standorte.

Klar, Netzanpassung ist mit Geld verbunden, das andere Organisationen versuchen zu umgehen. Ein Händler, der in Konkurs geht, kostet den Hersteller am wenigsten. Also werden gezielte Strategien gefahren, um dem einen und anderen systematisch die Luft abzudrehen. Beispielsweise Margensysteme von 35 Seiten Umfang, die keiner mehr durchschaut. Es werden systematisch investive Standards hochgeschraubt. Welcher Renault-Händler braucht 51 zugelassene Vorführwagen? Es werden Revisionen auf Verkaufsprämien und Garantieleistungen angesetzt, um einen gefügig zu machen.

Tatsache ist, je nach Organisation gibt es sowohl zu viele Händler als auch zu viele Servicebetriebe. Der Neu- und Gebrauchtwagenmarkt ist nahezu gesättigt, das Servicevolumen ist rückläufig und die Preislandschaft im Service lässt sich nicht uferlos nach oben drehen. ATU verlangt nun mal – gleich bei welcher Marke – für einen Reifenwechsel 20 Euro. Sprich, auch die Ertragskraft im Service ist brüchig. 

Man unterschätze die Zahl der Betriebsinhaber nicht, die ein Generationenproblem hat und ganz natürlich ausscheidet. Es gibt eine weitere Zahl von kleineren Betrieben, die den gestellten Aufgaben nicht mehr gewachsen sind. Ich möchte aber gleich dagegen halten, dass es viele Kleinbetriebe gibt, die nichts umbringen wird. Es dürfte ansonsten ja keine 18.000 freie Werkstätten mehr geben. Oder man achte auf die anhaltenden Existenzneugründungen im Gewerbe!

Und da stehen wir an einem Punkt, wo jeder selbst als Unternehmer gefordert ist, sein Geschäftsmodell zu hinterfragen. Reduziere Dich auf die reine Servicefunktion Deiner Marke und agiere beispielsweise als freier Mehrmarkenhändler. Man erhält heute über die EU jeden Neuwagen. Und den zu besseren Konditionen wie als angestammter Markenhändler. Und das ohne Standards. Wer allerdings als reiner Servicebetrieb operiert, muss wissen, dass er von der Substanz lebt. Wer keine Fahrzeuge verkauft, muss sich sein Betätigungsfeld ausschließlich über den Service schaffen. Das wiederum setzt gleichermaßen ein gutes Team voraus.

Fazit: Die Konsolidierung geht herstellergetrieben, aber auch über die Marktsättigung und den Fortschritt weiter. Sei Unternehmer! Du entscheidest, links oder rechts herum. Aber, entscheide! Mache nur das, wovon Du überzeugt bist und was sich rechnet!

© Foto: Kollage von Prof. Hannes Brachat

 

Alles ist Veränderung! Aber, viele Wege führen nach Rom!

VW-Diesel – Das eigene Schicksal als Ansporn

Einige Händler und Servicebetriebe sind in Sachen Konzern-Dieselskandal offen vorstellig geworden. Der Vorsitzende des VW-/Audi-Händlerverbandes (VAP) hat nun endlich öffentlich reagiert. Dazu gab es im AUTOHAUS Onlineblog vergangenen Freitag solche und solche Kommentare. Hilfreich ist nun das Faktum, dass die Konzernspitze diese Woche vor die Presse trat und sich zwei Stunden den Fragen der Journalisten stellte. Man könnte sich auch analog eine VW-Händlertagung vorstellen, an der sich der VW-Deutschlandchef den Fragen der Händlerschaft stellt. Nachdem es ja auch um dezidierte Rechtsfragen geht, bringt er gleich seine Experten mit. Aber nein, man würde ja unmittelbar Verantwortung übernehmen. Das ist zu gefährlich. Man schützt sich nach oben lieber vor unliebsamen Konsequenzen und drückt sich vor der Verantwortung. Die alte VW-Schule halt. Von einer Entschuldigung für das "VW-Fälscherwerkstatttreiben" ganz zu schweigen. Das wäre glaubwürdig. Und nur so ließe sich neues Vertrauen gewinnen. Das kann man ja nicht einfachbei der VW-Bank kaufen.

