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Heute: Beste Kfz-Werkstätten 2017/2018, Österreichische Verbandsaktivitäten, Automobiles Wittenberg, VW-Dieselfinale.
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09.06.2017Heute: Beste Kfz-Werkstätten 2017/2018, Österreichische Verbandsaktivitäten, Automobiles Wittenberg, VW-Dieselfinale.
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Beste Kfz-Werkstätten 2017/2018
Zum zweiten Mal ermittelt "Autobild" zusammen mit Statista die 1.000 besten Kfz-Werkstätten. Man will den Autobesitzern Orientierung in der regionalen Service-Landschaft mit über 38.000 Werkstätten in Deutschland anbieten. Es wäre dringlich angesagt, die Marktforschungsabteilungen der Hersteller/Importeure wie der ZDK würden sich mal mit der Art dieser Erhebung auseinandersetzen. In Folge dann mit deren Machern.
Beispiel: Wer kann an der Befragung teilnehmen? Kfz-Werkstätten! Sie lesen richtig: Die Werkstätten können deutschlandweit alle anderen Werkstätten nennen, die sie selbst einem Kunden weiterempfehlen würden. Eigennennungen sind hierbei selbstverständlich nicht zulässig. Es könne da jede ihnen bekannte Werkstatt empfohlen bzw. bewertet werden, so die Ausschreibung. Nochmals, du sollst deinen Wettbewerber empfehlen. Möglichst viele. Es sei mal wieder an den Spruch erinnert: Feind - Ersatzfeind - Todfeind - Markenkollege! Das kann also schon im Ansatz nicht objektiv ausfallen, nachdem da wettbewerblicher Heroismus eingefordert wird. Der zweite Teil der Befragung, die Kundenberatung, ist gleichermaßen methodisch daneben.
Was natürlich den Lesern von Autobild vorenthalten wird, ist das Marketingkonzept, das dahinter steht. Irgendeiner muss ja die Befragungskiste bezahlen. Es sind einmal mehr die Händler. Die "besten 1.000" erhalten das Angebot einer Urkunde mit Siegel. Kosten des Marketingpakets: 3.500 Euro. Soviel kostete das beim letzten Mal. Nur wer bezahlt, darf das Siegel auch werblich nutzen. Erwirbt beispielsweise jeder Zweite dieses "Wundersiegel", spült das immerhin 1,75 Millionen Euro in die Bild-Kasse. Sauber geschafft. Man lese die aktuelle Kundenansprache zur Aktion: "Machen Sie mit und helfen Sie uns, die besten Schrauber zu finden!" Schon die Wortwahl "Schrauber" zeigt die wahre Haltung gegenüber denjenigen, die sie fürchterlich abzocken. Mal wieder ein klassisches Beispiel von Anspruch und Wirklichkeit.
Das Autobild-Signet für die beste Werkstatt 2017/2018
Österreichische Verbandsaktivitäten
Wer über die Grenze nach Österreich schaut, wird dort immer wieder überrascht, was verbandspolitisch aktiv und wirkungsvoll auf die Schiene gesetzt wird. Aufgrund der Landesgröße sitzen die ersten Verbandsvertreter dort direkt im ministrablen Schaltzimmer der hohen Politik in Wien. Man hat eben die persönlichen politischen Verbindungen wie Komm.-Rat Ing. Josef Schirak, Vorsitzender des Einzelhandelsausschusses des Bundesgremius Fahrzeughandel. Im Klartext, er ist der offizielle Sprecher der Österreichischen Autohändler.
Schirak: "Wir arbeiten zur Zeit an drei Fronten. Diesel-Bashing (Verunglimpfung), Klarheit in der virtuellen Vertriebsausrichtung der Hersteller/Importeure und Auswirkungen der Stellungnahme des BWB (Bundeskartellamt) zu unserer Initiative über wettbewerbliche Verzerrungen."
