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HB ohne Filter: Transformierende Impulse +++ Verschwindet das Bargeld? +++ Elektronische Preisauszeichnung

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
29.03.2019

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Transformierende puls-Impulse - Top-Kongress in Hersbruck +++ Smart - die ewige Daimler-Werkstatt +++ Verschwindet das Bargeld? +++ Elektronisches Preisauszeichnungsschild

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© Foto: RealGarant

Transformierende puls-Impulse - Top-Kongress in Hersbruck

Auf dem 15. puls-Kongress in Hersbruck trafen diese Woche automobilpolitische Welten auf-, zu- und nebeneinander. Markant, die Weltmarktführer Volkswagen und Toyota. Alain Uyttenhoven, Präsident Toyota Deutschland, skizzierte die großflächige Mobilitätssicht von Toyota. Dazu brachte er "Kirobo", den Mobilitätsroboter mit. Er wird beispielsweise den Patienten im Krankenhaus auf Wunsch Wasser ans Bett bringen. Soziale Mobilität! An den Wasserstofftaxis in München, Berlin und Hamburg entwarf er die Wasserstoffsicht des Konzerns. Toyota brachte auch beim Hybridantrieb langen Atem mit und ist da heute Weltmarktführer.

Ohne Frage, es ist immer wieder hochinteressant, automobile Zukunft neu zu denken. Der Gedanke legt den Grund für die Tat. Und eben da hapert es. Wo bleibt die Digitalisierung der Vertriebsprozesse? Alain Uyttenhoven räumte zwar ein, dass man daran arbeite, das Ganze aber einen gehörigen Zeitrahmen - drei Jahre - in Anspruch nehmen wird. Dauert das nicht viel zu lange? Weiter, womit kann der Handel Geld verdienen? Uyttenhovens Antwort: Mit Service, Gebrauchtwagen, Mobilitätsangeboten, Finanzdienstleistungs- und Versicherungsangeboten. Neuwagen werden nicht aufgeführt. Offensichtlich geht der Toyota-Präsident davon aus, dass der Handel im Neuwagengeschäft nichts mehr verdienen kann. Das darf man nicht hinnehmen!

Holger B. Santel, seit 1. November 2018 VW-Deutschlandchef, skizzierte in seinen Ausführungen die Transformation 2025 und zeigte das Zusammenarbeitsmodell zwischen Hersteller und Handel auf, das im neuen Händlervertrag verankert ist. Darin soll das eigentliche Unternehmertum mit größeren Freiräumen impulsiert werden, die Profitabilität und Effizienz erhöht werden und die Kundenzentrierung als "Act as one" gemeinsam gestaltet werden. Dazu gehört die Nutzung eines gemeinsamen Datenpools (siehe Abbildung). Auch Hans Jürgen Persy, Vorsitzender des Vorstandes der Löhr & Becker AG, müsste eigentlich einen Orden dafür erhalten, wie man automobile Vertriebswelten und Branchenkomplexitäten philosophisch mit Watte bebauschen kann.

Offen gesagt, man hätte sich klare Aussagen darüber gewünscht, was aus der Syntegration mit Prof. Fredmund Malik wird oder wurde? Weshalb hat man die Sicht der Dinge auf Prof. Dr. Ronald Gleich gewechselt? Wenn dem favorisierten Verkäuferarbeitsplatz nun doch der Stecker gezogen wurde, bis wann ist mit einer digitalisierten Neuauflage zu rechnen? Zahlreiche große VW-Händler schlossen das Jahr 2018 mit markanten Verlusten ab. Auch darüber wurde kein offenes Wort verloren. Oder anders, wie sehen die künftigen Margensysteme aus, mit denen im Neuwagenvertrieb wieder Geld zu verdienen ist? Es ist schon eine gehörige Portion Radikalität, mit der VW jetzt auf die E-Mobilität setzt. Der Dieselskandal raubte die ersten 28 Milliarden Euro Zukunftsmasse. Das radikale Umsteuern auf die I.D.-Welt ist ein gehöriges Stück Abenteuer. Wie sieht bei Misslingen ein Plan B aus? Bei Volkswagen umgibt einem der Eindruck, man muss zwangsläufig mit dem Handel etwas machen, hofft aber, auf Dauer auch ohne ihn auszukommen. Da operiert Toyota als Importeur anders. Oder Mercedes-Benz hat mental ganz klare Kante für das gemeinsame Miteinander Hersteller-Handel gesetzt. Ohne Frage, es ist für alle besser, wenn über das Grundsätzliche Einigkeit besteht. So lässt sich Zukunft gestalten.

