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Debatte: Dobrindt verteidigt Maut-Pläne

14.07.2014 09:27 Uhr
Alexander Dobrindt
Am Maut-Konzept von Verkehrsminister Dobrindt scheiden sich nach wie vor die Geister
© Foto: picture alliance / Sven Simon

Am Maut-Konzept von Verkehrsminister Dobrindt scheiden sich nach wie vor die Geister - auch in den eigenen Reihen. Abbringen lassen will er sich davon aber nicht. Stattdessen geht er auf Werbetour.

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Ärger in den Nachbarländern, Bedenken in den Grenzregionen, Unmut in der eigenen Koalition: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wehrt sich gegen den wachsenden Chor der Kritiker an seinem Maut-Konzept. "Bei manchen Diskussionen kann man den Eindruck bekommen, als würde die Einführung einer Vignette die Gesellschaft überfordern", sagte der CSU-Politiker dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Parteiübergreifend gibt es Sorgen vor allem um die Wirtschaft in Grenzregionen.

Dobrindt will ab 2016 eine Infrastrukturabgabe für das gesamte Straßennetz kassieren. Dafür sollen Vignetten verkauft werden, deren Preis sich nach Öko-Klassen und Hubraum der Pkw richtet. Deutsche würden die Vignette automatisch erhalten. Im Gegenzug werden sie über eine geringere Kfz-Steuer voll entlastet. Ausländische Fahrer sollen Vignetten an Tankstellen und im Internet kaufen.

Skepsis an den Plänen gibt es inzwischen in allen Parteien. Der Vorsitzende der mächtigen nordrhein-westfälischen Landesgruppe in der Unionsfraktion, Peter Hintze (CDU), forderte eine grundlegende Überarbeitung des Konzeptes. Er wies auf die engen Verflechtungen in den Grenzregionen hin, etwa zwischen Nordrhein-Westfalen und Belgien. Für jede grenzüberschreitende Fahrt zum Arbeitsplatz, Einkauf oder zur Disco von den EU-Nachbarn Maut "zu kassieren, könnte sich als teurer Fehler herausstellen". Das belaste den Wirtschaftsstandort und die nachbarschaftlichen Beziehungen, sagte er dem Magazin "Focus".

Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dessen Stimme bei der Bundesratsabstimmung wichtig werden könnte, warnte vor Einbußen. "Die Schweizer, die bei uns Urlaub machen, einkaufen und essen, bringen Baden-Württemberg einen Kaufkraftzuwachs von zwei Milliarden Euro im Jahr", sagte der Grünen-Politiker der "Welt am Sonntag". "Wenn das einbricht, weil eine Pkw-Maut auch auf jeder normalen Straße erhoben wird, dann können wir im Saldo negativer rauskommen als vorher." Sachsens Verkehrsminister Max Morlok (FDP) nannte das Konzept in der "Welt" (Montag) in seiner jetzigen Fassung inakzeptabel. Er dringt auf Ausnahmeregelungen für grenznahe Bereiche.

"Ich teile die Einschätzung nicht"

Dobrindt selbst schließt negative Auswirkungen auf die Wirtschaft in Grenznähe aus. "Ich teile die Einschätzung nicht, dass der sogenannte kleine Grenzverkehr durch meine Maut beeinträchtigt wird." Wenn eine Jahresvignette für einen Polo 24 Euro koste, werde dies niemanden davon abhalten, nach Deutschland zu fahren. 

In den kommenden Tagen will Dobrindt bei seinen Amtskollegen in Österreich und den Niederlanden um Verständnis für das Vorhaben werden, wie "Spiegel" und "Focus" berichten. Beide Nachbarländer hatten nicht ausgeschlossen, Deutschland wegen der Maut zu verklagen.

Dobrindt geht aber nicht davon aus, dass die Maut am Europarecht scheitern könnte. "Ich habe Brüssel bei dem Vorhaben auf meiner Seite." Er habe von Verkehrskommissar Siim Kallas die Zusage, dass dieser das Gesetz konstruktiv begleiten werde. "Wenn er mein Konzept für grundlegend falsch hielte, hätte er anders reagiert", sagte Dobrindt dem "Spiegel".

Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" erwägt Dobrindt, die Maut in Form einer neuen Steuer einzuführen. Sein Ministerium bestätigte auf Anfrage der Zeitung, dass es im Maut-Konzept zwei Möglichkeiten gebe. Demnach könne der Kaufpreis für die Vignetten entweder als Abgabe oder als Steuer erhoben werden. Eine Entscheidung zwischen den beiden Modellen sei noch nicht getroffen worden.

