Ausgabe 10/2007: Reifenservice / Größeren Reifen und Felgen ...

Reifenservice / Größeren Reifen und Felgen stellen die Geräteher-steller ausgetüftelte Montier- und Wuchtmaschinen gegenüber.Einfacher geht's nichtvon Thomas SeidenstückerWucht- und Montiertechnik gehört für eine Werkstatt neben der Hebebühne zur Standardausrüstung. Leider besteht zwischen dem Standardanspruch mancher Autohaus- und Werkstattunternehmer und der inzwischen notwendigen Wucht- und Montiertechnik eine große Diskrepanz. Das hat in der Regel verschiedene Ursachen: 1. Die vorhandene und inzwischen teils sehr antiquierte Wucht- und Montiertechnik einiger Werkstätten geht nicht kaputt, was durchaus für die Qualität der Geräte spricht. 2. Das Reifen- und Rädergeschäft geht im Unternehmen (noch) gegen null und deshalb lohnt sich in den Augen des Chefs keine neue Technik. 3. Irgendwie haben es die Mechaniker bisher immer hinbekommen, auch neue Reifen und neue Felgen mit der alten Technik zu montieren – selbst wenn das etwas länger dauert. Steigende AnforderungenSolche Argumente sind durchaus nachvollziehbar, doch mit den aktuellen Trends nicht länger auf einen Nenner zu bringen: Denn: 1. Das Thema Notlaufreifen wird uns in den kommenden Jahren flächendeckend beschäftigen, und zur fachgerechten Montage solcher Reifen benötigt man spezielle Vorrichtungen zum Niederdrücken der sehr steifen Reifenflanke ins Felgenbett oder Mitarbeiter, die Arnold Schwarzenegger heißen. 2. Ab der Mittelklasse sind 18" Räder bald Standard und die Umrüstgrößen tendieren immer stärker Richtung 20" bis 24" je nach Fahrzeugkategorie. Hier müssen alte Maschinen bereits beim Einspannen passen. 3. Die Gefahr von Beschädigungen flacher und steifer Reifen und teurer Felgen durch ungeeignete Montiertechnik und nicht geschultes Personal ist eklatant. 4. Größere Raddimensionen in Verbindung mit komplexen Fahrwerksgeometrien stellen erhöhte Anforderungen an die Wuchtqualität. 5. Jeder Unternehmer hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern und sollte stets bemüht sein die Arbeit so ergonomisch und gesundheitsfördernd wie möglich zu gestalten. Moderne HelferWer also für sein eigenes Unternehmen den Anspruch hat, dem Kunden auch beim Reifenservice fachgerechte und qualitativ hochwertige Arbeitsergebnisse zu bieten, und gleichzeitig daran interessiert ist, die Zahl von selbst verursachten Reifen- und Felgenschäden bei der Montage zu minimieren und die Montagezeit zu verkürzen, kommt an einer Investition in fortschrittliche Wucht- und Montiertechnik nicht vorbei. Eine kleine Rechnung genügt: Drei hochwertige Felgen und Reifen durch fehlerhafte Montage beschädigt – schon wäre die Hälfte der neuen Maschine bezahlt gewesen. Doch was zeichnet die neue Technik besonders aus? Bei den Montiermaschinen ist es zunächst der große Spannbereich. Bis 24" ist weitgehend die Basis. Mehr ist aber auch zu haben. Darüber hinaus verblüffend: Das Montageeisen hat nahezu ausgedient. Stattdessen liegt das Know-how nun im Fingerspitzengefühl und dem Übungsstadium des Monteurs. Fast ohne Handgriff am Reifen drücken Rollen und Montagefinger bei den High-End-Montiermaschinen den Reifen von bzw. auf die Felge. Das Ganze millimeternah, aber sicher genug vom hochglanzpolierten Felgenbett entfernt. Sehr nützlich: Ein integrierter Radlift, der schwere Räder ohne Kraftanstrengung auf die Montageebene der Maschine wuchtet und nach vollendeter Montage genauso leicht wieder herunterhebt. Über den Radlift verfügen auch einige Wuchtmaschinen. Hier mittlerweile als Standard ansehbar: Verschiedenste Programme zum individuellen Festlegen der Klebeposition für das Wuchtgewicht. Und bei den Topvarianten im Wuchtbereich bleibt kaum noch Raum für weitere Optimierungen: Ob vollautomatische Raddatenerfassung, automatische Klemmvorrichtung, automatische Schutzbogenschließung, automatisches Eindrehen des Rades in die Klebeposition, lasergestützte Felgenkonturerfassung, automatische Speichenzählung, automatische Stahl-/Aluraderkennung oder die Diagnose von Reifen- und Felgenschlag mit anschließendem Matchvorschlag – es gibt nichts, was es nicht mehr gibt. Ein Trend bei den Wuchtmaschinen seit letztem Jahr: Softwarevarianten zur Reduktion des Wuchtgewichts. Über die Software lassen sich hier für die statische und schwingende Kraft unterschiedliche Unterdrückungsschwellen einstellen – ohne spürbare Beeinträchtigung der Wuchtqualität. Genial sagen dazu die einen, nicht ganz unproblematisch meinen andere. Denn Voraussetzung für ein optimales Auswuchten ist immer noch die Aufspannung des Rades auf der Maschine. Wer hier unsauber (Schmutz an der Felge oder am Spannmittel) oder mit verschlissenen Spannmitteln arbeitet, wird durch die Gewichtesparsoftware auf keinen Fall ein besseres Wuchtergebnis erreichen.

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