Nach über 30 Jahren bei Liqui Moly ist Schluss: Geschäftsführer Ernst Prost wird sich kurz nach seinem 65. Geburtstag im Februar 2022 in den Ruhestand verabschieden. Das hat der bekannte Branchenmanager in einem Rundschreiben an die Belegschaft angekündigt, das der Ulmer Schmierstoffhersteller am Donnerstagabend verbreitete.
"Aufhören ist schwer. Vor allem mit etwas, das man liebt. Aber ich mache es jetzt und steige aus dem Business aus und in ein neues, hoffentlich genauso spannendes Kapitel meines Lebens ein", schrieb Prost in dem Brief. "Ich möchte (endlich) wieder mein eigener Herr sein. Selbstbestimmtheit und Freiheit ausleben geht nicht als Unternehmer." Sein letzter Arbeitstag sei der 22. Februar 2022. Dieses Datum könne man sich gut merken.
Prost machte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und war zunächst für den Autopflegehersteller Sonax tätig. 1990 wechselte er als Vertriebsleiter zu Liqui Moly, in den Jahren danach übernahm er sukzessive die Anteile der Gründerfamilie Henle. Als Prost 1998 geschäftsführender Gesellschafter wurde, richtete er Liqui Moly konsequent neu aus. Aus dem schwäbischen Provinz-Unternehmen formte er ein weltweit expandierendes Öl-Geschäft mit rund 1.000 Mitarbeitern und Präsenzen in 150 Ländern. Vor vier Jahren verkaufte er seine Anteile an den Werkzeug-Handelskonzern Würth.
"Nicht Dienst nach Vorschrift, sondern die Extra Meile gehen"
Bei Liqui Moly hat Prost eine besondere Unternehmenskultur etabliert, bei der die Beschäftigten als "Mitunternehmer" angesehen werden. An die Belegschaft richtete der Noch-Chef den Appell: "Bleiben Sie Unternehmer. Mitunternehmer." Weiter betonte er: "Schaffen Sie Missstände ab und leisten Sie starke Beiträge, um das Unternehmen nach vorne zu bringen. Ganz ohne Theater und viel Lärm um nichts, dafür zielgerichtet und ergebnisorientiert. (…) Nicht Dienst nach Vorschrift, sondern die Extra Meile gehen."
Größere öffentliche Bekanntheit hatte Prost Ende der 2000er Jahre durch Werbekampagnen für Liqui Moly erreicht. Darin trat er selbst auf und stellte die soziale Verantwortung des Unternehmens für einheimische Arbeitsplätze heraus. Häufig war er damals auch in TV-Talkshows zu Gast und inszenierte sich als Kämpfer für den deutschen Mittelstand.
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Während der Corona-Krise produzierte Prost erneut Schlagzeilen durch eine 1.500-Euro-Prämie für alle Mitarbeiter, den Verzicht auf sein eigenes Gehalt sowie eine millionenschwere Marketingoffensive. Dazu kritisierte er auch die Einstellung vieler Unternehmen, die während der Pandemie Kurzarbeit anmeldeten und zugleich Dividenden an ihre Aktionäre ausschütteten.
Um die Zukunft von Liqui Moly ist Prost nicht bange – trotz der gegenwärtigen Unsicherheiten und Herausforderungen. Der Mutterkonzern Würth und die Familie Würth selbst stünden "nach wie vor zuverlässig und begeistert hinter uns, vor uns und neben uns". Der sieben Jahre jüngerer Mitgeschäftsführer Günter Hiermaier werde die Firma nach seinem Abschied erfolgreich und mit neuem Schwung weiterführen. "Bis dahin knüppeln wir natürlich gemeinsam noch volle Kanne weiter." (rp)