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HB ohne Filter vom 6. November 2015

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Automotiver Zehnkampf, Neue Hiobslichter für Volkswagen, 16. Tag der Automobilwirtschaft – Trends, BFC-Absolvent Bernhard Maier neuer Skoda-Vorstandsvorsitzender.

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Datum:
06.11.2015

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Heute: Automotiver Zehnkampf, Neue Hiobslichter für Volkswagen, 16. Tag der Automobilwirtschaft – Trends, BFC-Absolvent Bernhard Maier neuer Skoda-Vorstandsvorsitzender.

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Automotiver Zehnkampf

100-Meter-Lauf: Autohändler oder freie Internetplattformen, wer macht das Rennen?

Diskuswurf: Automarketing 2.0: Wer erzielt die größte Reichweite?

Kugelstoßen: Stundenverrechnungssätze als Kraftakt für Kunden und Betriebe

Hochsprung: Legt der technische Fortschritt - alternative Antriebe, Assistenzsysteme, autonomes Fahren - die Latte für Werkstatten zu hoch?

Hürdenlauf: Die jährlichen Zielvereinbarungen. Immer ein Loch höher.

400-Meter-Lauf: Gelingt der Zulassungserfolg ohne Zulassungsdoping?

Weitsprung: Mit Anlauf - jeden Tag - für den Kunden. Nutzensprünge!

Stabhochsprung: Hersteller als Coach, Händler als Athlet: Gelingen so neue Höhenrekorde?

Speerwurf: Wie sie die Autokäufer von heute und morgen exakt treffen

1.500- Meter-Lauf: Geht den Kfz-Betrieben der finanzielle Atem aus? Jede Disziplin hat Spielregeln. Und dieser Ordnungsrahmen ist virtuell noch zu erstellen!

Gerhard Lustig, Herausgeber von Lederers Medienwelt in Österreich, veranstaltete vor historischer Kulisse, in der Wiener Hofburg, mit 450 Teilnehmern obige Königsdisziplin. 2014 schrieben Österreichs Autohändler eine Umsatzrendite von 1,1 Prozent. Der Sprecher des Österreichischen Automobilhandels, Kommerzialrat, Ing. Josef Schirack: "Die Importeure hungern ihre Händler aus!Die gegebene Rendite ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. 90 Prozent der Rechte sind laut Händlervertrag auf Seiten der Importeure. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Standards nicht die Betriebsgröße berücksichtigen. Die Importeure machen aus den Standards Profitcenters und verdienen an jedem Stuhl und jeder Fliese mit. Mit neuen Sitzgarnituren und neuen Fussböden verkaufen wir aber nicht ein einziges Auto mehr. Wundert es einen, dass vielen Unternehmern unter diesen Bedingungen die Begeisterung für's Geschäft ausgeht? Einige wollen aussteigen. Sie können das gar nicht, weil kein neuer einsteigt. Sie wursteln eben in Sandwichlage weiter. Echtes, freies Unternehmertum sieht anders aus."

Die "Deutschen Leisetreter" verbandspolitischer Art mögen sich Österreich zum Vorbild nehmen!

Josef Schirack
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Josef Schirack

Neue Hiobslichter für Volkswagen

Erst Dieselgate, jetzt falsche Verbrauchsangaben zu Kohlendioxidwerten. Wie peinlich. Und das noch bei besonders sparsamen Autos ("BlueMotion"). Porsche - und damit der Vorstandsvorsitzende himself - rücken ins Licht. Jetzt muss sich schon der Bundestag mit Volkswagen beschäftigen. Bundesfinanzminister Schäuble wird sich die Kfz-Steuersubventionen direkt in Wolfsburg abholen! Der "Schwarze Freitag" vom 18. Spetember 2015 wirkt nach. Abermals im VW-Aktienkurs. Zehn Prozent Minus! Wer kommt da nicht ins Grübeln? Wer glaubt als Aktionär noch an wahre VW-Potenziale? Was kommt wohl als Nächstes? 

Klar, unglaubliche Belastungen für den Handel! In Gesprächen mit den Stammkunden kriegen die Verkäufer vieles gebogen. Man registriere mal nur den Zeitaufwand für die "Aufklärung" der Kunden. Die Kunden werden immer auf's Neue verunsichert. Und potenzielle Neukunden bleiben weg, distanzieren sich still von Volkswagen. Die Folgen davon werden die nächsten Monate zeigen! Wer trägt die Verluste daraus? 

