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56. Deutscher Verkehrsgerichtstag: Auftakt des Schadenjahres in Goslar

27.01.2018 21:07 Uhr
56. Deutscher Verkehrsgerichtstag: Auftakt des Schadenjahres in Goslar
Die Eröffnung des Verkehrsgerichtstages findet traditionell in der Kaiserpfalz statt. Ob das 2018 zum vorletzten Mal der Fall war, wird erst im Januar 2019 endgültig geklärt sein.
© Foto: goslar.de

Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen, Experten-Empfehlungen zu aktuellen Verkehrsrechtsthemen und einer offenen Diskussion um den künftigen Standort des VGT sorgte Goslar einmal mehr für den offiziellen Startschuss unserer Branche.

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Der diesjährige Verkehrsgerichtstag stand gleich mehrfach unter besonderen Vorzeichen. Obwohl nach der Mitgliederversammlung des Deutschen VGT am 24. Januar die acht Arbeitskreise wie gewohnt ihre Arbeit aufnahmen und mehr als 1.800 Verkehrsexperten einmal mehr für zwei Tage die alte Kaiserstadt Goslar bevölkerten, war 2018 doch Einiges anders – angefangen bei den ungewohnt milden Temperaturen von zehn Grad und mehr.

Generalbundesanwalt a.D. Kay Nehm eröffnete zum letzten Mal die traditionsreiche Tagung in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages und fand bei seiner Abschiedsrede wieder einmal deutliche Worte: So forderte er unter anderem flächendeckende Kontrollen mit moderner Technik, um überladene Lkw ausfindig zu machen. Die Elektromobilität als Heilsbringer zu betrachten, lehnte Nehm aufgrund geringer Reichweiten, fehlender Lade-Infrastruktur und unausgeschöpfter Potenziale der Verbrennungsmotoren ebenso ab wie den bereits mehrfach in Goslar diskutierten Führerscheinentzug als Sanktion gegen Straftäter. Gute Chancen auf die Nachfolge Nehms werden seinem bisherigen Stellvertreter und Vizepräsidenten der Deutschen Akademie für Verkehrswissenschaft, Professor Dr. Ansgar Staudinger, eingeräumt.

Wettbewerbsintensiver Markt steht bevor

Über die Auswirkungen autonomer Systeme auf Wirtschaft und Gesellschaft sprach Professor Dr. Henning Kagermann, Präsident der Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) in München. Durch das Verschmelzen der physischen und virtuellen Welt sei heute eine nie dagewesene Menge an Informationen verfügbar, so der ehemalige SAP-Chef. Die Auswertung dieser Daten durch künstliche Intelligenz eröffne Chancen für neue Geschäftsmodelle, mache aber gleichzeitig auch einen gesellschaftlichen Diskurs über die Sicherheit autonomer Systeme und Haftungsfragen notwendig.

Im Unterschied zu automatisierten Prozessen mit festgelegtem Handlungsplan seien komplett selbständige Systeme äußert anpassungsfähig und reaktiv. Mit einer Einführung solcher Autonomie sei aber immer auch ein "Verzicht auf die eigene Entscheidungshoheit" verbunden, so Kagermann. Gesellschaftliche Herausforderungen und ethische Fragestellungen würden sich erst nach und nach formulieren und beantworten lassen, was in Sachen Mobilitätswende besondere Herausforderungen mit sich bringe. Eine Verbesserung der Lebensqualität, Ressourceneffizienz und Auslastung der Verkehrsmittel dürfe nicht zu Lasten der Sicherheit gehen.

Goslar kämpft um bedeutendste Tagung der Region

Der Oberbürgermeister von Goslar, Oliver Junk (CDU), nutzte sein Grußwort erwartungsgemäß für ein Plädoyer pro Harz: Der Verkehrsgerichtstag dürfe die Marke Goslar nicht aufgeben, schließlich finde "die Kieler Woche auch nicht in Travemünde statt". Er betonte den besonderen Charme der kleinen Fachwerkstadt, führte zahlreiche Investitionsprojekte mit Hunderten zusätzlichen Betten an und stellte weitere Finanzspritzen durch die Kommune in Aussicht.

Schützenhilfe erhielt der Kommunalpolitiker von Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU), die als Gastrednerin die "volle Unterstützung der Landesregierung zusicherte" und für eine Fortsetzung der Kooperation zwischen Deutschem Verkehrsgerichtstag und Goslar warb, um die "attraktive Ausnahmestellung" der Veranstaltung zu erhalten. Ob es mit dem VGT in der traditionsreichen Kaiserstadt über 2019 hinaus weitergeht, bleibt dagegen weiterhin unklar (wir berichteten). Sicher ist aktuell nur, dass auch die 57. Ausgabe des Deutschen Verkehrsgerichtstages vom 23. bis 25. Januar 2019 stattfinden wird. Bis dahin darf man gespannt sein, wie erfolgreich Leipzig mit seinem Abwerbeversuch sein wird.

Die Standortfrage: Tradition vs. Effizienz

Die Goslarsche Zeitung berichtete denn auch unter dem Motto "VGT startet mit ungewisser Zukunft" über die Eröffnung der Tagung, gleichzeitig machte der langjährige Veranstaltungsort mobil gegen die Umzugspläne nach Sachsen: Auf Ansteckern und Bierdeckeln wurde mit Sprüchen wie "Harzer Roller statt Leipziger Allerlei" Stimmung pro Goslar gemacht.

Auf der Mitgliederversammlung sei die Stimmung "fifty-fifty" gewesen, war zu hören. Und auch die teils langjährigen Gäste sehen einen möglichen Abschied aus Goslar durchaus mit gemischten Gefühlen. Vor allem aus Reihen der Verkehrsrechtsanwälte wurde in Gesprächen immer wieder das besondere Flair der Tagung ins Feld geführt, das in einem anonymen Kongresszentrum zwangsweise verloren gehen müsse.

In der Tat war es in der Schadenbranche bekannten Gesichtern zwischen Kaiserworth, Hotel Schiefer, Kaiserpfalz und Achtermann einmal mehr kaum möglich, mehr als 500 Meter zurückzulegen, ohne - teils mehrfach - erkannt und angesprochen zu werden. So ergaben sich nicht nur für unsere Redaktion gleich mehrfach die spontanen Unterredungen, die den Verkehrsgerichtstag auch abseits der Arbeitskreise mit ihren Empfehlungen zum Auftakt eines jeden Schadenjahres werden lassen. Über die Inhalte aller offiziellen Stammtische und informellen Treffen informieren wir unsere Leser in den nächsten Ausgaben des AUTOHAUS Schadenmanager, die in den kommenden Tagen erscheinen werden.   (kt)

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