Es waren so viele weitere essentielle Beiträge auf dem puls-Kongress dabei, die einschlägig zu würdigen wären, u.a. die mediale und geniale Dimension der SIXT-Werbeagentur Jung von Matt, vertreten durch den CEO (!) Dr. Peter Figge. Eine grandiose Performance. Klar, die werblichen Videobotschaften heute in internationaler und multimedialer Ausprägung. Wie kann man seit Agenturgründung 1991 mit Erich Sixt so lange und so kreativ unterwegs sein? Dr. P. Figge: "Gewachsenes Vertrauen!" Man beachte die Selbstironie der "armen" Agenturgründer, die für Media-Markt den fürchterlichen Slogan "Geiz ist geil" erfanden. Opfer eigener Mache! "Der scharfe Erich" macht‘s halt möglich (siehe Abbildung).

Ein Kontrapunkt, er sei besonders hervorgehoben. Gerhard Lustig, der Herausgeber von A&W, das AUTOHAUS von Österreich, brachte Karin Radauer, Geschäftsführerin eines Opel- und Suzuki-Autohauses auf die puls-Plattform mit. Dass sie mit Suzuki in ihrem Betrieb in der Region einen höheren Marktanteil als VW erzielt, ist vom Ergebnis her auffällig. Woher kommt's? Karin Radauer - man müsste es im Dialekt formulieren: "Mein Vater hat immer gesagt, man hat es oder hat es nicht." Sie verkörperte die "Gattung Automobilhändler" so überzeugend, ehrlich, sie rührte die Kongressteilnehmer.

Zugegeben, ich hätte in meiner Moderation Volkswagen Financial Services ob 2,8 Milliarden Euro Rekord-Gewinn erst würdigen müssen. Immerhin stecken da international 20 Millionen Verträge dahinter. Das ist Dimension! Meine zentrale Frage aber bleibt: Wer die digitale Finanzierungsabwicklung von Check24 ansieht, fragt sich, an was die 4.500 Mitarbeiter von VW Financial eigentlich zukunftsorientiert arbeiten? Die Erkenntnis: Ankündigung mit großen Worten. Allein es fehlt die sichtbare Tat. Heißt doch einer der zentralen Malik-Punkte: Zukunft durch Gegenwartsbewältigung. Wenn man dann zur Kenntnis nimmt, dass seitens des VW-Konzerns große Kooperationen mit Microsoft und Amazon am Laufen sind, so bedarf es wenig an Phantasie, dass in diesen IT- und Clouddiensten der Automobilhandel mit drin und dran ist. Dr. Konrad Weßner und sein Team können auf eine weitere Kongressleistung sehr stolz sein. Rekordbesucherzahl 190 Teilnehmer. Gratulation!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Alain Uyttenhoven mit Kirobo

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Holger B. Santel mit dem gemeinsamen Datenpool

