Die Aussicht auf mögliche Kaufprämien und einen damit verbundenen Nachfrage-Schub hat die Stimmung in der deutschen Autobranche bisher nicht retten können. Zwar hellte sie sich ein Stück weit auf, wie das Ifo-Institut aktuell ermittelt hat, bleibt letztlich aber schlecht. Vor allem die aktuelle Geschäftslage beurteilen die Unternehmen weiter sehr negativ. Auch die Erwartungen an die kommenden Monate bleiben trotz Verbesserung im Minus. "Im dunklen Keller steigt die Branche einige Treppenstufen hoch, sieht aber immer noch kein Licht", sagte der Leiter der Ifo-Befragungen, Klaus Wohlrabe. Auch Personalabbau wird wahrscheinlicher.
In Berlin berieten die Spitzen der schwarz-roten Koalition am Mittwoch über ein milliardenschweres Konjunkturpaket, das sie der Corona-Krise entgegensetzen wollen. Kaufprämien für Autos gelten als besonders umstrittener Punkt. Die Hersteller und auch die sogenannten Autoländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen wollen Prämien auch für Verbrennungsmotoren, die SPD-Spitze lehnt das ab.
Auch insgesamt sind die Prämien allerdings umstritten. Die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer hält sie für wenig wirksam. Die sogenannte Abwrackprämie in der Finanzkrise 2009 habe fünf Milliarden Euro gekostet, hinterher hätten Studien ergeben, dass sie teuer und ineffektiv gewesen sei, sagte Schnitzer dem Bayerischen Rundfunk. "Von dem Geld hat man vor allem ausländische Autos gekauft und es wurden Käufe vorgezogen. Der Nettoeffekt für die deutsche Automobilindustrie war also sehr gering."
Prämien verhindern Strukturwandel
Insbesondere warnte sie davor, Prämien auch für Diesel und Benziner zu zahlen. Das verhindere den Strukturwandel, den die Automobilindustrie leisten müsse, sagte sie. "Es wäre sehr viel sinnvoller zum Beispiel Ladestationen zu fördern oder den Aufbau eines Tankstellennetzes für Wasserstoff."
Die Branche selbst beurteilt die Nachfragesituation laut Ifo-Erhebung weiter extrem schlecht. Der entsprechende Indikator stieg zwar um fast 30 Punkte, liegt aber mit minus 78,7 immer noch eine Winzigkeit schlechter als auf dem Höhepunkt der Finanzkrise Ende 2008.
Unter Verbrauchern stellt sich einer aktuellen Studie zufolge dagegen allmählich wieder so etwas wie Alltag ein. Sorgen um die Gesundheit, um den Arbeitsplatz oder die finanzielle Situation nähmen ab, heißt es in den am Mittwoch veröffentlichten Ergebnissen einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte in 13 Ländern. In Deutschland gab nur noch ein gutes Drittel der knapp 950 hier Befragten an, größere Anschaffungen wie etwa einen Autokauf sicherheitshalber zu verschieben. In der gleichen Umfrage vor einem Monat hatten das noch 46 Prozent gesagt. (dpa)