Die deutschen Mega-Autohändler sind im vergangenen Jahr stärker gewachsen als der Gesamtmarkt. Der Neuwagenabsatz der 20 größten Gruppen erhöhte sich 2016 um 6,1 Prozent auf knapp 300.000 Einheiten. Demgegenüber legte die Zahl der Pkw-Neuzulassungen um nur 4,6 Prozent zu. Damit bauten die Betriebe ihren Marktanteil von 8,1 auf 9,0 Prozent aus. Allerdings ließ ihr Wachstumstempo im NW-Geschäft gegenüber dem Jahr 2015 stark nach (plus 14,6 Prozent). Das geht aus der Studie "Top 100 Händlergruppen in Deutschland 2016" hervor, die das Institut für Automobilwirtschaft (IFA) in Geislingen veröffentlichte.
Der Branchenanalyse zufolge gelang der AVAG Holding erstmals der Sprung an die Spitze des Neuwagen-Rankings. Die Augsburger verkauften im vergangenen Jahr 55.816 Fahrzeuge, das entsprach einem Plus von 14,5 Prozent. Sie profitierten aber auch davon, dass ihr Dauerrivale um den Absatz-Thron, die Emil Frey Gruppe Deutschland, an der diesjährigen Studie nicht teilnahm. Gründe hierfür nannte das IFA nicht.
Hinter der AVAG platzierte sich 2016 die Gottfried Schultz Gruppe mit 33.068 Neuwagen. Platz drei ging an die Feser-Graf Gruppe (26.013 Einheiten). Der Verbund Dello/Dürkop/Autohaus Hansa (18.000) und die Wellergruppe (17.245) komplettierten die Spitzengruppe. Zu den Gewinnern in den Top-Ten zählten die Händlergruppen Glinicke und Scherer. Kräftige Verkaufszuwächse verzeichneten die Autohäuser Dresen (plus 63,2 Prozent) und König (plus 28,6 Prozent). Dagegen verloren unter anderem die Löhr-Gruppe und die Fahrzeug-Werke Lueg an Boden.
Nach wie vor groß sind laut der Untersuchung die Unterschiede im Hinblick auf das Gebrauchtwagengeschäft. Ganz oben steht bei der Relation zwischen Gebraucht- und Neuwagen mittlerweile die AVP Autoland: 2.850 Neuwagen standen bei den Deggendorfern 7.770 verkaufte Gebrauchtfahrzeugen gegenüber, was einer GW-NW-Ratio von 2,7 entspricht. Gewohnt stark präsentierte sich die Wellergruppe, die im vergangenen Jahr 35.335 Gebrauchtwagen losschlug. Die Ratio der Berliner lag damit bei 2,0.
Fünf Umsatzmilliardäre
Wegen des Fehlens der Emil Frey Gruppe weist die Branchenstudie in diesem Jahr fünf Umsatzmilliardäre aus. Krösus 2016 war mit 1,86 Milliarden Euro die AVAG, gefolgt von den Autohäuserm Gottfried-Schultz (1,63 Milliarden Euro), Senger (1,25 Milliarden), Wellergruppe (1,21 Milliarden) sowie Feser-Graf (1,10 Milliarden). Bis auf letztgenanntes Unternehmen konnten alle Top-Betriebe mehr erlösen als im Jahr davor.
Positiv entwickelte sich auch die Umsatzrendite der 100 größten Autohändler. Bei den erfassten Unternehmen lag sie 2016 bei 1,6 Prozent, nach 1,5 Prozent im Jahr davor. Allerdings waren die Megadealer damit nicht profitabler als die gesamte Branche, die ebenfalls einen Wert von 1,6 Prozent aufwies (wir berichteten).
Druck aus dem Internet
Für Studienleiter Prof. Willi Diez zeigt die aktuelle Erhebung deutlich: Der Druck auf die Marktplayer bleibt ungebrochen hoch. "Mit der Digitalisierung wird der Konsolidierungsprozess im deutschen Automobilhandel nochmals einen Schub bekommen", warnte Diez. Die großen Gruppen sieht er dabei im Vorteil. Sie seien eher als kleine Häuser in der Lage, das gesamte Spektrum des Online-Geschäfts professional zu bearbeiten. "Vor allem die Gewinnung neuer Kunden erfordert eine starke Integration von On- und Offline-Aktivitäten in den Hädlerbetrieben."
Der Experte bestätigte seine Prognose aus dem vergangenen Jahr, wonach die Zahl der wirtschaftlich und rechtlich selbständigen Autohäuser bis 2020 auf etwa 4.500 zurückgehen werde (2016: 6.900 Unternehmen). " Ohne eine klare Digitalisierungsstrategie werden viele Händler dem Druck aus dem Internet nicht mehr gewachsen sein." (rp)
Das aktuelle Top-100-Ranking ist im AUTOHAUS-Bereich "Markt" abrufbar.
Thomas