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Sixt und Jung von Matt

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Dr. Konrad Weßner

Smart - die ewige Daimler-Werkstatt

Es war Helmut Werner, Mercedes-Vorstandsvorsitzender, der die Fäden mit Nicolas G. Hayek, dem Erfinder der Swatch-Uhr über dessen "Micro Compact Car", dem Stadtauto der Zukunft spann. Ferdinand Piech, damals VW-Konzernvorstand, hatte die Offerte für einen gemeinsamen Stadtwagen ausgeschlagen: "Das können wir selber." Daimler macht sich nach Zwistigkeiten mit Hayek solo auf den Weg und nahm 1998 in (Smartville) Hambach Produktion und Vertrieb auf. Anfang des Monats fuhr ich über Kehl - Straßburg zur Innungsversammlung nach Trier. In Kehl kam ich am leerstehenden smart-Tower vorbei. Wie bitte? (siehe Abbilding). Zu gerne erinnere ich mich an Erzählungen von der Hebebühne-Institution Hans Nussbaum, der sein Werk in Kehl-Sundheim hat. Er hatte Anfang 2000 ff. europaweit über 7O Smart-Towers gebaut. Die "Size XXL"-Modelle waren 24 Meter hoch und hatten für 86 Fahrzeuge Platz. Ohne Frage: einzigartiges Design. Und nun soll der smart-Zauber möglicherweise zu Ende sein? Der chinesische Hersteller Geely hat schon Volvo gerettet. Jetzt soll dessen Gründer Li Shufu - inzwischen MB-Großaktionär - abermals zum Retter aufsteigen. Eine Blamage für das Daimler-Management. Nicht nur für die langjährige Smart-Chefin Dr. Annette Winkler, die stets beherzt bei der Sache war (siehe Abbildung).

Seit 20 Jahren werden bei Smart Jahr für Jahr rote Zahlen produziert. Wie viele Milliarden da inzwischen sich angehäuft haben, wird wohlweislich verschwiegen. Da kommen gewiss zehn Milliarden Euro zusammen. Sprich jährlich rund 500 Millionen Euro Verlust. Daimler brauchte für ein Nachfolgemodell 16 (!!) Jahre, also bis 2014. Und das kam in Kooperation mit Renault auf Basis des Twingo zustande. Gleiches Technik- und Motorenkonzept. Der viersitzige Smart "Forfour" wurde wie der Sportwagen Roadster eingestellt. Kleinwagen sind offensichtlich nicht Daimlers Welt. Man brachte es nicht einmal zur Forderung, dass in den Städten auf einem Parkplatz zwei Smarts parken dürfen. Schwach! Ab 2020 wird der Smart nur noch als reines E-Auto erhältlich sein. 22.000 Euro Verkaufspreis. Die Produktion soll vom französischen Hambach nach China verlegt werden. Da liegt die große Hoffnung auf dem chinesischen Markt, sprich Menge. Geplante Losgrösse waren stets 200.000 Einheiten pro Jahr. Diese wurden bislang nie erreicht. 150.000 wurden einmal eingefahren. Zetsche Nachfolger Ola Källenius hat zum Smart wenig ur-gene Verbindungen. Mag sein, dass eine Top-Idee, das Stadtauto der Zukunft vom Markt genommen wird. Das Beispiel Kehl zeigt Folgewirkung. Leerstehender Smart-Tower. Da entscheidet oben ein angestellter Manager eben möglicherweise das Aus einer Marke, und die Konsequenzen haben die Händler an der Front zu tragen. Wo bleibt der Investitionsschutz? In Österreich gibt es diesen für den Autohandel.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Leerstehender Smart-Tower in Kehl, ehemalige Smart-Chefin Annette Winkler (oben rechts)

Verschwindet das Bargeld?

Es ist so, auch die Art des Bezahlens ist digitalen Wandlungen unterworfen. Der Kunde hält sein Handy ans Terminal im Autohaus. Piep und die Kiste ist bezahlt. In Deutschland trägt nach wie vor jeder noch rund 100 Euro Bargeld mit sich. 75 Prozent irgendwelcher Leistungen werden noch in bar bezahlt. Die Deutschen kleben am Bargeld. So tief wirkt immer noch die Hyperinflation 1923 ff. Auch der Wertverfall. Der Finanzminister für Bartransaktionen allerdings eine Obergrenze festgelegt, um die Kriminalität, Drogenhandel, Geldwäsche und Steuerhinterziehung einzugrenzen.

