HB ohne Filter vom 14. Oktober 2016
Heute: Mercedes-Benz EQ und "Jeans-Zetsche", Grüne Abgasjäger auf Schnüffeljagd, Drei Jahre BMW-Neuwagengarantie, Hohe Attraktivität der Autohäuser und Juniorenkreis Baden-Baden.
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14.10.2016Heute: Vive la Mercedes-Benz EQ – made by "Jeans-Zetsche", Grüne Abgasjäger auf Schnüffeljagd, Drei Jahre BMW-Neuwagengarantie, Hohe Attraktivität der Autohäuser und Juniorenkreis Baden-Baden.
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Vive la Mercedes-Benz EQ – made by "Jeans-Zetsche"
Offensichtlich erweitert Mercedes-Benz das Zubehörsortiment um die Rubrik "Freizeitkleidung", nachdem Konzernchef Dieter Zetsche (63) beim Autosalon in Paris in Jeans und übrigem casual look die neue Elektro-Submarke EQ ausrief. Die "Generation EQ" und die ultimative Plattform mit den vier Säulen: Vernetzung, Autonomes Fahren, Sharing und Elektromobilität werden angeblich zur neuen Revolution, zu tiefgreifendem Kurswandel in Neckar-Valley führen. Am hierarchischen Strukturhabitus in der Zentrale in Stuttgart haben die Zetsche-Jeans allerdings bislang noch nicht gerüttelt. Zu gut erinnere ich mich an die Zeiten, als Mercedes-Händler "abgemahnt" wurden, wenn sie ohne Krawatte zu einer Tagung einliefen. Zetsches neuer Freizeitlook ist wirklich ein markantes Beispiel für gesetzte Transformation. Er erinnert einen so schon etwas an Popstar Madonna, die mit ihren bald 60 Jahren meint, sich mit 30-Jährigenmessen zu müssen. Derweil wirkt sie dabei verdammt krampfig.
Wir haben in AUTOHAUS 19 - heute erschienen - u.a. den digitalen Vertrieb von Mercedes vorgestellt. Der Kunde kann direkt über das Netz bestimmte Neuwagen ordern. Der Kunde sucht den gewünschten Händler aus. Dieser macht eventuell zuvor die Probefahrt, liefert aus, ist stets direkter Ansprechpartner für den digitalen Kunden u.a. und erhält dafür eine Restprovision von 6,5 Prozent. So sieht die Regelung für das gemeinsame Pilotprojekt zwischen Hersteller und den Vertretern bis 31. Dezember 2016 vor. Mercedes betont immer wieder das digitale Zusammenwirken. Die Frage ist: wie lange?
Man kann das Ganze aber auch anders sehen. Ganz anders! Warum verkaufte Mercedes 33 seiner Niederlassungen inkl. Filialen? Um sich mittelfristig für die digitale Direktvertriebsachse vom "Ballast" frei zu schwimmen. Wenn "Jeans-Zetsche" und zwar als New-Age-Guru auftritt und EQ in Paris als Submarke ausruft, dann ist EQ eine neue Marke, wie es Smart ist und Maybach war. Eine rechtlich selbständige Organisationseinheit. Das heißt, jeder Mercedes-Vertreter muss für diese neue Marke neu anstehen! Oder anders: Es erhalten nicht mehr sämtliche Vertreter die Submarke EQ. 2025 sollen bei Daimler ca. 20 Prozent der verkauften Einheiten E-Autos sein. Und sollten je die Grünen mit ihrer Forderung durchkommen, dass ab 2030 in Deutschland ausschließlich E-Fahrzeuge zugelassen werden dürfen, würde man logischerweise die Händler ohne EQ-Vertrag systematisch und schleichend austrocknen. Daraus gilt es zweierlei zu sehen.
