HB ohne Filter: Autojahr 2023 +++ Weihnachtsgrüße
Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!
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Datum:
16.12.2022Lesezeit:
10 minEin Jahr mit Überraschungen: Das Autojahr 2023 +++ Herzliche Weihnachtsgrüße
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Ein Jahr mit Überraschungen: Das Autojahr 2023
Wir kennen die Zukunft nicht, aber wir kennen, was viel mehr ist als sie: das Ziel! Das Ziel ist 2023 ff. die Sicherung der Handelsperspektive für den Markenhandel mit Zukunft. Je nach Marke erfolgt 2023 die Umstellung auf das echte oder unechte Agentursystem. Damit geht pauschal gesprochen eine Margenkürzung von 17 Prozent und mehr auf sechs Prozent einher! Preisdisziplin! Wie die Hersteller wohl ihre Konditionen bei Sixt & Co., den Leasing-Firmen, im eigenen Großabnehmergeschäft anpassen werden?
Die deutsche Automobilindustrie wird große Investitionen tätigen, um in der Produktion günstiger und schneller zu werden. Halbierung der Fabrikkosten! Oder man denke an das Softwareinvestment für das automobile "Smartphone auf vier Rädern". Dennoch steht bei den Herstellern in den Kostensenkungsprogrammen die Vertriebskosten des Handels weit weit oben auf der Streichagenda. Noch ist die Zahl der Insolvenzen in der Kfz-Branche überschaubar. Wer aber hinter die Kulissen schaut und sieht, dass große Autohaus Gruppen die Möglichkeit hätten, 40 und mehr andere Kfz-Betriebe zu übernehmen der erkennt, dass da manch Unternehmer mit seinen Kräften am Ende ist, das ewige getaktete Treten im Hamsterrad satt hat, keinen Nachfolger hat etc. Die Tendenz zur Konzentration und damit zur größeren Betriebseinheit ist aber offensichtlich. Die Händlerschaft soll sich bis 2030 halbieren. So die Aussage "weiser Gurus". Hersteller verlagern damit systematisch weitere Aufgaben auf größere Autohauseinheiten und reduzieren dabei kräftig ihr (Betreuungs)-Personal. Diese konzentrative Entwicklung hat gerade unter dem Aspekt der Händler- wie der Kundenzufriedenheit oder regionaler Markenpräsenz nicht nur Vorzüge.
GVO-Anpassungen
Bleiben wir bei den markanten vertriebspolitischen Weichenstellungen 2023. Bis zum 31. Mai 2023 sind die Neuerungen aus der GVO 720/2022 in die Händlerverträge einzuarbeiten. Und hoffentlich auch die Konsequenzen aus dem Wiener Peugeot-Urteil. Da steckt Detailarbeit dahinter. Dazu gehören beispielsweise kostendeckende Garantievergütungen. Wer setzt sie endlich durch?!
Direktvertrieb & E-Auto
Zahlreiche Hersteller/Importeure betonen in ihrem Vertriebskonzept die enge Zusammenarbeit mit dem Handel. Sie bauen aber parallel dazu den Direktvertrieb auf und aus und treten damit mit ihren eigenen Partnern in direkten Wettbewerb. Wie sieht die Lösung dafür aus? Im Klartext, wie will der Handel bei derartig überschaubarer Agenturmarge im Neuwagengeschäft noch wirklich Geld verdienen? Woher sollen aber für den Handel die Mittel für die Qualifizierung kommen, vornean Personal (!) inkl. dessen Bezahlung. Die Branche sucht nicht nur Fachkräfte. Wie will man sein Personal halten, wenn dies von seinen Einkünften keine Familie unterhalten kann? Weitere investive Mittel sind in der IT-Infrastruktur, für professionelles Datenmanagement, für ein umfassendes E-Auto-Management notwendig! Es werden die meisten neuen Auto-Modelle, die 2023 auf den Markt kommen, elektrifiziert sein. Der E-Autoverkauf ist aufgrund der vielen offenen Fragen der Interessenten viel aufwendiger und komplexer, als der solide Diesel-Verbrennerverkauf. Selbst ein möglicher regionaler Strom-Blackout oder ein Fahrverbot für E-Autos – siehe Schweiz – will verkauft sein.
Gebrauchtwagenentwicklungen
Die Branche wird 2023 rund 2,6 bis 2,8 Millionen Neufahrzeuge zulassen. Trotz steigendem Preisniveau. Dieses beflügelt umgekehrt den GW-Markt. 6,2 bis 6,4 Millionen Besitzumschreibungen sind durchaus realistisch. Trotz gestiegenem Zinsniveau. Und es wird sich 2023 zeigen, ob der GW-Zenit in den Preisen und im Ertrag überschritten ist. Nur, die Hersteller geben auch im Gebrauchtwagensektor Gas, um auch hier Marge zu eigenen Gunsten abzugreifen. Die Schlinge um den Hals wird auch über diese Schiene für den Handel ganz subtil enger gezogen. Das GW-Geschäft ist aber für den Handel essentiell.
