Ausgabe 20/2013: Familientreffen

Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung blickte auf ihrem 11. Bundeskongress gemeinsam mit rund 800 GTÜ-Partnern auf erfolgreiche vergangene zwei Jahre zurück. Die Veranstaltung fand in diesem Jahr in Dresden statt und wurde von ARD-Wetterfee Claudia Kleinert moderiert. Geschäftsführer Rainer de Biasi dankte in seiner Rede den über 2.200 Sachverständigen für die geleistete Arbeit, die sich u. a. in einer steigenden Zahl von Fahrzeuguntersuchungen und einem Marktanteilsgewinn bei den Hauptuntersuchungen niederschlug. "Unsere Partner vor Ort beweisen in ihrem täglichen Einsatz für die GTÜ, dass sie die bessere Alternative für die Vertragswerkstätten und die Autofahrer sind", hob de Biasi die Servicebereitschaft und Kundenorientierung der freiberuflichen Sachverständigen hervor. Als weitere Erfolgsfaktoren nannte der Geschäftsführer die harmonische Partnerschaft mit den Kfz-Betrieben sowie die hohe Kompetenz und das flexible Agieren der Sachverständigen.Liberalisierung § 21 StVZO gefordertMit Blick auf die Politik forderte de Biasi eine Liberalisierung des § 21 der StVZO und kritisierte, dass nach der jetzigen Rechtslage der Technische Dienst zwar Typ- und Einzelgenehmigung für Neufahrzeuge erteilen dürfe, ihm die Abnahme einer Reifen-Räder-Kombination aber nach wie vor verwehrt sei. Er skizzierte ein mögliches Szenario für eine Ausnahmeregelung. Schon im Mai dieses Jahres hatte das Bundesverkehrsministerium einen Entwurf für eine Ausnahmeverordnung zur Liberalisierung des § 21 erstellt. Diese würde es Unterschriftsberechtigten des GTÜ Technischen Dienstes erlauben, Gutachten zur Betriebserlaubnis für Einzelfahrzeuge nach § 21 durchzuführen. Nachdem sich im Anhörungsverfahren heftiger Widerstand einiger Bundesländer regte, wartet das Vorhaben zurzeit auf die Unterschrift von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU).Ebenfalls einem politischen Thema galt das Grußwort von Hans-Peter Lange, Präsident des Landesverbands des Kfz-Gewerbes Berlin-Brandenburg. Mit Blick auf die im Laufe dieses Jahres immer wieder aufbrandende Diskussion um die Einführung der sogenannten Werkstatt-HU fand Lange deutliche Worte: "Wir werden am dualen System festhalten. Beim Thema HU soll alles so bleiben, wie es sich seit langer Zeit bewährt hat." Wenig überraschend erhielt er für dieses Statement zustimmenden Applaus aus dem Publikum.Aspekte der ElektromobilitätIm weiteren Verlauf des Kongresses informierten hochkarätige Vertreter aus Automobilindustrie und Wissenschaft die Teilnehmer über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität. Roger Riedener, Geschäftsführer der Peraves AG aus dem schweizerischen Uster, stellte mit dem Monotracer das energieeffizienteste Hochleistungsfahrzeug der Welt vor. Das vollelektrische Kabinenmotorrad MTE-150 verbraucht 8 kWh/100 km bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h, was umgerechnet rund 0,8 Liter Benzin entspricht. Der Wirkungsgrad des Wechselstrom-Elektromotors mitsamt seiner Leistungs-Elektronik liegt bei über 90 Prozent. Mit ihm erreicht der Monotracer eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h und eine Reichweite von 300 km.Um die Batterie als Schlüsseltechnologie für elektrische Mobilität drehte sich auch der Vortrag von Dr. Carsten Hoff, Leiter Elektronik-Entwicklung bei Hella. Heute kosten Batterien pro kWh Leistung zwischen 250 und 300 Euro und sind somit ein hoher finanzieller Faktor. Einen neuen Schub in der Batterieentwicklung könnten laut Carsten Hoff Lithium-Schwefel-Batterien bringen. Mit einem Einsatz im Automobil rechnet der Experte jedoch nicht vor 2025.Wie Elektromobilität heute schon im Alltag einsetzbar ist, legte Manfred Hübner, Prof. für Fahrzeugelektronik an der HTW Dresden, dar. Da bei 70 Prozent aller Fahrten im Alltag nicht mehr als 10 km zurückgelegt werden, kann mit der heutigen Batterietechnik schon einem Großteil der Mobilitätsanforderungen entsprochen werden.Was bei der Elektromobilität erst noch Realität werden soll - nämlich der großflächige Einsatz und damit das Hinauswachsen aus der Technologienische -, ist auf anderen Feldern bereits gang und gäbe. Reiner Katzwinkel, Leiter Entwicklung Fahrerassistenzsysteme bei Volkswagen, demonstrierte am Beispiel der automatischen Distanzregelung ACC die "Demokratisierung" von Fahrerassistenzsystemen. 2002 wurde ACC im Phaeton erstmals verbaut, seit diesem Jahr kann das System auch für den VW up bestellt werden und ist damit innerhalb von elf Jahren von einem Feature im Oberklassesegment zu einer in allen Fahrzeugklassen erhältlichen Selbstverständlichkeit geworden. Grundlage dieser auch in anderen Bereichen zu beobachtenden Demokratisierung ist laut Reiner Katzwinkel die produktionskostensenkende Baukastenstrategie von Volkswagen.Brennglas statt GießkanneDas Highlight zum Abschluss des Kongresses setzte Management-Trainer und Autor Boris Grundl. Der Inhaber der Grundl Leadership-Akademie schwor die GTÜ-Partner in einem humorvollen Vortrag darauf ein, nicht darin nachzulassen, am eigenen Expertentum zu feilen. Es komme nicht darauf an, von allem etwas zu wissen und somit einer Gießkanne zu ähneln, sondern darauf, Kompetenz zu bündeln und sich wie ein Brennglas auf ein umgrenztes Gebiet zu fokussieren. "Wer alles können will, wird mittelmäßig", warnte Grundl.

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