Jeder Vertreter muss den EQ-Vertrag erhalten. Außerdem ist die digitale Vertriebszukunft im strategischen Ansatz so zu entwickeln, dass der Handel stets direkt eingebunden ist. Da gibt es eben im Werk sicher einige "Vor-Denker", die weder den Handel noch den Kunden im Fokus haben, sondern einzig die Werksrendite. Und das ergibt im Denken und der Umsetzungspraxis eine ganz andere Himmelsrichtung!
Grüne Abgasjäger auf Schnüffeljagd
Wenn die Ministerpräsidenten von "VW-Niedersachen" und "Mercedes-Porsche-Bosch-Baden-Württemberg", Weil und Kretschmann, ein Aus für Benzin- und Dieselautos von 2030 an ablehnen, dann sind markante Zeichen gesetzt. Sprich, das kommt nicht! Kretschmann wirbt allerdings für die "blaue Plakette". Die Wirkung des Verbots, ein klimatischer Kurswechsel, lässt sich viel sinnvoller über entsprechende Abgas- und Steuerregelungen herbeiführen. Die Grünen brauchen eben mal wieder für die anstehende Bundestagswahl ein "grünes Alibi", nachdem sie mit der Streichung des Beamtenstatus für Lehrer nicht richtig vorankommen. Das Schlimme an der Botschaft: Da sind wieder einige Kräfte, auch Journalisten unterwegs, die aktuell das Auto madig machen wollen. Wir sollten das in großer Gelassenheit sehen: 80 Prozent der kompletten Mobilitätsleistung erfolgt über den Pkw. Dessen Vorzüge der Freiheit, Individualität, Komfort, Nutzungsvielfalt und Unabhängigkeit sind und bleiben unschlagbar.
Was aber vom Tisch muss, ist die Tatsache, dass nicht nur bei VW, sondern auch Dieselfahrzeuge anderer Hersteller vier bis sieben Mal so viel giftige Stickoxide ausstoßen, wie es EU-Grenzwerte erlauben. Ab September 2017 sollen die Neufahrzeuge in den EU-Staaten einem neuen Meßverfahren, PEMS (Portable Emissions Measurement System) genannt, unterzogen werden. Diese Messung soll das reale Fahrverhalten auf der Straße erfassen. Auch wenn die nationalen Aufsichtsbehörden wie das KBA in Flensburg auch zukünftig erste Adresse sind, so will man eine europäische Oberaufsicht einziehen, die pro Jahr 200 Fahrzeuge überprüft. Einigen Mitgliedsstaaten wird diese Schnüffelei förmlich stinken! Die Vertrauensebene zu den Automobilherstellern stinkt allerdings zumindest im gleichen Masse!
Man muss mal wieder daran erinnern, dass ab 2020/21 in der EU bei Neuwagen nur noch 95 Gramm CO2pro Kilometer erlaubt sind. Ansonsten werden saftige Strafen pro Fahrzeug fällig. Opel hat diese Woche sein neues Entwicklungszentrum für Antriebssysteme in Rüsselsheim in Betrieb genommen. Ein Investment von 210 Millionen Euro. Jetzt stehen dort allein 45 Prüfstände der modernsten Generation zur Verfügung. Da sollte eigentlich eine Emissionsprüfung im realen Fahrbetrieb möglich sein!
Drei Jahre BMW-Neuwagengarantie!
Werfen Sie einen Blick auf die nachstehende Garantieübersicht des ADAC. Alle Hersteller bzw. Importeure sprechen von zwei, drei, fünf (Hyundai) oder sieben Jahre (Kia) Neuwagengarantie. Die Ausnahme: BMW! Dort ist die Rede nicht von Garantie sondern von Gewährleistung. In Luxemburg aber erhalten die BMW-Fahrer drei Jahre Neuwagengarantie. Siehe Abb.
Wie das? Es mag rechtspolitisch in Luxemburg Garantie einen anderen Leistungsumfang beinhalten. Wie sich ja die EU Luxemburgs Steuerpolitik vornimmt. Die EU-Kommission hat u.a. unrechtmäßige Beihilfen an Fiat-Chrysler in Luxemburg angeprangert. Dagegen hatten sowohl das Land als auch der Konzern geklagt!
