Der deutsche Neuwagenmarkt ist im April eingebrochen. 120.840 Pkw-Neuzulassungen entsprechen laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einem Rückgang von 61,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und so wenige wie noch nie in einem Monat seit der Wiedervereinigung. Grund waren vor allem die durch die Corona-Krise bedingten Schließungen von Autohäusern und Zulassungsstellen.
In dem von Pandemie-Schutzmaßnahmen geprägten Berichtsmonat wurden 58 Prozent der Neuwagen gewerblich zugelassen, wie die Flensburger Behörde am Mittwoch weiter mitteilte. Das entsprach einem Rückgang um 63,2 Prozent. Der Anteil der privaten Käufer lag bei 41,9 Prozent (minus 57,8 Prozent).
Das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sprach von desaströsen Zahlen. Die Rückgänge seien "für die deutsche Leitbranche eine Katastrophe", erklärte Verbandspräsident Jürgen Karpinski in Bonn. Nach fünf Wochen Corona-Lockdown stehe der Autohandel mit dem Rücken zur Wand. Kumuliert liegt der Markt bei 822.202 Einheiten, 31 Prozent weniger als in den ersten vier Monaten 2019.
Kfz-Betriebe brauchen "Überlebensperspektive"
Karpinski forderte erneut die Bundesregierung auf, eine schnell wirksame Kaufprämie auf den Weg zu bringen. "Es geht darum, den in ihrer Existenz bedrohten kleinen und mittelständischen Autohäusern und Kfz-Betrieben mit ihren 450.000 Beschäftigten eine Überlebensperspektive zu geben", so der Branchenvertreter.
- Pkw-Neuzulassungen im April 2020 (459.4 KB, PDF)
Bei allen deutschen Konzernmarken zeigten sich im März zweistellige Rückgänge: Sie reichten von 39 Prozent bei der BMW-Tochter Mini bis zu 94 Prozent bei Smart. Beim Branchenprimus VW steht ein Minus von 63,9 Prozent in der Bilanz. Noch schlimmer aus heimischer Sicht traf es Opel und Mercedes-Benz, bei denen die Neuzulassungen um über 70 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat schrumpften.
Tesla gegen den Trend
Als einziges der größeren Fabrikate fuhr Tesla im April ein Plus von 10,4 Prozent ein. Die weiteren ausländischen Marken büßten dagegen ebenfalls zweistellig ein: Hier ergab sich eine Bandbreite von minus 20 Prozent bei DS bis zu minus 74,8 Prozent bei Mazda. Den größten Anteil unter den Importeuren sicherte sich Skoda mit sechs Prozent, gefolgt von Seat (vier Prozent) und Renault (3,9 Prozent).
Zulassungsstärkstes KBA-Segment waren im abgelaufenen Monat die SUV mit einer Quote von 20,3 Prozent (minus 59,7 Prozent) – knapp vor der Kompaktklasse (20,1 Prozent / minus 61,8 Prozent). Die rote Laterne hatte die Oberklasse mit nur noch 0,8 Prozent Neuzulassungsanteil. Am stärksten litten im April die Mini-Vans, die ein Defizit von 84,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat aufwiesen.
Mit 60.295 Pkw hatte knapp die Hälfte (49,9 Prozent) der Neuwagen einen Benzinmotor, 38.836 Autos (32,1 Prozent) waren Dieselfahrzeuge. Bei den alternativen Antrieben erreichten die Hybride mit 16.573 Fahrzeugen einen Anteil von 13,7 Prozent, etwa ein Drittel davon waren Plug-in Hybride (4,6 Prozent). Hinzu kamen 4.635 Elektroautos (3,8 Prozent) sowie 286 erdgasbetriebene und 191 flüssiggasbetriebene Neuwagen (jeweils 0,2 Prozent). Der durchschnittliche CO2-Ausstoß ging nach amtlichen Angaben um 4,9 Prozent zurück und lag bei 150,9 g/km. (rp)
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Detlef Rüdel
Morizz Hellenbrecht