Skepsis in der Bevölkerung

In der Bevölkerung herrscht offenbar Skepsis gegenüber Dobrindts Plänen. In einer Emnid-Umfrage für den "Focus" sagten 68 Prozent der Befragten, sie glaubten seinen Zusicherungen nicht, dass durch die geplante Pkw-Maut deutsche Autofahrer nicht zusätzlich belastet werden. 27 Prozent gehen davon aus, dass die Pkw-Maut wie versprochen nur ausländische Autofahrer belastet. (dpa)

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KOMMENTARE


Michael Kühn

14.07.2014 - 11:43 Uhr

"Dobrindt verteidigt Maut-Pläne"; - es bleibt ihm gar nix anderes übrig..., sonst tritt ihn Herr Seehofer in den Allerwertesten. - Ich für meinen Teil, glaube Hr. Dobrindt kein einziges Wort, und wenn er "guten Morgen" sagt, schaue ich auf die Uhr, ob es tatsächlich der Tageszeit entspricht. - Und wovon Dobrindt ausgeht: (aus o.g. Bericht) "..." Er habe von Verkehrskommissar Siim Kallas die Zusage, dass dieser das Gesetz konstruktiv begleiten werde. "Wenn er mein Konzept für grundlegend falsch hielte, hätte er anders reagiert"... -- !!! Herr Dobrindt, sind Sie eigentlich (bewußt) ignorant oder ist Ihnen das Wort 'konstruktiv' (begleiten) gänzlich unbekannt ??? - Man kann nur ein Thema "konstruktiv" begleiten, wenn sämtliche kritischen Gegebenheiten geklärt sind, aber davon sind Sie "werter" Herr Verkehrminister 1000-de Kilometer entfernt !!! - In meinen Augen bauen Sie Luftschlösser, die nicht einmal der kleine Handwerksbetrieb seiner Bank vorlegen würde, und Sie versuchen scheinbar AUSSCHLIESSLICH mit Ihrem WUNSCHDENKEN eine Mehrheit zu begeistern ??? (Herr Kallas ist offensichtlich sehr gut erzogen, sonst hätte er Sie höchstwahrscheinlich ausgelacht. Was hätte Herr Kallas denn auch sonst Ihnen gegenüber sagen sollen ? "Bubi, mach erst einmal Deine Hausaufgaben, bevor wir weiterreden ?")


egon sunsamu

15.07.2014 - 08:40 Uhr

Größer als die Ahnugslosigkeit und der Dilettantismus von sogenannten Volksvertretern ist nur ihre GIER, um ihr Versagen durch weitere Geldverschwendung zu kaschieren.Sie agieren gemeinschaftlich gegen die Interessen der Bevölkerung.Kollege Dobrindt sollte sich lieber dafür stark machen, daß die bereits existierenden verkehrsbezogenen Abgaben und Steuern auch für die Verkehrsinfrastruktur ausgegeben werden. Nicht für Soziales oder Politikerpensionen und "Ehrensold" für gescheiterte Marionetten.


Oli M

15.07.2014 - 08:41 Uhr

Schade, unser neuer Verkehrsminister ist noch weltfremder als der alte... Meine Meinung: Maut ja, aber nur für die Autobahn !!


Kürgen

15.07.2014 - 15:58 Uhr

Ich hoffe sehr, dass diese Mautidee scheitert und damit bewiesen wird, dass in der Politik gelegentlich die Vernunft siegt. Diese Maut wird ein weiteres administratives Millionengrab, welches wir zudem mit dem Ärger und Spott unserer Nachbarn bezahlen werden.


Manfred Fraenkel

16.07.2014 - 13:19 Uhr

Ich verfolge mit grossem Spass das Geplaenkel ueber die Mautgebuehr. Ich wohne zwar ueber 50% des Jahres in Australien aber wenn ich nach Europa komme dann bin ich nicht nur in Deutschland sondern auch in den Nachbarstaaten. Trotz des verkuerzten Aufenthaltes in Europa habe ich mir fuer CH und A eine Vignette gekauft um ohne Probleme beweglich zu sein auch wenn ich vielleicht diese nur ein paar mal nutze. Ich habe im grossen und Ganzen nichts gegen eine Vignette wenn Gleichheit fuer ALLE gilt. Dem ist aber nicht so, denn alle Nachbarlaender von Deutschland kassieren und nur die Deutschen sind die dummen insbesondere weil halb Europa immer durch Deutschland faehrt und keine Beteiligung an der Strassenerhaltung beisteuert. Ich bin zwar ganz der Meinung von Michael Kuehn, dass man einem Politiker nicht glauben kann aber das aendert nichts an der Tatsache dass das Volk immer ueber den Tisch gezogen wird, was immer die Politiker auch erfinden. Vielleicht sollte man aber anstatt etwas neues einzufuehren, einfach altes abbauen. "Bubi" wie sich Michael Kuehn so schon ausdrueckte sollte einmal bei den Nachbarn vorstellig werden und vorschlagen, dass die Deutschen in den Laendern die Strassenzoll erheben diesen nicht zu bezahlen brauchen, weil man bei uns ja jeder kostenlos die Strassen nuetzen kann. Wuerde mich interessieren was dann als Kommentar von unseren "Freunden" auf der anderen Seite der Grenzen als Antwort kommt. Man braucht eben den Spiess nur umzudrehen und die andere Seite mit den eigenen Waffen schlagen. Fuer mich stellt eine Nutzungsgebuehr kein Problem dar nur sollte man sich dann der modernen Technik bedienen und kein "Wapperl" verwenden sondern ueber eine Application auf dem Mobiltelefon die Bezahlung und die Registrierung ermoeglichen. Man kann dann sogar ueber GPS ersehen wer "heimlich" einreist und nicht zahlt. Das vielleicht als Denkanstoss fuer "Bubi" der wie alle geschrieben haben, sich noch nicht ueber die Auswirkungen seiner "geistigen Blaehungen" bewusst ist. Mit besten Gruessen aus dem Kangarooland


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