Ausgabe 09/2014: Aus eigener Herstellung

Das Geschäft der Unternehmensgruppe Paul umfasst neben dem Sonderfahrzeugbau (Paul Nutzfahrzeuge GmbH, Passau) den Handel und Service von Lkw und Pkw der Marke Mercedes-Benz (Josef Paul GmbH & Co. KG, Passau und Dingolfing) sowie dem Betrieb eines Rasthofs. Die insgesamt rund 365 Mitarbeiter der Gruppe betreuen Autofahrer und Trucker von A (Autokauf) bis Z (Zubehör). Was den niederbayerischen Betrieb besonders macht, ist u. a. die Integration Kfz-ferner Bereiche.Da ist einmal das zum Rasthof gehörige American Diner zu nennen. Zur Verköstigung von Fernfahrern beschäftigt das Unternehmen dort gastronomisches Personal. Darüber hinaus unterhält der Betrieb eine kleine und über den administrativen Bedarf hinausgehende IT-Fachabteilung. Aktuell machen es sich fünf Mitarbeiter um Leiter Alexander Luksch zur Aufgabe, Handels- und Werkstattprozesse zu verbessern. "Wir haben vor zehn Jahren damit begonnen, eigene Anwendungsprogramme zu programmieren, um Serviceprozesse zu verschlanken", erklärte Betriebsleiter Bernhard Wasner. Die Herausforderung: Eigene Software zu programmieren und Schnittstellen zu den vorgegebenen Hersteller-Lösungen (u. a. das DMS Alpha Plus sowie das Werkstatt-Informationssystem WIS/ASRA) zu entwickeln.Serviceabwicklung PaulDen neuesten Wurf stellt die Weiterentwicklung der maßgeschneiderten Software zur Werkstattorganisation und Terminplanung SERPA (Serviceabwicklung Paul) dar. Die Darstellung des Werkstattsystems wurde Touchpad-optimiert, um den Serviceberatern in der neuen Mercedes-Benz-Dialogannahme die Arbeit auf einem Microsoft Surface-Tablet zu ermöglichen. Seit vergangenem Herbst hat das Unternehmen einen Servicevertrag im Bereich Pkw mit dem Stuttgarter Autobauer abgeschlossen und im Rahmen des Auditierungsprozesses eine räumlich getrennte und gläserne Annahme errichtet. Das Servicepult mit Wartebereich befindet sich rund zehn Meter daneben im Hauptgebäude.Die Dialogannahme ist weitgehend spartanisch eingerichtet, Diagnosetester und Desktop-Computer sucht man vergebens. Die braucht es auch nicht, denn: Serviceberater sind mobil, deren Annahme-Equipment ist es auch, so die Idee: "Mit SERPA-Mobile sind wir so weit, den kompletten Annahmeprozess auf einem Tablet-PC durchführen zu können, mit Anbindung an die Herstellerprogramme, inklusive geführter Annahmeblätter bis hin zur dokumentenechten digitalen Unterschrift", so Wasner. Besonders viel Wert legten die Entwickler darauf, die Arbeit der Serviceberater nicht durch zu viele Anzeigen zu verwirren. Zahlreiche Anfragen und Prozesse laufen demnach im Hintergrund ab und können so nach und nach mit dem Kunden abgearbeitet werden. Nach der VIN-Eingabe startet beispielsweise automatisch eine Abfrage zu Mercedes-Benz-Kundendienstmaßnahmen. Zudem haben die Mitarbeiter in der Dialogannahme Zugriff auf Dokumente und Fotos, das ist den Angaben zufolge insbesondere beim Umgang mit den zahlreichen Gewerbekunden von Vorteil. Viele Fuhrparkmanager fordern zeitnah eigene Formulare zur Abrechnung.Laut Christian Heinzlsperger, Kundendienstleiter Pkw und Transporter, hat die Tabletlösung zahlreiche Vorteile: Im Gegensatz zur Klemmbrett-Lösung müssen die Details zum Reparaturauftrag bzw. die Erweiterungen, da der eigentliche Auftrag bereits nach der telefonischen Terminvereinbarung vorbereitet wurde, nicht im Nachgang digitalisiert werden. Vielmehr werden die Dateneingaben des Serviceberaters über WLAN in Echtzeit ins Netzwerk übertragen. "Darüber hinaus ist die Dialogannahme via Tablet schneller und kommunikationsförderlicher", ist sich der ausgebildete Kfz-Meister sicher.Die reibungslose Funktionsweise von SERPA Mobile ist kein Grund für die IT-Abteilung, sich zufrieden zurückzulehnen. Stattdessen haben Service- und Betriebsleitung bereits künftige Projekte identifiziert: So wolle man die Reifenverwaltungssoftware und gegebenenfalls den Automatischen Pneu-Scan von Ventech in SERPA Mobile integrieren. Darüber hinaus sollen mittels RFID-Technologie (Radiofrequenzanalyse) die Nutzungsdauer und -spitzen der eigenen Portalwaschanlage analysiert werden, um die Auslastung besser zu steuern.HochindividuellDie Motivation, eigene EDV zu entwickeln und IT-Personal aufzubauen, startete im Unternehmensbereich Sonderfahrzeugbau, wie Geschäftsführer Josef Paul erklärte. Der Bereich Fahrzeugbau sei zu individuell strukturiert und klein, um für EDV- sowie Software-Anbieter interessant zu sein. Als sich das Unternehmen aber vor zehn Jahren auf die Suche nach maßgeschneiderter Software machte und nicht fündig wurde, habe man es kurzerhand selbst angepackt. Inzwischen profitieren auch die Serviceprofis aus dem Geschäftsbereich Josef Paul GmbH & Co. KG davon. Im vergangenen Jahr hatten eigene IT-Programme und Ergänzungen der Hersteller-Software einen großen Anteil daran, die rund 18.000 Service-Durchläufe zu optimieren.

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