Ich stelle mir nun eine große Handelsgruppe wie Feser-Graf in Nürnberg vor. Sobald die Rückholaktion in Sachen "Dieselgate" läuft, sind da im Hauptbetrieb am Tag zusätzlich 50 Durchgänge mit Ersatzwagenanspruch zu bewältigen. Und das soll ja alles zuvorkommend und sehr freundlich abgewickelt werden. Dafür muss eine separate Truppe mit entsprechendem IT-Background und Abrechnungsmechanismus mit dem Hersteller installiert werden. Welch ein Aufwand!

Vor vier Wochen traf ich an dieser Stelle die Aussage, dass es mich aufgrund angestammter VW-Erfahrung nicht wundern würde, wenn der Konzern die Händler an den eigenen Betrugslasten aktiv beteiligen würde. Ich rede jetzt nicht einmal vom Zeitaufwand der oben angesprochenen Verkäufer-Beruhigungspillen für die Kunden, sondern von der ganz normalen "Garantievergütung" im Rahmen der Rückholaktionen. Letzte Woche habe ich an dieser Stelle deutlich gemacht, dass die Servicepartner in Sachen Aktionen nicht in vollem Maße mit einbezogen werden. Das könnte Folgen in Sachen Gleichbehandlung, Compliance haben?!

Und die Händler werden jetzt zur Finanzierung des W+I-Paketes mit jeweils 130 Euro beteiligt. Soweit bin ich mir sicher, unter einem früheren ZDK-Präsidenten und MAHAG-Chef Fritz Haberl wäre das nicht möglich geworden. Der hätte die zehn größten Händler solidarisiert und die Kiste wäre im Wolfsburg vom Tisch gewesen. Heute sind selbst diese Händler leider untereinander nicht einmal mehr "blau"! Der Verdrängungswettbewerb hat inzwischen auch diese Ebene unsolidarisch verseucht. Da gilt heute mehr: Was kann ich einvernehmlich im Verbund mit "meinem Hersteller" tun, um meinem größten Wettbewerber, sprich Markenkollegen zu schaden?! So ändern sich die Zeiten. Besser ist das auf alle Fälle nicht.

© Foto: Juliane Schleicher

16. Tag der Automobilwirtschaft - Trends

Die Forschungsstelle für Automobilwirtschaft an der Hochschule Geislingen (IFA) hat mit den Professoren Diez und Reindl ihren renommierten Kongresstag 2016 in Nürtingen dem Thema Digitalisierung gewidmet. Premiumsprecher war Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG. Er setzte eingangs einen gewichtigen schwäbischen Modetrend - siehe Abb. Anzug ohne Krawatte! Buben, lasst diese künftig zu Hause. Spart Reinigungskosten. Ein echter schwäbischer Beitrag!

Hier gewichtige Thesen eines besonderen Tages:

  • Die großen Herausforderungen liegen in den alternativen Antrieben, Assistenzsystemen, autonomem Fahren und der Digitalisierung. Die Digitalisierung ist vorrangig!
  • Alle wollen Daten! Dahinter steht das eigentliche Wachstum.
  • Vernetzte Daten sind der Schlüssel zu einem neuen Kundenerlebnis
  • Gelingt es der Industrie und dem Handel die Schnittstelle zum Kunden zu behalten oder schieben sich da Dritte dazwischen?
  • Die Software wird alles reiten und neue Geschäftsmodelle hervorbringen.
  • Der Fahrspaß darf nicht genommen werden. Das autonome Fahren wird optional stattfinden.
  • Wir haben verschiedene MB-Niederlassungen nicht geschlossen, sondern an gute Handelspartner verkauft. (Zetsche)
  • Die physische Präsenz des Händlers ist nach wie vor sehr wichtig.
  • Aftersales lässt sich nicht über Download fixen
  • Der Diesel bleibt auch bei MB Strategie
  • Digital wird analog ergänzen, nicht ersetzen.
  • Wir brauchen ein digitales Geschäftsmodell für Neuwagen, Gebrauchtwagen, Service und Teile, als Symbiose zwischen Hersteller und Händler.
  • Die markenbezogenen Onlinebörsen beinhalten wertvolle Kundenvorteile bzw. müssen dem User einen Mehrwert bringen. Die beste Customer Experience.
  • Für das virtuelle Autohaus gilt es die personellen Voraussetzungen zu schaffen. (Online-Marketing-Manager u.a., anderes Verkaufspersonal)
  • Bei den Automobilherstellern ist ein eigenständiges digitales Vorstandsressort einzurichten
  • Der Kunde will gleichbleibende Qualität
  • Der Wettbewerbsvorteil des Herstellers gegenüber Google und Apple ist ein dichtes Händlernetz.
  • Das persönliche Produkterlebnis wird immer eine große Rolle spielen.
  • In der Digitalisierung ist Individualisierung zuzulassen.
  • Wo bleiben die eigenständigen Digitalisierungsinnovationen im Handel? Muss diese jeder Händler eigenständig entwickeln? Wo bleiben die kooperativen Ansätze diverser Händlerverbände?
  • Kunden stellen mehr und mehr die tatsächlichen Transaktionspreise ins Netz.
  • Man muss werblich andere Zugänge zum Auto finden!
  • Die Vertriebskosten eines Autos machen 35 Prozent aus. Diese lassen sich durch Internet reduzieren.
  • UK Rockar Concept – eine neue Art des Neufahrzeugverkaufs
  • In China schreitet die Vernetzung noch schneller voran als im Silicon Valley. Neckar Valley is comming.
  • Wir treten mit dem Kunden in eine Dialogform ein, wie wir ihn bisher nicht gekannt haben.
  • Die Bedeutung des Fahrzeugs ändert sich. Das Auto wird Teil des Internet.
  • Künftig wird nicht die erste Kennziffer sein, wie viele Fahrzeuge man pro Monat verkauft hat, sondern wie viele km? Die Zukunft geht nur mobil!
  • Premium ist, wenn Kunden aus dem Applestore kommen, um 650 EUR verkürzt wurden, was in anderen Stores für 240 EUR zu haben ist und die Abgezockten draußen vor der Tür trotzdem strahlen!
  • Menschen kaufen keine Produkte sondern Marken!
  • Im Verdrängungsmarkt sind Innovationen notwendig, um erfolgreich agieren zu können.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

