Der Versicherungssektor rechnet im laufenden und im kommenden Jahr mit einem robusten Beitragswachstum. Für 2024 wird über alle Sparten hinweg ein Beitragsplus von 2,8 Prozent, für 2025 sogar ein Anstieg zwischen 3,1 und 5,5 Prozent erwartet. Erstmals seit 1996 werden laut GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen die Bruttobeitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung wieder höher ausfallen als bei den Lebensversicherungen. sehen. "Dieser Trend dürfte sich auch 2025 fortsetzen.“
Bremseffekt durch verzögerte Zinswende
Das aktuell etwas schlechter erwartete Einmalbeitragsgeschäft im Bereich Leben ist auch der Grund dafür, warum der GDV seine Prognose für den Gesamtsektor um einen ganzen Prozentpunkt senkt und der Bereich Schaden-Unfall dominanter wird. Die wider Erwarten schlechtere Performance von Leben sei vor allem auf die verzögerte Zinswende zurückzuführen. Im vergangenen Jahr waren die Beiträge in der Versicherungswirtschaft um 0,8 Prozent gestiegen.
Konjunkturelle Perspektive weitgehend stabilisiert
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erklärt Asmussen, die konjunkturelle Perspektive habe sich weitgehend stabilisiert und die Prognose für sämtliche Indikatoren sei unverändert. Eine Ausnahme bilde die Zurückhaltung der privaten Haushalte beim Konsum: "Hier steigen die realen Einkommen zwar deutlich, wodurch eine Erholung des privaten Konsums begünstigt wird. Aber die Antizipation von sinkenden Zinsen sorgt noch für eine vorübergehend erhöhte Sparquote."
Für 2025 liegt der GDV-Prognose eine Inflationsrate von 2 Prozent und ein Wirtschaftswachstum von 1 Prozent zugrunde. Die verfügbaren Einkommen steigen demnach etwas weniger dynamisch, dürften mit nominal 2,5 Prozent dennoch auch in realer Rechnung wachsen. Die Sparquote sollte sich auf das langfristige Niveau von 11 Prozent normalisieren, während die privaten Konsumausgaben mit einem realen Plus von 1 Prozent zulegen.
Prognose für Leben ab 2025 positiv
"Durch die wirtschaftliche Erholung und die Normalisierung des Inflationsgeschehens könnte die Zinsstrukturkurve nächstes Jahr von den kurzen hin zu den langen Laufzeiten wieder eine positive Steigung aufweisen", sagt Asmussen. "Entsprechend liegt unserer aktuellen Prognose ein erwarteter EZB-Leitzins zum Jahresende mit 2,75 Prozent zu Grunde. Das liegt unter der von uns derzeit erwarteten Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 3 Prozent."
Für die Lebensversicherung einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds geht die GDV-Prognose für 2024 von einem Beitragsrückgang um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. "Vor allem die schwache Entwicklung der Einmalbeiträge belastet das Geschäft. Im kommenden Jahr könnte es mit einer Beitragsentwicklung zwischen -0,3 Prozent und 2,5 Prozent wieder stärker wachsen", so Asmussen.
Kfz-Versicherung von Nachholeffekten geprägt
In vielen Bereichen der Schaden- und Unfallversicherung sorgt die Inflation laut Verbandsprojektion im laufenden Jahr für ein höheres Beitragswachstum. Vor allem die Kfz-Versicherung dürfte 2024 auf der Beitragsseite von Nachholeffekten geprägt sein. Der Verband erwartet für die gesamte Sparte ein Beitragsplus von 7,8 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte der Inflationsdruck weiter nachlassen. "Nachgelagerte Anpassungen an die hohen Teuerungsraten der letzten Jahre bleiben aber ein zentraler Faktor bei den Veränderungen der Beitragseinnahmen", so Asmussen. Sie dürften demnach 2025 im Schaden- und Unfallbereich zwischen 4,9 und 7,2 Prozent zulegen.
PKV wird teurer
Für die Private Krankenversicherung prognostiziert der Verband für 2024 einen Anstieg des Beitragsaufkommens von 4,5 Prozent. Angesichts deutlich gestiegener Leistungen könnte das Beitragsplus 2025 mit 6,0 bis 8,0 Prozent noch etwas darüber liegen.