Bei einer länderübergreifenden Razzia an mehreren Orten haben Einsatzkräfte eine Bande hochgehen lassen, die im großen Stil gefälschte Prüfbescheinigungen an Besitzer schrottreifer Fahrzeuge verkauft haben soll. Mehr als 200 Ermittler hätten am Dienstagmorgen 17 Objekte durchsucht und "umfangreiche Beweismittel" sichergestellt, teilte die federführende Polizei in Borken im Münsterland mit. Zwei Hauptverdächtige seien festgenommen worden.
Ermittelt wird nun auch gegen zahlreiche Fahrzeugbesitzer: Sie sollen die gefälschten Dokumente über eine angeblich erfolgreiche Hauptuntersuchung (HU) gekauft haben, um nicht mehr verkehrssichere Autos weiterhin nutzen zu können.
Konkret listen die Ermittler 150 Fälle auf, in denen die Bande falsche Bescheinigungen über eine bestandene Hauptuntersuchung ausgestellt haben soll. Tatsächlich dürfte es aber um "erheblich mehr Fälle" gehen, teilte die Polizei mit.
KÜS- und Dekra-Stempel gefälscht
Die Bande habe Stempel der Prüforganisationen KÜS und Dekra gefälscht. "Die entsprechenden Plaketten lieferten die Tatverdächtigen entweder mit, oder die Fahrzeughalter erhielten diese nach Vorlage der gefälschten Prüfberichte durch die Behörden", teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Die Ermittler machen die beiden 36 und 45 Jahre alten Hauptverdächtigen für die Dokumentenfälschungen verantwortlich. Fünf weitere Beschuldigte sollen sich um den Vertrieb gekümmert haben. Die Folge sei gewesen, dass "verkehrsunsichere Fahrzeuge weiter am Straßenverkehr teilnehmen konnten", sagte der Leiter der Borkener Direktion Verkehr, Frank Schulz. "Dem haben wir mit der heutigen länderübergreifenden Aktion einen Riegel vorgeschoben."
Insgesamt wurden 17 Objekte durchsucht, neun davon in Essen. Weitere Durchsuchungen gab es in Gronau, Ahaus und Rosendahl im Münsterland, in Mülheim an der Ruhr, Berlin, im hessischen Rodgau und im niederländischen Overdinkel.