TÜV SÜD: "Qualität nach vorne stellen "

Seit rund einem halben Jahr verantwortet Patrick Fruth beim TÜV Süd die Division Auto Service. Welche Sorgen treiben seine Autohauskunden um? Wo kann der Prüfkonzern gezielt Hilfestellung geben? Wir haben uns mit dem Sprecher der Geschäftsführung in München getroffen. AH: Herr Fruth, lassen Sie uns übers Netzwerk reden. Mitte September 2014 haben Sie beim TÜV Süd die Leitung der Division Auto Service übernommen - und in der ersten Mitteilung gleich dieses Schlagwort betont. Was macht für Sie persönlich ein gutes Kundennetzwerk aus? P. Fruth: Ein Netzwerk hat zunächst einmal mit Menschen und persönlichen Beziehungen zu tun. Auf der einen Seite zwischen den Mitarbeitern, auf der anderen Seite aber auch zu Kunden und Partnern, die uns helfen, unsere Dienstleistungen zu erbringen. Wichtig: So ein Netzwerk muss belastbar sein, man muss sich kennen. Es muss aber auch offenes und kritisches Feedback zulassen. Nur dies macht uns am Ende tatsächlich besser. AH: Gerne denkt man bei Netzwerken an elektronische Systeme, die die Kommunikation untereinander garantieren. Wie beurteilen Sie den Austausch in Ihrem Kundennetzwerk? P. Fruth: Wir haben sehr viele Anstrengungen unternommen, um dieses bestehende Netzwerk, das es schon seit vielen Jahren gibt, immer wieder zu verbessern. So haben wir im Dezember vergangenen Jahres den sogenannten Branchenbeirat gegründet, in dem Unternehmer aus Autohäusern verschiedener Größen und Marken vertreten sind. Das Wichtige dabei: Einige davon sind nicht unsere Kunden. AH: Wie groß war die Bereitschaft der Unternehmer, bei diesem Branchenbeirat mitzumachen? P. Fruth: Das Positive und für uns Überraschende war, dass wir keine einzige Absage bekommen haben. Jeder Unternehmer war bereit, dort teilzunehmen und sich aktiv einzubringen - wohl wissend, dass dies Zeit kostet und Aufwand bedeutet. Darüber sind wir sehr dankbar. Es zeigt aber auch, dass die Branche daran interessiert ist, sich weiterhin zu verbessern und ihre Dienstleister dabei einzubinden. Aus meiner Sicht wird es für uns als Dienstleister zunehmend wichtiger, die Qualität und Zuverlässigkeit wieder mehr nach vorne zu stellen. Das ist auch das, was die Unternehmer bewegt. Auf wen können sie sich - auch in kritischen Zeiten - verlassen? AH: Ich gehe davon aus, dass Sie in den vergangenen Wochen und Monaten viel unterwegs waren. Welches Feedback haben Sie von den Autohausunternehmern bekommen? P. Fruth: Ein durchweg positives Feedback. Was nicht heißen soll, dass wir alles richtig machen. Aber dank der Nähe und des offenen wie professionellen Umgangs mit Punkten, die verbesserungswürdig sind, wissen wir, woran wir noch arbeiten müssen. Genau aus diesem Grund haben wir den Bereich Business Development aufgebaut. AH: Und welche Sorgen und Herausforderungen haben Ihre Autohaus- und Werkstattkunden aktuell zu meistern? P. Fruth: Festzustellen ist, dass der Trend immer mehr zu Big-Dealer-Konstruktionen geht, die zum Teil mehrere Marken abbilden. Umso mehr ist es hier für den Unternehmer wichtig, dass die Prozesse gleichgestellt sind. Denn da kommen am Ende des Tages die Synergien her. Wichtig ist auch, dass Potenziale gehoben werden und dass man den Unternehmer bei vielen Dingen, die man auslagern kann, unterstützt. Sei es bei der Rücknahme von Gebrauchtwagen, Unternehmerpflichten, Datenschutz oder Arbeitssicherheit. Hier positionieren wir uns als Systemdienstleister und liefern alles aus einer Hand. Flächendeckend. Denn eines haben alle Betriebe ganz oben auf der Agenda: die Absicherung des Ertrags. AH: Kundenzufriedenheit ist beim Thema Netzwerk natürlich ein wichtiger Faktor. Auf welche neuen Dienstleistungen können sich Autohausunternehmer in den nächsten Monaten freuen? P. Fruth: Bereits heute bieten wir schon unsere komplette Wertschöpfungskette fürs Autohaus an. Beispiel Schadenmanagement. Hier haben wir das Rad nicht neu erfunden, sondern Dinge miteinander kombiniert. Wir bieten somit vom klassischen Schadengutachten über die elektronische Fahrzeugakte, die juristische Beratung bis zum Factoring, bei dem der Unternehmer innerhalb von 72 Stunden sein Geld bekommt, den kompletten Prozess aus einer Hand an. Mit unserem 2014 neu eingeführten Schadenmanagement bieten wir hier eine ideale Lösung, um Prozesse zu beschleunigen, den Serviceberater zu entlasten und dem Unternehmer mehr Umsatz und mehr Ertrag zu garantieren. Für diese Dienstleistung existiert aktuell eine große Nachfrage - dieses Produkt implementieren wir aktuell bei vielen großen Autohäusern. AH: Und was fragen die kleineren Betriebe