Die Inflationsrate wird 2023 zwischen sechs und acht Prozent liegen. Die gefühlte Inflation ist aber bei den Menschen viel stärker ausgeprägt als die reale. Viele Konsumenten setzen daher auf Senkung ihrer Lebenshaltungskosten und zeigen reduzierte Kaufbereitschaft. Auch für die Kfz-Betriebe selbst werden sich die Strom-, Gas- und Ölpreise auf hohem Niveau bewegen, auch wenn der aktuelle Dieselpreis bei 1,75 Euro pro Liter beim Tanken vorübergehend die Gesichtszüge entspannt.
Lichtung der Vertriebsnetze
Diverse Hersteller/Importeure werden 2023 ihre Netze lichten. Voran VW/Audi. Zum 31. März 2023 werden zahlreiche Vertriebsverträge aufgehoben und dies mit Händlerabfindung (§ 89 b HGB). Man munkelt, es seien bei VW wie bei Audi jeweils 200 Händler. Das Stellantis-Chaos sei zumindest erwähnt. Man schweigt sich über die ausgesiebte Menge an Händlern ganz gezielt aus. Ergo muss da manches vertuscht werden. Man will nicht an die große Glocke hängen, wer da abgehalftert wird. Schließlich hat es da arrivierte Händler darunter, die 60 Jahre lang einen guten Job machten. Und das könnte nach außen in der öffentlichen Wirkung Fragezeichen setzen. Für die verbleibenden Markenhändler wird der Kuchen grösser. Die freigesetzten Händler sind künftig offen für neue Marken, von BYD, Nio, MG, Hyundai etc. BYD baut sein Handelsnetz beispielsweise so auf, dass große Händler eingesetzt werden, die dann ihr übergroßes Marktgebiet über angeschlossene Händler bearbeiten. Man sieht jetzt schon, dass die neuen Marken, die sich eines Händlernetzes bedienen, die Vertriebsnase vorne haben. Der klassische Autohandel kann es eben am besten. Das werden aber die, die nie selber ein Auto verkauft haben, nie in ihrem Wertschätzungskatalog finden.
Unabhängigkeit des Händlers & Prozessdigitalisierung
2023 gilt es auch Leistungsbereiche systematisch aufzubauen, die einen als Händler unabhängiger vom Hersteller machen. Dazu gehört der Ausbau im Bereich Finanzdienstleistungen, das neutrale Auto-Abo, Mobilitätsdienstleistungen und für den Service Geschäftsmodelle für künftige Werkstattauslastung. Eben auch der digitalisierte Kfz-Versicherungsverkauf. Neue Zubehörinitiativen! Mobile Freizeitaktivitäten.
Dringliche Fortschritte sind in Sachen papierloses Autohaus aufzulegen. Welch eine Chance?! Trotz Krieg, Energie, Klimawandel, wackeliger Lieferketten: Kunden werden auch in Zukunft zu den Autohäusern gehen, denen sie besonders vertrauen und die so sensibel sind, dass sie schon an den Formulierungen in den E-Mails der Kunden erkennen, wie hoch der Grad deren Aufregung ist. Datenmanagement! Das Produkt Auto und gutes Kundenbeziehungsmanagement bleiben weiterhin tragende Erfolgsfundamente im Markenhandel.
Fazit: 2023 wird ein besonderes Jahr vertriebspolitischer Transformation! Mit Überraschungen! Auf faire Dialoge und faire Lösungen.
Die Verkehrswende
Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. Gefragt ist ferner die Reduzierung der Verkehrsmenge, u. a. Verlagerung von Verkehr auf die Schiene. Güterverkehr! Auch auf diesem Wege sind noch zahlreiche Hürden zu nehmen.
Es seien nachstehend einige Aktionen aufgezeigt, nicht nur die "klebenden Geister", die primär nicht die Klimaverbesserung im Sinne haben, sondern die sich ganz gezielt gegen das Produkt Auto richten. 100 Kommunen haben sich der Initiative Tempo 30 in den Städten angeschlossen (Agora). Einige Städte werden Zug um Zug das Straßennetz zugunsten von E-Bikes massiv erweitern. Vorbilder sind Amsterdam oder Rotterdam. Wo liegt die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie?
Die DUH hat in München ein gerichtliches Dieselfahrverbot erwirkt. Ab Febr. 2023 sind in München alle Diesel der Abgasnorm Euro 4 aus der Umweltzone ausgesperrt. Ab Oktober alle mit der Abgasnorm 5. Ein Automobilclub und ein Umweltrechts-Anwalt wehren sich dagegen. Der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannenkämper reicht Klage dagegen ein. Die einschlägigen Autoverbände schauen zu und lassen wie so oft lethargisch geschehen.
