Während es weiterhin noch Beitragszuwächse in den Sparten Schaden-/Unfall- und private Krankenversicherung gibt, drückt die konjunkturelle Unsicherheit besonders die Erwartungen der Lebensversicherer.
Krieg hat andere Auswirkungen als Corona
Das ist in erster Linie den Rahmenbedingungen geschuldet, wie Asmussen weiß: "Während der Corona-Krise haben viele Haushalte deutlich weniger konsumiert und stattdessen Ersparnisse gebildet, die auch in Lebensversicherungen geflossen sind." Zwischenzeitlich hat sich mit dem Russland-Krieg auf die Ukraine und den bekannten, weltweiten Verwerfungen Einges geändert: "Insbesondere auf Grund der hohen Inflation hat sich die wirtschaftliche Perspektive der privaten Haushalte eingetrübt. Langfristige Vorsorge und Absicherung werden deshalb in Krisenzeiten tendenziell in die Zukunft vertagt", so der GDV-Hauptgeschäftsführer weiter.
Falls also private Haushalte weiterhin mit stark steigenden Preisen und konjunktureller Unsicherheit konfrontiert werden, dürfte sich das nominale Beitragswachstum der Lebensversicherung 2023 auf 0,2 Prozent abschwächen, befürchtet der Versicherungsverband.
Lediglich bei einer Beruhigung der Preisentwicklung und einer Stabilisierung der Konjunktur könnte 2023 ein Plus von bis zu 1,3 Prozent nominalem Wachstum für die Lebensversicherer zu Buche stehen, wird vorhergesagt. Für die Schaden-/Unfallversicherung schätzen die Volkswirte ein nominales Beitragsplus von 3,4 bis 5,6 Prozent, für die Versicherungswirtschaft insgesamt reicht die Spannbreite im kommenden Jahr von 1,9 bis 3,4 Prozent.
Aktualisierte Prognose für 2022
Für das laufende Jahr 2022 geht der GDV zur aktuellen Jahresmitte noch von einem nominalen Beitragswachstum von rund 2,5 Prozent auf insgesamt 231 Milliarden Euro aus. Vor allem unter den Sparten komme es hier aber zu Verschiebungen: In der Schaden-Unfallversicherung lassen Summenanpassungen und Deckungserweiterungen die Beiträge im laufenden Jahr auf insgesamt 79,8 Milliarden Euro anwachsen (+4,1 Prozent). Die aktuelle Entwicklung in der Schaden- und Unfallversicherung sei damit ein "Spiegelbild der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, d.h. geprägt von steigenden Preisen und wachsenden Risiken".
Die Situation der Lebensversicherer hat sich dagegen auch im laufenden Jahr schon stark eingetrübt. Hier erwartet der GDV lediglich ein nominales Beitragswachstum von 0,6 Prozent für 2022 (-0,1% gegenüber gegenüber Mai). (wkp)