Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung stärkt ihre Unternehmensführung. Laut einem Beschluss der Gesellschafterverbände AGS, BVS-KSV und BVSK werden künftig drei statt bisher zwei Personen die Geschäfte leiten. Für diese Tätigkeit sind Gabriele Schmidt-Rauße und Thomas Emmert mit Wirkung zum 1. Oktober bestellt worden, wie die GTÜ im Rahmen der Automechanika in Frankfurt mitteilte. Teil der Neuaufstellung ist außerdem Frederik Schmidt, der über die erteilte Prokura bereits seit April Mitglied der Geschäftsleitung ist.
Den Angaben zufolge wird Schmidt-Rauße neue Geschäftsführerin für die Bereiche Vertrieb und Marketing, neue Dienstleistungen, Zertifizierungsstelle, Akademie und Personal. Die Diplomingenieurin war bis 2018 Geschäftsführerin der TÜV Rheinland Cert GmbH. Seit 2019 ist sie Geschäftsführerin des Bureau Veritas sowie Vice President, Industry & Facilities für die DACH-Region.
Emmert ist bei der GTÜ künftig für die Bereiche IT, Operations, Finanzen und Unternehmensentwicklung zuständig. Der Diplomkaufmann und Diplominformatiker war bis 2018 Geschäftsführer der Sixt Mobility Consulting. Seit 2018 ist er Geschäftsführer der BwFuhrparkService GmbH.
Der promovierte Jurist Schmidt verantwortet seit 2017 den Bereich Recht und Politik und ist seit 2016 Mitglied des Verwaltungsrates der GTÜ ATEEL AG. Seit Juni soll er zudem schrittweise Verantwortung für weitere operative Bereiche der GTÜ, zuletzt der GTÜ Prüfmittelservice GmbH, übernehmen.
Geschäftsführer Robert Köstler geht nicht ganz
Der angekündigte Wechsel an der Spitze bedeutet zugleich den Rückzug von Robert Köstler aus der Geschäftsführung. Er werde sein Amt zum 31. Dezember 2022 auf eigenen Wunsch niederlegen, erklärte Köstler. Den Generationswechsel hatte er selbst angestoßen und auch aktiv mitgestaltet. Ab 2023 soll Köstler die GTÜ noch für anderthalb Jahre beratend begleiten.
"Ich freue mich auf diesen neuen Lebensabschnitt. Das fällt mir umso leichter, da ich auf eine überaus spannende und erfüllende Tätigkeit für die GTÜ zurückblicken kann. Zudem bin ich mir sicher, dass unser Unternehmen mit der zukünftigen Besetzung in der Geschäftsführung und in vielen weiteren wichtigen Positionen exzellent aufgestellt ist", betonte Köstler, der seit sieben Jahre als Geschäftsführer wirkt. Mitgeschäftsführerin Dimitra Theocharidou-Sohns hatte den Prüfdienstleister bereits Ende April verlassen und war zum SPN Service Partner Netzwerk gewechselt (wir berichteten).
Umsatz: Meilenstein im Blick
Die GTÜ war auch im vergangenen Jahr deutlich gewachsen. Die Gesamterlöse legten 2021 um neun Prozent auf 475,69 Millionen Euro zu. Für das laufende Jahr erwartet die Stuttgarter Prüforganisation erstmals einen Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro. Zu dieser "exzellenten Unternehmensentwicklung" tragen alle Bereiche und Tochtergesellschaften der GTÜ bei, wie Köstler unterstrich.
Im klassischen Prüfgeschäft behauptete die GTÜ den dritten Platz unter den Überwachungsinstitutionen. Die Zahl der hoheitlichen Untersuchungen stieg im vergangenen Jahr von 8,11 auf 8,26 Millionen an. "Für 2022 erwarten wir 8,40 Millionen gesetzlich geregelte Untersuchungen", so der Technische Leiter Marco Oehler.
Innerhalb des gesetzlich geregelten Geschäftsbereichs der GTÜ ist gerade der Technische Dienst auf strammen Wachstumskurs, etwa mit Einzelgutachten. Er legte den Angaben zufolge von 23.829 Untersuchungen (2019) auf 39.445 (2020) zu und steigerte sich im vergangenen Jahr weiter auf 48.322 Gutachten.
Ebenfalls positiv entwickelt sich das bundesweite Netzwerk der GTÜ-Partnerbüros im Kfz-Bereich. Es wuchs 2021 auf 991 Standorte (2020: 980). In diesem Jahr gehören bereits 1.005 Büros plus 256 Zweigstellen zum Verbund.