Von Susanne Roeder/SP-X
Stelldichein auf historischem Terrain, direkt am Adam Opel Haus in Rüsselsheim: Der Opel e-Zafira durfte die Vorhut machen als vollelektrischer Transporter für seine Schwestermodelle Peugeot e-Expert und Citroën ë-Jumpy. Damit ist das PSA-Trio der rein elektrischen Nutzfahrzeuge mittlerer Größe komplett.
Peugeot e-Expert und Citroën ë-Jumpy sind für die Profis bestimmt, Peugeot e-Traveller, Citroën ë-Jumpy Kombi und Opel e Zafira sollen als Shuttle-Mobile oder auch als Freizeit-Begleiter punkten. Die Franzosen sind etwas preiswerter als der Deutsche. Gebaut werden e-Expert und ë-Jumpy auf der PSA-eigenen Elektroplattform EMP2 in Frankreich, die Technik stammt weitgehend von den Pkw wie Peugeot 208e oder Opel Corsa e. Bis Ende nächsten Jahres will PSA für alle Nutzfahrzeuge eine rein elektrische Variante anbieten. Im Frühjahr 2021 rollen mit e-Boxer (Peugeot) und ë-Jumper (Citroën) die größten Transporter heran. Im Sommer folgen mit dem e-Partner der Löwenmarke und dem ë-Berlingo die kompakten Nutzfahrzeuge.
Die klassischen Diesel und Benziner, die bei den Nutzfahrzeugen auf eine über hundertjährige Historie zurückblicken, bleiben im Programm. Drei Längen, zwei Batteriegrößen für die Elektromotoren, 15 Assistenzsysteme, jede Menge Platz zum Beladen und sehr viele Möglichkeiten, das Fahrzeug zu konfigurieren – vom typischen Handwerker- oder Lieferwagen bis zum Pick-up, Wohnmobil oder Familienkombi. Je nach Fahrweise kann man wählen zwischen den gewohnten Modi Eco, Normal und Power. Egal mit welcher Zuladung: bei Geschwindigkeit 130 km/h ist Schluss. Das reicht völlig, um im Verkehr geschmeidig mitzufließen.
Viele Helferlein an Bord
Mühelos lassen sich beide Franzosen fahren, erfreulich auch hier das spontane Anfahrverhalten dank Elektromotor. Kurz gewöhnungsbedürftig bei komplett geschlossener Fahrerkabine ist allenfalls der nutzlose Blick in den Rückspiegel, der nur die geschlossene Rückwand zeigt. Doch die Rückfahrkamera sieht ohnehin mehr als das menschliche Auge. Dieses Assistenzsystem, eines von 15, die das Fahren in beiden Vans komfortabel machen, dürfte mit Sicherheit die eine oder andere Delle vermeiden helfen, die beim Rangieren so schnell passiert. Je nach Ausstattung (Pro, Premium oder Avantage bei Peugeot; Control, Club, Worker oder Driver) sind angenehme Helferlein wie Head-Up Display oder Keyless Go serienmäßig an Bord.
Auch die Transporter haben das bei den elektrifizierten Pkw bewährte B für Brake, also verstärkte Rekuperation beim Bremsen. Im Fahrcharakter unterscheiden sich e-Expert und ë-Jumpy nicht, im Erscheinungsbild innen wie außen dagegen deutlich, zumal sie bei weitgehender Gleichteilestrategie das Armaturenbrett nicht miteinander teilen.
Als Elektrovan pflegt Citroën sein Image genauso als junggebliebener, eher unkonventioneller Springinsfeld – eben mit dem Namen Jumpy. Kennzeichnend für die frische Andersartigkeit ist sein auffällig gestaltetes Armaturenbrett – einerseits fast schon retro mit den analogen Tachonadeln auf Formgebungen der 1970er Jahre im geriffelten Mattschwarz, gegen das sich die türkisfarbenen Kreise fürs elektrische Fahren und die weißen Tachonadeln stark abheben. Der elektrische Löwe wiederum gibt sich generell gediegen und im Armaturenbereich fortschrittlich digital.
Peugeot e-Expert (2021)
BildergaleriePSA prognostiziert, dass im ersten Jahr, in dem die rein elektrischen Transporter auf dem Markt sind, fünf Prozent rein elektrisch unterwegs sein werden. Bis 2025 rechnet der Konzern damit, dass der rein elektrische Anteil auf 15 Prozent ansteigen wird, im Jahr 2030 sogar auf 27 Prozent.
Drei wesentliche Faktoren sieht die Groupe PSA als verantwortlich für diese erwartet starke Nachfrage nach Elektromobilität bei den Transportern: Das ist einerseits der stark wachsende e-Commerce, bei dem die letzte Meile für die Auslieferung der getätigten Internet-Einkäufe noch wichtiger geworden sei. DHL etwa stellt auf E-Fahrzeuge um. Zum zweiten haben Stadtzentren zunehmend Zufahrtsbeschränkungen oder erheben Extragebühren. Dabei bestreiten die Vans sieben Prozent des innerstädtischen Verkehrs, sind derzeit aber für 17 Prozent der innerstädtischen Emissionen verantwortlich, stellt die PSA fest.
Und last but not least werden 44 Prozent der Transporter nie mehr als 300 Kilometer am Tag gefahren. 85 Prozent fahren sogar weniger als 200 Kilometer. Dazu passt die Reichweite der PSA-Modelle. Die Fahrzeuge sind mit einer Wallbox und einer Leistung von elf kW binnen sieben Stunden wieder vollgeladen. Die konzerneigene APP Free2Move zeigt europaweit mehr als 200.000 Ladestationen und andere Services an – etwa zeitverzögertes Laden.
Zwei Batterien zur Auswahl
Die Brüder im Geiste mit innen wie außen unterschiedlichem Frack gibt es jeweils mit zwei Batterien, deren Reichweite laut WLTP zwischen 212 Kilometern bei der kleineren Lithium-Ionen-Batterie (50 kWh) und 316 Kilometern bei der großen (75 kWh) liegen.
Im Vergleich zu den Verbrennerkollegen hat die elektrische Flotte exakt gleich viel Platz und Stauraum im Innern. Außenmaße wie Höhe und dreierlei Längen (4,60 m, 4,96 m oder 5,30 m) sind ebenfalls identisch, genauso wie die Fülle an Varianten in der Ausgestaltung. Zugeladen werden können bis zu 1.250 Kilogramm. Die maximale Anhängelast ist eine Tonne. Objekte von bis zu vier Metern Länge können von hinten nach vorne durchgeschoben werden.
Zusätzlich zu den 9.000 Euro E-Auto- Förderung greift die Sonderabschreibung für elektrische Nutzfahrzeuge von 50 Prozent im Jahr der Anschaffung. Unverändert gilt auch hier die 0,25 Prozent Dienstwagenbesteuerung bei einem Netto-Einstiegspreis von 35.250 Euro.
Marc Börsig