Dennoch, das Beispiel BMW zeigt, wie weit weg vom Kunden im Hause BMW gedacht wird. Oder anders, bei BMW haben die Juristen und die Erbsenzähler das Wort, aber wirklich nicht der Kunde. Der Autobauer erwirtschaftete 2015 einen Rekordgewinn von 9,2 Milliarden Euro vor Steuern. Wer diesen Haufen vor sich sieht und bedenkt, dass ein derartiger Konzern die paar Millionen Aufwendungen an Garantie- und Kulanzleistungen an Kunden gezielt juristisch eingrenzt, dokumentiert die geistige Engführung in Sachen Kundenorientierung. BMW, die Quandts wollen nicht. Dieses Armenhaus! Und siehe da, was Volkswagen möglich macht. Die Dieselmalaise macht fünf Jahre Neuwagengarantie möglich!
Hohe Attraktivität der Autohäuser
Mehr als 1.000 Personen, sprich interessierte Neuwagenkäufer haben gesprochen, und zwar zum Autokauf 2020. Puls befragte 2015. Puls befragte 2016. Trendvergleich! Frage: Werden Autos künftig im Internet gekauft? Und: Bleiben Autohändler für den Autokauf unabdingbar? Das Ergebnis: Die Bedeutung der Autohändler nimmt zu! Nochmals: Die Bedeutung der Autohändler nimmt zu! Bitte, und das in allen Altersschichtungen.
Es kommen jedes Jahr ca. 110 neue Modelle auf den Markt. Audi hat allein 42 verschiedene Modelle und möchte auf 60 aufstocken. Wer soll diese Vielfalt auf die Straße schieben? Internet? Wirklich nicht! Wer soll das sichtbare Markenerlebnis inszenieren? Internet? Allenfalls zum Teil. Wer soll sich um die Fragen der Kunden kümmern? Internet? Ja, auf Distanz, unpersönlich. Der durchschnittliche Mercedes-Neuwagenkäufer ist 54 Jahre alt. Und der dynamische, sportliche von Audi?52! Ein gigantischer Unterschied! Der Kunde will beraten sein. Der Kunde will beim Auto die Person kennen, die er danach "fassen" kann. Nicht alle, aber viele!
Juniorenkreis Baden-Baden
Es ist schon einige Zeit her, als AUTOHAUS der Kfz-Innung Baden-Baden die Gattung "Vorzeigeinnung" im Verbund mit "kollegialer Geschlossenheit" testierte. Es war die Ära des Ehrenobermeisters Herbert Bürkle. Er hat damals viel für die Fusion des separaten Landesverbandes Württemberg und Baden bzw. Süd-Baden zum heutigen LV Baden-Württemberg getan. Ich habe da mit der Kfz-Innung Baden-Baden unvergessliche Schwarzwald-Wochenenden in Erinnerung.
Jetzt macht die Innung unter dem neuen Obermeister Dieter Burkart abermals von sich reden. Tolle Idee! Die Kfz-Innung gründete einen Juinorenkreis. Das Beispiel sollte für die anderen 236 Kfz-Innungen der Branche Schule machen. Egal, in welches Verbandsgremium man kommt, ob ZDK, Landesverband oder Kfz-Innung, all diese Gremien haben eine "greise Zusammensetzung". Da ist ein Refreshing-Programm höchst nötig. Ein Drittel dieser Gremien sollte aus der Nachwuchsgeneration bis 30, ein weiteres Drittel bis 50 und der Rest der Gattung "lebende Erfahrung und Gelassenheit" angehören. Das wäre gesund! Das hätte Zukunft! Baden-Baden-Rastatt-Bühl hat sichtbare Zeichen gesetzt!
http://www.autoservicepraxis.de/rastatt-gruendet-juniorenkreis-1802800.html
Spruch der Woche:
"Auch Samsung plant ein Elektroauto. Die Technik: Ein Verbrennungsmotor!"
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Anita von Frielingen
Andreas
Bernd Schürmann