Künftiges Zahlen läuft unsichtbar, über Fingerabdrücke und Gesichtserkennung. Das Autohaus wird auch dann zu einem virtuellen Ort. Kauft der Kunde morgen gar ein teures Produkt, wird er es in Echtzeit finanzieren können. Das allerdings, wird noch etwas dauern. Die beliebtesten Bezahl-Apps sind derzeit PayPal, Apple Pay, Cash, Google Pay, Alipay oder Samsung Pay. Fazit: Die bargeldlose Gesellschaft scheint möglich. Auf der ELN-Jahrestagung in Mönchengladbach stellte Lasse Diener von NX Technologies "bezahl.de" vor. Sein Unternehmen hat speziell für den Autohandel das digitale Bezahlsystem entwickelt. Das System ist so aufgebaut:

  • Für jeden Verkauf erhält Ihr Kunde eine automatisierte Zahlungsaufforderung
  • Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen Zahlungsarten (Überweisung, digitale vor Ort Zahlung, uvm.) für die Zahlungsabwicklung
  • Der Zahlungseingang wird automatisiert zugeordnet und allen relevanten Bereichen (Verkauf, Buchhaltung etc.) mit Echtzeit-Bezahlstatus dargestellt.

Weitere Details unter www.bezahl.de

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Lasse Diener von NX Technologies

Elektronisches Preisauszeichnungsschild

Auf der ELN-Jahrestagung gab es nicht nur grüne Borussenstadion-Impressionen bei Nacht, sondern auch eine Live-Präsentation des Entwicklers von ePAS (elektronisches Preis-Auszeichnungs-Schild), Christian Brunkhorst. Die jeweiligen Preise werden bei den betroffenen Fahrzeugen im Onlineportal erfasst und automatisch an die elektronischen Preisschilder weitergeleitet. Das ePAS ist leicht in das bestehende Netzwerk von jedem Autohaus integrierbar. Die Vorteile sind in nachstehender Abbildung dargestellt. Es sei betont, dass ePAS ein bezahlbares System darstellt und sich umgehend amortisiert. Oder anders, wo bleiben bei den einzelnen Marken die umgesetzten Konzepte? Welch ein aufwändiger Prozess wird hier nach wie vor in der Branche betrieben?

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Vorteile des elektronischen Preisauszeichnungsschilds

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ePAS-Vorstellung

Spruch der Woche:

Welcher Wolf gewinnt?

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Die Antwort von Frank Motejat: "Der, den du fütterst."

Auf ein frühlingshaftes Wochenende mit vielen Blüten 

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 5. April 2019!


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KOMMENTARE


Henry

04.04.2019 - 12:25 Uhr

Wir entfernen uns doch immer mehr marktwirtschaftlichen Kriterien. Ich wollte letzten Sommer einen Golf GTI bei einem Graf Hardenberg Autohaus für meinen Sohn kaufen und bar zahlen. War aber aufgrund hauseigen auferlegter Regeln, aus politisch voreilendem Gehorsam nicht möglich, nur mit Vorabüberweisung. Haben dann das Auto zwei Orte weiter gekauft bei einem kleineren Händler. Unvorstellbar vor 20 Jahren, dass einer kein Geschäft macht, weil er kein Bargeld nehmen will. Ich habe vor 3 Jahren einen teuren Gebrauchten ein paar hundert Kilometer von uns weg per Internet und Vorabüberweisung gekauft, bis zur Abholung war das Autohaus dann pleite. Da ich das Auto nur noch mit viel Glück und rechtlichem Beistand bekommen habe, mach' ich das nicht mehr. Klar, die Zeit der bürgerlichen Freiheit, des Bargelds, geht zu Ende, aber ich bin gestern schon, Gott sei Dank , 54 Jahre alt geworden.Die Zukunft wird arg trist, grau, langweilig und penibelst überwacht werden.


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