Zum bereits 17. Mal zog der Eurogarant AutoService AG Tross auf zehn Terminen quer durch Deutschland, um sich mit Aktionären und Betriebsinhabern vor Ort auf Augenhöhe auszutauschen. Das Vorstandstrio Thorsten Fiedler (Vorsitzender), Peter Börner und Guido Kalter wechselte sich gewohnt souverän drei Stunden lang auf der Bühne ab und präsentierte überzeugende Zahlen, aktuelle Branchenpolitik und Neuigkeiten rund um Schadensteuerung und Unfallinstandsetzung aus erster Hand. Unsere Redaktion besuchte im November traditionsgemäß den Abend im bayerischen Bad Gögging.
Verbesserte Konditionen
Gleich zu Beginn war es an Thorsten Fiedler zu prüfen, ob seine im Vorjahr an gleicher Stelle gegebenen Versprechen in Sachen geldwerte Vorteile für die Eurogarant-Betriebe den Test der Realität bestanden hatten und der Vorstandsvorsitzende lieferte ab: Alle in Aussicht gestellten Sonderkonditionen wurden erfüllt oder sogar übertroffen. Für den März 2025 stellte er zusätzlich eine flächendeckende Anpassung der Stundenverrechnungssätze für die Mitgliedsbetriebe in Aussicht.
Dass Künstliche Intelligenz in der Schadenabwicklung und Werkstattwelt keine Zukunftsmusik mehr ist, betonte Guido Kalter im nächsten Block der Präsentation. Zum einen gibt es bereits heute Systeme, die dem Kunden ermöglichen, erste Informationen sozusagen live vom Schaden per Smartphone an Eurogarant zu senden. Reichert man diese Bilder mit den Daten der Flotte an, entsteht eine Vorkalkulation, die im Bereich der Außenhautschäden bereits gute Ergebnisse liefert. DAT und Audatex ermöglichen über Bild- und Spracherkennung, Schäden in der Werkstatt schneller zu erfassen und die etwa mit einem Diktiergerät aufgenommenen Informationen direkt ins Kalkulationssystem zu übernehmen: „All dies dient dazu, uns und euch die Arbeit zu erleichtern, und ist deshalb aus meiner Sicht zu befürworten“, fasste Kalter den aktuellen Stand zusammen.
Bei einem Test bestehender KI-Systeme mit 40 realen Fahrzeugen vom Bagatell- bis zum Totalschaden lagen die Resultate jedoch noch weit auseinander. Durchschnittlich betrugen die Abweichungen etwa 30 % zwischen realer Kalkulation und mit KI prognostizierten Schadenkosten.
Teileplattform nutzen
Peter Börner ging im Anschluss darauf ein, dass das Netzwerk der Ersatzteillieferanten in den letzten Monaten noch einmal deutlich erweitert werden konnte: "Mit namhaften Partnern wie BEST, DISTRIGO, BLEKER, BALD oder der Emil Frey Autoteilewelt haben wir die Palette der verfügbaren Teile und Lieferanten-Marken-Kombinationen noch einmal deutlich erweitert. Über CK-Autoteile, einen US-Importeur, können wir zudem, bis auf Schweißteile, auch Tesla-Komponenten liefern." Die Betriebsinhaber forderte er dazu auf, mit ihren Lieferanten zu sprechen, was Taganlieferungen und Terminlieferungen auf ein Datum oder erst bei vollständigem Warenkorb bezogen angeht – hier sei durchaus Bereitschaft vorhanden, auf die Wünsche der Eurogarant-Mitglieder einzugehen.
Neben dem physischen Handout mit einer Liste aller Teilepartner verwies Börner einmal mehr auf die EDV-Plattform PartsLift: "Ihr findet dort alle neuen Lieferanten und Marken und könnt in Echtzeit die Verfügbarkeit, den Nachlass und den echten Preis der benötigten Ersatzteile prüfen. Nutzt den Code EUROGARANT und dieses branchenweit einmalig komfortable Tool."
