Der Service, der Werkstatt- und Teile-Bereich als Ertragsrückgrat im Autohaus erhält im Verbund mit dem künftigen Agentur-Vertrieb eine noch markantere Bedeutung. Hinzu kommt der fließende Rückgang der Verbrennerfahrzeuge hin zum E-Auto, das Meer der Fahrassistenzsysteme mit "Function on Demand" (FoD), ferner die Welt von "Over the air" (Ferndiagnose, OTA) und dann die diversen Stufen zum voll-autonom fahrenden Auto. Das wird parallel digital u. a. durch die papierlose Werkstatt und die "digitale Direktannahme" begleitet. Klar, wenn sich das Umsatzvolumen im Service
bei E-Fahrzeugen um bis zu 50 Prozent reduziert, gilt es, die Zahl der Durchgänge pro Tag auszuweiten und die Mehrmenge mit derselben Manpower abzuarbeiten.
Wir haben derzeit auf deutschen Straßen einen Pkw-Bestand von über 48,5 Millionen, der Löwenanteil Verbrenner. Selbst wenn wir 2030 – wie politisch avisiert – 15 Millionen E-Autos hätten, wären das nur 30 Prozent. Sprich 70 Prozent der Pkws werden auch 2030 noch Verbrennermotoren sein. Zentrale Frage der Zeitenwende: Wie lässt sich künftige Werkstattauslastung sichern? Die Bindung zu den Vertragswerkstätten hängt eng mit der Neuwagengarantie zusammen. Wie lange beharren die deutschen Automobilhersteller noch auf ihrer lausigen Zwei-Jahres-Neuwagengarantie? Fünf Jahre sind angesagt! Es ist Realität, dass manche Autohäuser inzwischen Stundenverrechnungssätze von über 200 Euro kultivieren und pro Liter Öl 40 Euro abgreifen. So wird man die Kunden im Segment zwei und drei, die es künftig gezielt zu akquirieren gilt, gewiss nicht erreichen.
"Den Serviceberatern fällt die Aufgabe zu, persönliche, individuelle Kommunikation zu leben und den Serviceaufenthalt für den Kunden zum besonderen Erlebnis zu machen."
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
Im abgelaufenen Jahr haben sich auffällig viele kleinere Betriebe vom Markt verabschiedet. Der Servicekuchen wird künftig unter weniger Kfz-Betrieben aufgeteilt werden. Wer sich richtig bückt, wird da im Service noch offene Potenziale ausmachen. Jedes zehnte Auto hat auf der Frontscheibe einen Schaden. Oder es muss ja nicht sein, dass der ADAC und ATU die meisten Auto-Batterien verkaufen. Auch in Sachen Zubehör (Wischerblätter, Warnweste, Autoapotheke, Reifen u. a.) lässt sich noch einiges optimieren.
Das E-Auto bringt für den E-Motor, die Steuereinheit, die Ladeeinheit, die Batteriezellenreparatur neue technische Anforderungen mit sich. Das geht dann weiter zu Wallboxen, Ladekabeln, Kartensystemen, Solaranlagen etc. Da ist viel fundierte Wissensvermittlung im Service wie im Verkauf angesagt. Das sind die Basics, die auch zukünftig Qualität in der Serviceleistung garantieren.
Das Offline-Autohaus sollte sich im Wettbewerb zur virtuellen Servicewirkung immer fragen: Wie ist die Gesamtwirkung unseres Autohauses in Sachen Service? Zur Expertise gehören freundliches, hilfsbereites Auftreten. Gute Stimmung! So schafft man Vertrauen. Weiterempfehlung durch die Kunden!