Konzernchef Matthias Müller: "Das wichtigste ist nun, das verlorene Vertrauen zurück zu gewinnen." Das bezieht sich ja nicht nur auf den Endkunden, sondern gleichermaßen auch auf seinen wichtigsten Kunden in Sachen Lieferantenbeziehung. Oder? Müller weiter: "Gleichwohl haben sich bei uns Denkweisen eingebürgert, die ich ablehne. Wir brauchen keine Ja-Sager, sondern Manager und Techniker, die mit guten Argumenten für ihre Überzeugungen und ihre Projekte kämpfen." Das ist eine klare Absage an die Managementstrukturen des Konzerns. Es soll nun zu Ende sein, dass bis zum letzten Splint durchregiert wird. Die Österreichischen Kaiserreichsmethoden sind nun zu Ende. In der Tat, ein Wandel! 

Aufgabe eines Verbandes, VAP wie ZDK, ist es bei einem derartigen Phänomen nach vorne zu schauen und seinen Mitgliedern Orientierung, ja Verhaltens- und damit Rechtssicherheit zu geben und zu schaffen. Auf diesem Wege tauchen immer wieder neue Fragen auf. Also gilt es neue Antworten zu geben. Es kann und darf nicht sein – bei allem gemeinsamen Wollen –, dass hier der Händler irgendwelche verwinkelte finanziellen (Rechts-)Folgen aus der Fälscherei zu tragen hat. Das wird u.a. dadurch wirkungsvoll vermieden, dass die Presse über den jeweiligen Sachstand öffentlich zum Schutz der Händler berichtet. Der Hersteller muss sehen, dass die komplizierte Materie auch an der Basis durchschaut wird und offen zur Sprache kommt. Das ist – anständig und fundiert gemacht – nur gut für die Händlerschaft. Es bilden sich durch den offenen Informationsstand eben immer auch die neuen Gleichgewichte. Und das ist eine wichtige Funktion unserer Pressefreiheit. Ergo: Wo, als in solch schwierigen Situationen kann sich ein Verband besser für seine Mitglieder profilieren?

Nun ist der VAP mit 2.400 Händlern und Servicepartnern Deutschlands größter Händlerverband. Er hat, wie der Marktführer auch, Vorzeige- und Vorbildfunktion. Morgen hat eine andere Händlerorganisation vergleichbare Herausforderungen zu bewältigen. Dann liegen Erfahrungswerte vor. Übrigens, schaut man aktuell in dieser Sache zu Skoda rüber, läuft es da sichtbar besser.

Es sei aufgrund der Rede des Konzernchefs festgehalten: Wertevermittlung ist immer ein "Top-Down-Prozess". Er muss oben beginnen, wenn er unten gelingen will. Wertevermittlung lebt von Vorbildern und muss für alle erfahrbar gemacht werden. Dass ein derartiger Kulturwandel bei über 600.000 Mitarbeiter wie im VW-Konzern Zeit braucht, ist selbstredend. Von einer denkbaren abermaligen Salzburger Konterrevolution ganz abgesehen!

Rote Kennzeichen - lebendiger Alltagskitt

Es gibt mal wieder einen neuen Verordnungsentwurf zur Veränderung der Fahrzeugzulassungsverordnung (FZV), der sich mit den "roten Händlerkennzeichen" beschäftigt. Diese dürfen ausschließlich für Überführungs-, Probe- und Prüfungsfahrten verwendet werden. Was, wenn aber beispielsweise ein ausgeliehenes Fahrzeug zurückkommt und zur Tankstelle oder zur Waschstraße zu fahren ist? Man müsste das Fahrzeug aufladen und zur Reinigung transportieren. Ein Unding! 