Ab Januar 2023 dürfen Fahrräder, Lastenräder, Motorräder oder E-Roller in Berlin gebührenfrei Autoparkplätze nutzen. Gleichzeitig wird das Parken für Autos pro Stunde einen Euro teurer. Und der Berliner Senat will sogar die Radler gezielt animieren, ganz bewusst die Autoparkflächen zu nutzen. Und das bei einem Parkplatzsuchverkehr in Berlin von 35 Prozent! Typisch Berlin! Ihr Autoverbände, ADAC, AvD, VDA, VDIK, ZDK u.a.: erwachet! Pro Auto! Und das bei aller Notwendigkeit vernetzter Mobilität.
ZDK 2023 – Berlin!
Der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe steht 2023 vor grundsätzlichen Weichenstellungen. Auftaktveranstaltung ist die ZDK/DAT-Veranstaltung am 19 Januar 2023. Wo? Endlich in Berlin! 700 Anmeldungen liegen bereits vor. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing wird dort seine Aufmachung machen. In Berlin, am zentralen Amtssitz seines Ministeriums, nicht in Bonn. Der ZDK wird Mitte des Jahres den Nachfolger für den amtierenden Präsidenten Jürgen Karpinski wählen. Besitzstandswahrende Alt-ZDK-Vorstände werden hoffentlich abtreten. Da ist dringlich "frisches Blut", Impulsgeber gefragt. Auch Koblitznachfolger Dr. Kurt-Christian Scheel wird ab 1. Januar 2023 als Hauptgeschäftsführer von Berlin aus die Geschäfte führen. Der ZDK gab sich 2021 für 2030 ein Leitbild mit den Schwerpunkten Verkauf, Service, E-Mobilität (inkl. E-Fuels). Davon gilt es noch vieles auf die Schiene zu setzen. Es fehlt - wie so oft -, an der konsequenten Fort- und Umsetzung. Siehe auch die so gravierenden Ergebnisse aus dem sensationellen Wiener Peugeot-Urteil aus 2020. ZDK-Koblitz trifft sich mit Vertretern aus dem Bundeskartellamt. Es wird Stillschweigen vereinbart und der Fall gilt damit als bearbeitet. Aktive politische Gestaltung sieht anders aus. Auch über die Fabrikatsverbände.
Der Faktor Zeit
Bei alledem steht nun in der dunkelsten Zeit des Jahres das beliebteste, traditionelle Lichterfest an: Weihnachten! Neue Lichter und neue Sterne gehen auf! Wir denken ja viel mehr über Geld nach als über die unwiederbringliche Zeit. Zeit ist mehr als Geld: Zeit ist Leben!
Nimm dir Zeit, um zu arbeiten; es ist der Preis des Erfolgs.
Nimm dir Zeit, um nachzudenken; es ist die Quelle der Kraft.
Nimm dir die Zeit, um zu spielen; es ist das Geheimnis der Jugend.
Nimm dir die Zeit, um zu lesen; es ist die Grundlage des Wissens.
Nimm dir die Zeit, um freundlich zu sein; es ist das Tor zum Glücklichsein.
Nimm dir Zeit, um zu träumen; es ist der Weg zu den Sternen.
Nimm dir Zeit, um zu leben; es ist die wahre Lebensfreude.
Nimm dir Zeit, um froh zu sein; es ist die Musik der Seele.
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"Sterndeuter"
Der "Stern" lädt uns weihnachtlich ein zum Aufbruch. Irgendwo hin, wo wir noch nicht waren. Wir kennen die Zukunft nicht, wir kennen, was viel mehr ist als sie: das Ziel!
Wir haben im abgelaufenen Jahr Phänomene des Staunens erfahren. Sie führen zu neuen Perspektiven. Sie verwandeln. Alte Gewissheiten brechen weg. Auf Neues ist noch kein Verlass. Wünschenswert ist nun eine faire Art des Dialogs wie der Zukunftsgestaltung: mit neuen Ideen, Impulsen, Innovationen, Initiativen und Investitionen.
Möge die "Stille Nacht" mit ihrer tiefen Verwurzelung Hoffnung auf Frieden und Freundschaft zwischen den Menschen schaffen.
Hoffnung ist Zukunft
Hoffnung ist treibende Kraft
Hoffnung macht offen
Hoffnung beflügelt
Hoffnung verbindet
Hoffnung führt zusammen
Hoffnung ist Licht!
Möge es Ihnen gelingen im Neuen Jahr neue Türen weit zu öffnen, mit gesundem Optimismus, freudigem Herzen und vielen besonderen Begegnungen.
Ich sage herzlichen Dank für ein weiteres Jahr gemeinsamen Branchenwirkens, für viele Begegnungen, Kontakte, Impulse, für Ihre Treue und Ihr Vertrauen!
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Der nächste HB ohne Filter erscheint am 13. Januar 2023!
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
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