Das Österreichische Handelsgremium hat aktuell eine Dieselresolution verabschiedet. Schiraks Dieselrechnung. In Österreich sind bei einem Gesamt-Pkw-Bestand von 4,8 Millionen Fahrzeugen 2,75 Millionen Diesel unterwegs. Durchschnittswert pro Dieselfahrzeug 20.000 Euro. Der volkswirtschaftliche Gesamtdieselwert in Österreich sind rund 55 Milliarden Euro. Die Dieselwerte sind je nach Marke und Modell um zehn bis 20 Prozent eingebrochen. Die Wertvernichtung liegt damit zwischen fünf und zehn Milliarden Euro. Und der Handel ist davon auch betroffen. In der Wirkung ist das eine kalte Enteignung! In der österreichischen Diesel-Resolution wird für Diesel EUR 3 und darunter eine Altautoentsorgungsaktion vorgeschlagen. Außerdem wird ein Vertrauensgrundsatz eingefordert, wonach Dieselfahrzeuge bis zu ihrem technischen Ende weiterverwendet werden dürfen. Zuletzt wird die Versachlichung der Diskussion um den Diesel eingefordert, zumal Motortechniker meinen, dass derzeit der Diesel unter gesamtökologischer Betrachtung den umweltfreundlichsten Antrieb darstellt.
VDA, VDIK und ZDK sei die Studie der Österrichischen Importeure über "Die Bedeutung des Dieslantriebs in Österreich" empfohlen. Dort wird der volkswirtschaftliche Beitrag des Dieselantriebs sowie das Fahrverbot-Szenario in Österreich dargestellt. In Deutschland kommt da - dank VW & Co - nichts! Wie peinlich! Schirak: "Am 15. Oktober finden in Österreich Nationalratswahlen statt. Sobald die Listen der Kandidaten stehen, werden wir alle in Sachen Diesel anschreiben und informieren bzw. aufklären."
Zur aktuellen Situation um die Händlerverträge in Österreich sagt Schirak: "Die österreichischen Repräsentanten der Hersteller werden erst antworten, wenn die Händlernetze in Deutschland dazu informiert wurden. Es kann und darf nicht sein, dass wir einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Es ist hier offenzulegen, was kommen kann, dann können wir unseren kreativen Beitrag dazu leisten, was sinnvoll und machbar ist." Drei Prozent Umsatzrendite sind auch in Österreich die notwendige Größe, um das erforderliche Zukunftsinvestment abzudecken. Also bedarf es auch neuer, virtueller Margensysteme.
Schiraks Glanzprojekt war die Eingabe bei der BWB (Bundeswettbewerbsbehörde) über wettbewerbliche Unverhältnismäßigkeiten im Kfz-Gewerbe. Also, nicht kostendeckende Garantievergütung, Unverhältnismäßigkeit von Standards in Relation zur Vergütung, Zwangsabnahme von beispielsweise Mobilar bei Einführung neuer Standards etc. Offensichtlich soll selbige Initiative in Italien ergriffen werden. Auch aus den Niederlanden gibt es erste Gerichtsurteile zum Thema Investitionsersatz für Händler. Und wo bleibt die deutsche Kartellamtsnitiative des ZDK? Offensichtlich kommt es jetzt in Österreich zu einem ersten Musterprozess in Sachen Unverhältnismäßigkeit, den ein Peugeot-Händler führen wird. Daraus verspricht man sich für die Zukunft im Verhältnis Hersteller zu Händler mehr Regelungen auf Augenhöhe. Fazit: Tu felix Austria!
