Die Corona-Krise wird für heftige Einschläge bei den Flottenneuzulassungen in Deutschland sorgen. Der Marktbeobachter Dataforce rechnet angesichts der weitreichenden Ausgangsbeschränkungen mit einem Einbruch von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In absoluten Zahlen seien dies rund 380.000 Firmenwagen weniger, sagte Analyst Benjamin Kibies am Mittwoch in Frankfurt. 2019 waren im Segment Flotte 938.315 Fahrzeuge neu angemeldet worden.
Über die nächsten Wochen haben nach Darstellung der Branchenexperten die Schließungen von Zulassungsstellen und Händlerbetriebe sowie die Produktionsstopps in den Autofabriken die größten Auswirkungen auf den Markt. "Unternehmen, die bereits Neuwagen bestellt haben, können diese häufig nicht abholen und zulassen", so Kibies. Im April und Mai sei daher mit einem Minus von mehr als 80 Prozent zu rechnen.
Lockdown wirkt bis Herbst nach
Allerdings reichen die Konsequenzen über die Zeit des Lockdowns hinaus. Kibies: "Wenn kaum Kaufverhandlungen stattfinden, werden entsprechend weniger Autos bestellt und in den folgenden drei bis sechs Monaten ausgeliefert." Selbst unter der Annahme, dass Autohäuser kurzfristig wieder öffnen und Werke zügig wieder anlaufen, würden die Zulassungszahlen noch bis in den Oktober hinein gedämpft.
Neben den Restriktionen auf der Angebotsseite ist nach Meinung des Experten auch die Nachfrage durch kurzfristig wirkende Mechanismen betroffen. "Viele Firmen müssen damit rechnen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten verschlechtern wird. Entsprechend werden nicht zwingend notwendige Investitionen aufgeschoben", so Kibies. Unter Berücksichtigung der Verzögerung zwischen Bestelleingang und Auslieferung dürften die Folgen dieser Unsicherheit bis Anfang kommenden Jahres zu spüren sein.
Nachholeffekte erst 2022 und 2023
Eher mittel- bis langfristig schlagen sich die wirtschaftlichen Folgen in der Firmenwagen-Nachfrage nieder. Für Deutschland geht Dataforce dabei von einer weitgehenden Erholung bis Ende 2021 aus. Bis dahin werde allerdings der Bedarf deutlich geringer ausfallen. "Das liegt auch an Sondereffekten, die speziell den Flottenmarkt betreffen, so wie beispielsweise ein erschwerter Zugang zu Unternehmenskrediten und geringeren Restwerten beim Weiterverkauf gebrauchter Firmenwagen", erklärte Kibies. Für einen Teil der Nachfrageausfalls rechne man mit Nachholeffekten im Zeitraum 2021 bis 2023. (rp)