BFC-Absolvent Bernhard Maier neuer Skoda-Vorstandsvorsitzender

Da sitzt ein junger Mann aus Schwäbisch Gmünd an der BFC in Calw in der ersten Reihe, bringt Gesellen- und eine auffällig gute Meisterprüfung mit. Er studiert nun in der Hesse-Stadt Calw an der BFC-Betriebswirtschaft. Seine Wanderschaft führte ihn in Folge nicht ins elterliche Autohaus, sondern im wahrsten Sinne des Wortes auf Wanderschaft. Als er etwas später als Niederlassungsleiter von BMW im Ruhrpott auftauchte, nahm man Notiz von ihm. Die Erfolgsleiter sollte da noch lange nicht enden. Bernhard Maier wurde Deutschland-Chef von Porsche mit Sitz in Bietigheim. Dort traf ich ihn stets einmal pro Jahr zum Interviewtermin. Offensichtlich fügte er sich in der Aufgabenstellung als Deutschlandchef so begnadet ins gesamte Konzerngefüge ein, dass er wenige Jahre danach zum Vertriebschef von Porsche berufen wurde. Auch dabei machte er "bella figura". Und das mit vielen Präsentationsverpflichtungen. Auch im Fernsehen, wie bei noblen Porsche-Clubveranstaltungen. Golf und so ...

Offensichtlich hat er mit dem neuen Konzernchef Müller bei Porsche so gut zusammengearbeitet, dass dieser ihn nun in seinen eng-vertrauten Kader zog und zum Skoda-Vorstandsvorsitzenden machte. Was fiel mir bei Bernhard Maier immer auf? Ein unbändiger Fleiß, klar strukturiert, unbeirrbar in der Umsetzung vorgegebener Ziele, höchst loyal, immer ansprechbar. Und das alles mit einer unbändigen inneren Kraft.

Bernd, ich gratuliere Dir von ganzem Herzen und wünsche Dir auch auf Deinem neuen, wichtigen Stuhl eine glückliche Hand. Du darfst mit Stolz darauf blicken, dass Du es auf der beruflichen Erfolgsleiter von allen 6.000 BFC-Absolventen Calw-Northeim am weitesten gebracht hast. Lass mich dann gelegentlich mal wissen, wie Dir der Umstieg vom Porsche 918 Spyder auf den Skoda "Roomster" in Schwäbisch Gmünde gelingt? Dafür gibt es im Konzern bestimmt eine Entschädigungsprämie?! Oder wie fängst Du diesen Abstieg mental auf? Für manchen Schwaben wird dann der Porsche wirklich zur Zierde der heimischen Garage.

Spruch der Woche:

"Die digitale Revolution provoziert geistige wie körperliche Schäden in Hülle und Fülle. Die Krankheitsbilder reichen von Depressionen bis zu Suchtsymptomen und von Schlaflosigkeit über Bluthochdruck bis zu Krebs." (Prof. Dr. Manfred Spitzer, Uniklinik Ulm, Psychiatrie) 

Mit farbigen Herbstgrüßen und Dank für eine impulsierende Woche 

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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