Komm.-Rat Ing. Josef Schirak, Vorsitzender des Einzelhandelsausschusses des Bundesgremius Fahrzeughandel (l.), und Ing. Wolfgang Schirak, Fachgruppenobmannm des Landesgremiums des Fahrzeughandels Niederösterreich, beim Tag der NÖ Kfz-Wirtschaft auf Schloss Grafenegg
Automobiles Wittenberg
Wer derzeit die "neue" Lutherstadt Wittenberg besucht, wird anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums in ein Faszinosum geführt. Steigt man am grünen Bahnhof aus, wird man von einem 27 Meter hohen Willkommensturm begrüßt. Er stellt die Lutherbibel dar. Das Alte und das Neue Testament sind textlich auf Einzelblätter auf der Rückseite abgelichtet. Über 162 Stufen kann man durch die Bibel hoch auf die Plattform steigen und erhält so einen beeindruckenden Überblick über die 47.000-Einwohner-Stadt. Volkswagen begleitet das mit einem MAN-Lkw, der normalerweise als Roadshowgefährt eingesetzt ist und hier im Reformationssommer "Stories on the Road" erzählt.
Im Hotel liegen in der Rezeption Sonderexemplare der "Bild" aus. Eine Spezial-Ausgabe Sachsen-Anhalt. 18 Seiten Umfang. Thema: Martin Luther - Deutschlands erster Popstar. Bild verteilt davon eine Million Gratisexemplare - siehe Abb. Auf dem Titelblatt wird werblich die Frage aufgeworfen: Welches Auto würde Luther heute fahren? Die Antwort: Autoland! Dazu der Chef von Autoland, Wilfried Wilhelm Anclam: "Das Beispiel Luther zeigt, was eine einzelne Person als Lebenswerk bewirken kann. Kanzler Helmut Kohl verdanken wir die friedliche Wiedervereinigung. Das Reformationsjubiläum rund um Martin Luther würde ohne Wiedervereinigung nie in dieser genialen Vielfalt ausfallen. Das gehört für mich eben auch zur Gattung der blühenden Landschaften. Und da bin ich als Automobilunternehmer mit Betrieben in Sachsen-Anhalt gerne aus voller Überzeugung sichtbar auf der ersten Seite dabei."
Volkswagen im Luther-Reformjahr in Wittenberg
Bild & Autoland
VW-Dieselfinale
Da macht sich ein Betroffener Luft:
Artikulierte Kundenhaltung!
US-Käufer erhielten von VW aufgrund manipulierter Autos Zahlungen von bis zu 10.000 Dollar. Die Deutschen Käufer sollen leer ausgehen. Das lässt sich immer noch nicht jeder VW-189er-Fahrer gefallen. Volkswagen arbeitet systematisch auf Zeit und verweist darauf, dass der Rückrufprozess in Deutschland bis zum Herbst 2017 abgeschlossen sei. Ende 2017 läuft die Gewährleistungsfrist ab. VW will diese nicht verlängern. Damit können Kunden nur noch bis Ende 2017 klagen. Zahlreiche - nicht alle - Gerichte in Deutschland haben zu Gunsten der Kunden entschieden. VW hat hier einen Teil wirkungsvoller Kundenklagen mit Schweigeverpflichtung still abgewickelt. Es wird in der Sache ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) erwartet. Das dauert aber drei bis vier Jahre. VW lehnt es ab, auf dieses Urteil zu warten. Also gibt es keine verbindliche Rechtssicherheit. Und darauf setzt VW, dass viele Kunden den Aufwand scheuen, sich durch alle Instanzen zu klagen, und solange warten.
Die Verbraucherschützer empfehlen, vom eigenen VW-Händler eine Verlängerung der Verjährungsfrist einzufordern. Ein Musterbrief dazu kann unter www.rp-online.de abgerufen werden. Der Countdown für eine neue Klagewelle wäre damit gesetzt. Der Imageschaden für den Konzern hält an und wird für Volkswagen noch weitere Folgen haben. Mit einem aktiven Beitrag des Herstellers zum Thema Kundenzufriedenheit hat das nichts zu tun!
Spruch der Woche:
"Die USA verklagen VW wegen schlechter Abgaswerte und steigen dann aus dem Klimaabkommen aus. Genau mein Humor." (Verfasser unbekannt)
Mit sonnigem Wochenendgruß
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de