Die französische Regierung mischt sich erneut in die Geschäfte der Autobauer Renault und PSA Peugeot Citroën ein. Industrieminister Christian Estrosi forderte die Unternehmen am Mittwoch auf, unverzüglich jegliche Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Zulieferer Molex zu beenden. Der Konzern sei in verächtlicher Weise mit den Institutionen des Landes umgegangen und sei seiner sozialen Verantwortung nicht nachgekommen, begründete er.
Estrosi reagierte mit den Äußerungen auf die Bekanntgabe von Rekordgeschäftszahlen durch Molex. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr ein Werk in der Nähe von Toulouse geschlossen, fast 300 Mitarbeiter verloren ihren Job. Zuletzt hatte Molex auch die Finanzierung des Sozialplans eingestellt, weil ehemalige Beschäftigte weiter gerichtlich gegen das Unternehmen vorgehen.
Molex-Vorstandsmitglied Ana Rodriguez bezeichnete die Reaktion von Estrosi am Abend als aggressiv und unwürdig für einen westlichen Staat. "Wir sind enttäuscht, dass die französische Regierung sich in unsere Geschäfte einmischt", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Die Geschäftszahlen seien zudem falsch interpretiert worden. Die Automobilsparte des Unternehmens sei weiterhin stark defizitär.
Die Regierung in Paris hatte bereits in der Vergangenheit wiederholt Druck auf die französischen Autobauer ausgeübt. Als es Gerüchte über eine Auslagerung der Clio-Fertigung gab, bestellte Präsident Nicolas Sarkozy beispielsweise Renault-Chef Carlos Ghosn in den Élyséepalast. Kurz darauf war das Thema vom Tisch. Heftige Kritik hatten auch die Milliarden-Kredithilfen an PSA Peugeot Citroën und Renault während der Krise im vergangenen Jahr ausgelöst. Die Regierung ließ sich dafür Standortgarantien geben. (dpa)