Verständnis für Betriebe geweckt
Mit seinem Paradethema Schadenmanagement ging Guido Kalter in die nächste Runde und hielt einen kurzen Rückblick auf die Aktivitäten der Eurogarant AutoService AG im zu Ende gehenden Jahr. Neben Auftritten auf der Flotte! in Düsseldorf und dem Flottentag in Schwäbisch Hall zeigte sich das AG-Vorstandsmitglied vor allem mit dem erstmals durchgeführten Flottentag im Rahmen der Automechanika Frankfurt sehr zufrieden: "Wir haben den FLI-Verantwortlichen gemeinsam mit unseren Lieferanten den kompletten Reparaturablauf von der Eingangsvermessung über Instandsetzung und Lackierung bis hin zum Ausgangscheck live vorführen können. Dadurch waren wir in der Lage, Verständnis dafür zu wecken, wie viel Know-how, Technik und Arbeitsaufwand bei euch in den Betrieben notwendig ist, um die Schäden schnell und kompetent abzuwickeln." Mit dem Geschäftsverlauf, einer 20-prozentigen Steigerung in den vermittelten Schadenfällen zeigte sich Kalter zufrieden und gab sich zuversichtlich, künftig den Anteil des Glasgeschäfts in den Mitgliedsbetrieben weiter erhöhen zu können.
Wie groß ist die Marge beim Gebrauchtteil?
Um das Trendthema gebrauchte Ersatzteile in der Unfallschadenreparatur kümmerte sich im Anschluss Peter Börner und nahm dabei auch auf die umfangreiche Berichterstattung durch die SchadenBusiness-Redaktion Bezug. Der Ehrenpräsident des ZKF störte sich dabei vor allem daran, dass die Ersatzteilbestellung künftig nicht mehr von der Reparaturwerkstatt, sondern von der Versicherung beziehungsweise dem Schadensteuerer ausgelöst werden soll: "Wenn ich mir die Tabelle mit Teilen ansehe, die Preise neuer und gebrauchter ET gegenüberstellt, bekommt der Betrieb auf herkömmlichem Weg eine Marge, welche im Grundsatz der Ertrag an dem gesamten Reparaturgeschäft bedeutet. Die Aussage ‚Die Marge für das Gebrauchtteil wird im Einzelfall mit der Versicherung verhandelt‘ klingt mir sehr danach, dass dieser Betrag in der Realität auf 0 sinken wird, und das dürfen wir nicht hinnehmen."
Umfangreicher Klärungsbedarf
Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft seien zentrale Ziele, die wichtig für die Zukunft der Branche seien, aber nicht auf dem Rücken der Werkstätten ausgetragen werden dürften, die so ganz alleine mit dem Kunden stehen gelassen werden, so Börner, der insgesamt sieben Forderungen aufstellte, die vor einer Markteinführung der Gebrauchtteilreparatur zu klären seien. Neben der bereits angesprochenen Marge waren dies Zertifikate für abweichende Schichtdicken bei eingebauten Gebrauchtteilen, ein Nachweis über Herkunft und Zustand der eingebauten Komponenten und der Hinweis darauf, dass elektronische Bauteile vor Versand an die Werkstatt in einen neutralen Zustand versetzt werden müssten, um Kompatibilitätsprobleme zu vermeiden. Sicherheitsrelevante Bauteile (u. a. Fahrwerk, Lenkung und Bremsen) seien von der Belieferung auszuschließen, Heckklappen oder Türen dürften nicht mit Anbauteilen wie Wischer, Glas, Griffen oder Schlössern versehen sein und die Entscheidung über Verwendung und Quelle von Gebrauchtteilen müsse allein beim Reparaturbetrieb liegen.
Die E-Rechnung kommt
Eine wichtige Umstellung, die in wenigen Wochen auf alle Betriebe zukommt, ist die Einführung der E-Rechnungspflicht. Dabei handele es sich nicht um den Versand von PDF-Dokumenten, wie Peter Börner explizit betonte: "Ein PDF ist eigentlich nichts anderes als ein Blatt Papier auf dem Bildschirm, damit kann eine Maschine nichts anfangen."