Auf Betreiben des Verbandes des Kfz-Gewerbes Baden Württemberg hat nun der Landesverkehrsminister Winfried Hermann am 6. November in Berlin im Bundesrat eine Initiative für eine praxisgerechte Regelung eingebracht, die mit großer Mehrheit angenommen wurde und um die Gattung "Herstellung der Betriebsfähigkeit" erweitert wird. Carsten Beuss, der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes: "Jetzt geht es darum, das Bundesverkehrsministerium sowie den Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages zu überzeugen. Wir stehen mit dem Staatssektretär im Bundesverkehrsministerium, Norbert Barthle, in direkter Verbindung. Wir wollen gleichzeitig erreichen, dass es für die "roten Kennzeichen" ein digitales Fahrzeugscheinheft gibt, um die Bürokratiekosten zu senken."

Eine sehr gute Initiative des Landesverbandes Baden-Württemberg. Die Frage sei erlaubt: Weshalb werden solch praktische Dinge nicht gleich beim neu geplanten Verordnungsentwurf berücksichtigt? Es muss an dieser Stelle man daran erinnert werden, dass die Bundesregierung aufgrund gut gehender Konjunktur derzeit so gut wie nicht ein Reformvorhaben auf die "Agenda 2020" setzt. Eben, Bürokratieabbau, Liberalisierung der Berufsgruppen Apotheker, Anwälte, Architekten und so … Derzeit wären die besten Voraussetzungen gegeben, um für "schlechtere Zeiten" vorzusorgen.

Franz-Xaver Grünwald mit der Staufermedaille ausgezeichnet

Ehre, wem Ehre gebührt! Einem Autohändler! Der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg vergibt seit 1977 an verdiente Persönlichkeiten des Landes die hohe Auszeichnung der Staufer-Medaille, und zwar für besondere Verdienste um's Ländle. Wer künstlerisch ins Schwärmen kommen möchte, schaue sich in Lorch die Grablege der Staufer an. Dort hat in der Klosteranlager der Künstler Hans Kloss in fünfjähriger Arbeit in einem Rundgemälde von 30 Metern Länge und 4,5 Metern Höhe Aufstieg und Fall der Staufer (1102 - 1268) in faszinierender Ausfertigung dargestellt. Klar, die Burg Hohenstaufen, Weinsberg - mit den Weibern! -, der Bodensee, der Dom zu Aachen mit Kaiser Friedrich Barbarossa u.a. ist darauf zu entdecken. Wirklich, eine Reise wert!

In Vertretung des Ministerpräsidenten hat nun der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon für die bekannte Freiburger Persönlichkeit Franz-Xaver Grünwald die Ehrung übernommen. Grünwald ist seit 1983 bis heute erfolgreicher geschäftsführender Gesellschafter des Autohauses Gehlert und trägt mit seinem Unternehmen auch erste Auszeichnungen der Marken Volkswagen und Audi. Salomon lobte den "klassischen Mittelständler als eine der Unternehmerpersönlichkeiten, die auf ihre Art dazu beitrug, Baden-Württemberg groß zu machen. Grünwald, ein Katholik mit protestantischen Tugenden." Neben seinem unternehmerischen Wirken sind es die serienweise guten Werke, die Grünwald über viele Jahre sozial, kulturell und kirchlich bewirkt hat. Der OB nannte dazu als Beispiel die Renovierung der Kirchenfenster im Kloster St. Peter, die städtischen Projekte wie die Landesgartenschau 1986, wiederholt den Fahrzeugpark für die Tour de France, den Dalai Lama, die Fahrzeugstiftungen für soziale Projekte in Deutschland und Polen, die mit Papstaudienzen verbunden waren. Die Ehrung fand in Anwesenheit von viel örtlicher Prominenz  in der Gerichtslaube, dem ältesten und berühmtesten Saal des Freiburger Rathauses statt. Alt-Oberbürgermeister Rolf Böhme hatte die hohe Ehrung initiiert. Herzlichen Glückwunsch!

Franz-Xaver Grünwald
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Oberbürgermeister Dieter Salomon bei der Ehrung für Franz-Xaver Grünwald

Spruch der Woche:

"Wir brauchen keine Ja-Sager, sondern Manager und Techniker, die mit guten Argumenten für ihre Überzeugungen und ihre Projekte kämpfen - die unternehmerisch denken und agieren." (Matthias Müller, Konzernchef Volkswagen) 

Mit meinen besten Grüßen zur traditionell III. Kerze im Advent

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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