Insgesamt waren deutschlandweit im vergangenen Jahr 2.724 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis), das die aktuellen Zahlen gerade veröffentlicht hat, nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, waren das 322 Todesopfer oder 10,6 Prozent weniger als 2019 (3.046 Todesopfer). Damit erreichte die Zahl der Verkehrstoten den niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik vor mehr als 60 Jahren. Auch die Zahl der Verletzten ging 2020 gegenüber dem Vorjahr zurück, und zwar um 14,7 Prozent auf rund 328.000 Personen.
Das Statistische Bundesamt führt die Rückgänge vor allem darauf zurück, dass wegen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 auf deutschen Straßen deutlich weniger Kilometer zurückgelegt wurden als noch im Jahr davor.
Auswirkungen auf die Schadenbranche
Insgesamt hat die Polizei im Jahr 2020 rund 2,3 Millionen Unfälle aufgenommen, 15,8 Prozent oder rund 375.000 weniger als ein Jahr zuvor. Bei 2,0 Millionen Unfällen blieb es bei Sachschäden. Hier verzeichnete Destatis ein Minus gegenüber 2019 von 16,3 Prozent. Der Blechschaden-Rückgang von mindestens 390.000 beschädigten Fahrzeugen, der sich dahinter konkret verbirgt, bedeutet einen Verlust an Wirtschaftskraft von etwa 1,365 Milliarden Euro, die dem deutschen Schadenmarkt im Vorjahr fehlten. Dabei wurden die Schäden zwar alle als reparaturfähig angenommen, allerdings nur mit einem mittleren Schadenaufkommen von 3.500 Euro gerechnet, die im Schnitt für reine Instandsetzungsarbeiten anfallen. Würde man jetzt annehmen, dass die vorgenannten 390.000 fehlenden Blechschäden keine Alleinunfälle, sondern Karambolagen mit jeweils einem weiteren Fahrzeug waren, erkennt man die Dimensionen, in denen sich der Markt möglicherweise bei den Auftragsverlusten tatsächlich bewegt.
Dass zusätzlich den Restwertbörsen, Abschleppern, Mietwagenfirmen, Anwälten und Sachverständigen ebenfalls eine daraus resultierende Vielzahl an Schäden (also Einnahmen) fehlte, ist in dem überschlägig berechneten Wirtschaftskraftrückgang ebenfalls noch nicht mit berücksichtigt. Für die Kfz-Assekuranz war das Corona-Jahr 2020 mit Blick auf die Combined ratio zweifelsfrei ein sehr gutes, in dem kein einziger Versicherer in die roten Zahlen geraten sein dürfte. Demgegenüber schlagen bei den Assekuranzen allerdings die Kosten für Betriebsunterbrechungen und Ausfallversicherungen – je nach Engagement der Gesellschaften unterschiedlich stark – zu Buche.
Die höchsten Anstiege und Rückgänge bei den Verkehrstoten
In Brandenburg (+15 Getötete), in Berlin (+10), Schleswig-Holstein (+7) und in Bremen (+6) gab es im Jahr 2020 trotz Corona mehr Verkehrstote als im Vorjahr. In den übrigen Bundesländern kamen weniger Personen im Straßenverkehr zu Tode. In absoluten Zahlen betrachtet gab es die stärksten Rückgänge in Baden-Württemberg (-107 Getötete), in Niedersachsen (-59) und in Bayern (-57).
Mehr Todesopfer nur bei Pedelec-Nutzern
Detailliertere Ergebnisse liegen für den Zeitraum Januar bis November 2020 vor. Diese zeigen, dass es bei fast allen Verkehrsbeteiligungsarten weniger Getötete im Straßenverkehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab. Den stärksten prozentualen Rückgang in den ersten elf Monaten des Jahres 2020 gab es bei den Getöteten in Personenkraftwagen mit -14,3 Prozent (-176). Den zweitstärksten Rückgang verzeichnete die Zahl der getöteten Kraftradnutzerinnen und –nutzer mit -8,6 Prozent (-51), gefolgt von den Fußgängerinnen und Fußgängern mit -9,1 Prozent (-33). Zudem starben 271 Menschen, die auf Fahrrädern (ohne Hilfsmotor) unterwegs waren, das waren 40 Getötete beziehungsweise 12,9 Prozent weniger als im selben Zeitraum 2019. Dagegen nahm die Zahl der getöteten Pedelecfahrer von Januar bis November 2020 um 22 (19,1 Prozent) auf 137 Personen zu. (bs)