Was man stattdessen benötige, seien xml-Dateien, die Computer lesen und auswerten könnten. Schon ab dem Jahreswechsel müssen alle Betriebe in der Lage sein, E-Rechnungen zu empfangen. Insofern der Empfänger dem zustimmt, sind für den Versand von Rechnungen sowohl Papier als auch andere elektronische Formate weiter gültig. Dies ändert sich ab dem 1. Januar 2027 mit Ausnahme kleinerer Unternehmen, deren Gesamtumsatz im Vorjahr unter 800.000 Euro lag. Alle anderen müssen danach im Geschäftsumfeld Rechnungen im definierten E-Format versenden.
Ab 1. Januar 2028 sind alle Anforderungen zwingend einzuhalten, zudem soll dann ein neues Meldesystem in Kraft treten. Allen Eurogarant-Betrieben empfahl Börner ein kostenfreies Onlineseminar zum Thema oder alternativ eine Schulung durch die zuständige Handwerkskammer.
Bruch in den Prozessketten
Eines der Hauptziele im gesteuerten Schadengeschäft sind funktionierende, schnelle Prozesse. Laut Guido Kalter sieht die Realität in der Branche an vielen Stellen aktuell jedoch ganz anders aus: "Der Personalmangel macht sich nicht nur bei der Versicherungswirtschaft, sondern auch bei den Kfz-Gutachtern, Leasinggesellschaften und Autovermietern deutlich bemerkbar. In der Folge steigen die Warte- und Bearbeitungszeiten auch für Standardvorgänge im Schnitt um mindestens den Faktor drei bis vier.“ Dies löst wiederum erhebliche wirtschaftliche Nachteile und Imageprobleme für die nachgelagerten Partner in der Schadensteuerung aus: Die Reparaturwerkstatt muss sich auf längere Standzeiten und Mehrkosten für Ersatzmobilität einstellen, der administrative Aufwand steigt.
Durch die Prozessverzögerungen steigt auch der Personalbedarf bei der Eurogarant aktuell um rund 20 Prozent und natürlich schlagen die Auswirkungen auch auf den gemeinsamen Kunden durch: Er hat höhere Kosten zu tragen, muss lange auf sein Fahrzeug warten, wird generell unzufrieden mit Werkstatt und Versicherung und hegt Wechselgedanken.
Bei der AG habe man deshalb bereits seit Monaten erfolgreich Gegenmaßnahmen eingeleitet, die Konditionen für die Reparaturwerkstätten verbessert, mehr Personal eingestellt sowie die Teamstrukturen und die eingesetzte Technik verbessert. Guido Kalter vergaß dabei nicht, sich bei den anwesenden Betriebsinhabern für die Geduld und die gute Zusammenarbeit in herausfordernden Zeiten zu bedanken.
Numi geht an den Start
Deutlich reibungsloser lief es bei den EDV-Themen, die Peter Börner im Anschluss vorstellte. Das Branchenportal repair.pedia kann mittlerweile 1.005 Abonnenten der ZKF-Tipps aufweisen, wurde mehr als 93.500 mit Suchanfragen gefüttert, darunter knapp 3.200 Einzelabrufe von Drittanbietern. Mit zwölf Millionen Dokumenten und 582.000 neuen OEM-Informationen in den letzten zwölf Monaten ist es die umfangreichste Datenbank in Sachen Kfz- und Reparaturwissen überhaupt.
News gab es auch in Sachen numinos, wo Börner im Rahmen der Präsentation nicht nur Fortschritte in Sachen Bedienbarkeit und Nutzerfreundlichkeit vorstellen konnte. Neu ist auch ein Reklamationsportal für Ersatzteile, das Rechnungsportal für die Betriebe sowie das Schaufenster für aktuelle Neuigkeiten. Mit "Numi" steht den Anwendern zudem jetzt eine echte Superheldin zur Seite, die zwei bis drei wichtige News pro Monat direkt auf das Mobiltelefon senden kann.
Sie ermöglicht es außerdem, in wichtigen Fragen in direkten Dialog mit der zuständigen AG-Abteilung zu treten, etwa wenn es um EVB- oder Schadennummern, Freigaben, Rückfragen oder aktuelle Angebote geht.