verstärkt nach? P. Fruth: Bei den kleineren Betrieben geht es mehr darum, die Unternehmerpflichten zu erbringen oder die Prüfmittelüberwachung sicherzustellen. AH: Schwerpunkte sollen auch die Erweiterung der Truck-Services und Dienstleistungen rund um Oldtimer sein. P. Fruth: Das Nutzfahrzeug- und Busgeschäft ist ja ein noch spezielleres Geschäft als der Pkw-Bereich. Wichtig ist hier, dass sie die richtigen Menschen an Bord haben - mit dem richtigen Know-how. Hier haben wir in den zurückliegenden Monaten einiges investiert und personell stark aufgestockt. Die Dienstleistungen, die wir hier anbieten, sind international geprägt, beispielsweise nehmen wir für MAN in 22 Ländern Lkw und Busse zurück und erstellen die Rücknahmebewertungen. Wir sehen hier ein großes Potenzial, unter anderem auch, weil wir über die entsprechende Software- und Prozesslösungen verfügen. AH: Und das Thema Oldtimer? P. Fruth: Das Thema Oldtimer ist eher ein Kundenbindungsinstrument, also kein Mengengeschäft. Mit unserem Oldtimerexperten-Netzwerk bieten wir sowohl den Autohauskunden als auch dem Oldtimerfahrer selber in unserem Service-Center Wertgutachten, das Ausstellen von Bescheinigungen oder Bewertungen. Ein sehr emotionales und personengebundenes Geschäft, mit dem wir einiges für die Marke TÜV Süd tun können. AH: Es ist ja kein Geheimnis, dass auch der Wettbewerb sein Dienstleistungsportfolio und das Thema individuelle Lösungen ausbauen will. Warum sind Autohausunternehmer Ihrer Meinung nach am besten beim TÜV Süd aufgehoben? P. Fruth: Wettbewerb belebt bekanntlich das Geschäft und führt auch dazu, dass man sein eigenes Angebot immer wieder überprüfen muss. Die Autohauskunden sind bei uns gut aufgehoben, weil wir neben den vielen Dienstleistungen, über die wir gerade gesprochen haben, auch Haupt- und Abgasuntersuchungen flächendeckend zur Verfügung stellen können. Zudem haben wir unser Vertriebsteam deutlich verstärkt und qualifiziert und wir sorgen so dafür, dass jeder Autohausunternehmer seinen "Kümmerer" beim TÜV Süd hat. Sprich einen Ansprechpartner, der sich um die Umsetzung aller vereinbarten Leistungen kümmert. AH: Bei der periodischen Fahrzeugüberwachung fällt die Differenzierung vom Wettbewerb schwerer, oder? P. Fruth: Differenzierung ist immer schwer, gerade in völlig identischen Leistungsfeldern wie dem Überwachungsgeschäft. Hier gilt es, über die Serviceleistung Mehrwert zu bieten, denn: Nur der zufriedene Kunde kommt wieder. Das ist im Autohaus genauso wie an unseren Service-Centern. AH: Der Trend zur Fristen-Überziehung bei der Hauptuntersuchung wirkt sich auf das Geschäft aller Prüforganisationen aus. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? P. Fruth: Richtig, der Trend ist mit zunehmender Tendenz feststellbar und führt dazu, dass durch die Fristenüberziehung, auf die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs gesehen, weniger Hauptuntersuchungen durchgeführt werden. Ein gerade bei älteren Fahrzeugen und dem zunehmenden alternden Fahrzeugbestand ein kritischer, sicherheitsrelevanter Umstand. AH: Sie sind Chef von 5.300 Mitarbeitern. Bitte geben Sie uns ein paar Einblicke, wie Sie dieses interne Netzwerk pflegen. P. Fruth: Das ist wie in jeder guten Beziehung: Man muss sich Zeit dafür nehmen. In der Tat habe ich in den vergangenen Monaten jede Möglichkeit gesucht und genutzt, um mich auf Betriebsveranstaltungen oder bei Kaminabenden mit den Mitarbeitern auszutauschen. Hier geht es auch darum, ganz offen und konstruktiv zu diskutieren. Das werde ich auch beibehalten. AH: Herr Fruth, danke für die interessanten Einblicke. München: TÜV SÜD investiert kräftig TÜV Süd Auto Service errichtet derzeit im Münchner Stadtgebiet drei neue Service-Center. Sie sollen einer Mitteilung zufolge im Sommer die zentrale Prüfstelle in der Ridlerstraße ablösen. Die neuen Service-Center entstehen an der Eichstätter Straße, an der Bodenseestraße sowie an der Moosacher Straße. "München ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen - dem tragen wir mit der Dezentralisierung unserer Standorte Rechnung", begründete Patrick Fruth, Sprecher der Geschäftsführung der TÜV Süd Auto Service GmbH, die Großinvestition in einer Gesamthöhe von über elf Millionen Euro.Das Service-Center in der Eichstätter Straße ist mit drei Prüfgassen ausgestattet, die beiden anderen mit zwei. An Stelle der aktuellen Prüfstelle wird ein neues Bürogebäude entstehen. Bis die drei neuen Service-Center in Betrieb gehen, könnten Kunden aber weiterhin die Ridlerstraße 57 ansteuern, hieß es weiter. ng

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