Für den August meldeten die Hersteller zuletzt durchweg gestiegene Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahr. Dafür gibt es einen plausiblen Grund: So konnten im vergangenen Monat noch produzierte, aber nicht nach WLTP getypte Pkw zugelassen werden. Wie Schwacke mitteilt, sind über 46.000 Fahrzeuge durch von Herstellern und Importeuren gesteuerte Zulassungskanäle zusätzlich auf den Markt gekommen, als wenn der August gelaufen wäre wie 2017. Darunter fallen Handels-, Hersteller- und Vermietzulassungen.
Dies betrifft laut Schwacke zu fast 80 Prozent benzingetriebene Fahrzeuge. Aber auch alternative Antriebe bleiben scheinbar nicht ganz unberührt – nach Angaben von Schwacke habe es produzierte Hybridbestände gegeben, die noch mit Euro 6b rechtzeitig hätten zugelassen werden müssen. Auf Markenebene falle darüber hinaus auf, dass manche Hersteller das taktische Augustvolumen 2018 im Vergleich zu 2017 teils mehr als verdoppelt, in zwei Extremfällen gar verfünf- und verzehnfacht hätten. Ähnliches gelte für etablierte Modellreihen, deren taktische Zulassungen punktuell vervielfacht worden und in manchen Fällen hierdurch sogar im Gesamtranking ihres Segments aufgestiegen seien.
"Mit Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt ergeben sich durch diese Ergebnisse verschiedene Implikationen. Zunächst darf man dieses Zulassungswachstum nicht als 'Nachfrage' oder 'Erfolg' fehlinterpretieren", erläutert Andreas Geilenbrügge, Head of Valuations & Insights bei Schwacke. "Ein Großteil dieser Fahrzeuge muss über den Handel nun vermarktet werden und in der Regel hat es dazu eine finanzielle Unterstützung des Herstellers oder Importeurs gegeben und das Ziel wird sein, vor Jahresende diese Zusatzvolumina vom Hof zu bekommen. Da es sich dann um verhältnismäßig günstige sehr junge Gebrauchte handelt, werden diese nicht nur als Gruppe unter Preisdruck geraten, sondern auch als preislich attraktive Alternative jeweils ältere Gebrauchte wie die klassischen Jahreswagen, Leasing- und Vermietrückläufer belasten."
"Zusätzlicher Druck"
"Wir erwarten deshalb für den Rest des Jahres nach der Stabilisierung der vergangenen Monate einen zusätzlichen Druck sowohl auf die durch das Frankfurt-Urteil wieder medial in den Fokus geratenen Dieselfahrzeuge als auch einen verlangsamenden, womöglich sogar negativen Effekt auf Benziner mit modellbezogen teils noch stärkeren Effekten", befürchtet Geilenbrügge. "Die Standzeiten werden in Summe im Durchschnitt vermutlich zunächst sinken bei deutlichem Volumenzuwachs, da zahlreiche junge Fahrzeuge auftauchen werden, die je nach Alterssegment die Werte zunächst mathematisch nach unten ziehen. Preise werden voraussichtlich sukzessive nachgeben und die Standzeiten in Richtung Ende des Jahres wieder ansteigen. Wie hoch der Anteil der ins Ausland verkauften Fahrzeuge sein wird und was aus den nicht zugelassenen, zwischengeparkten Fahrzeugen wird, bleibt abzuwarten."
Schwacke-Geschäftsführer Thorsten Barg ergänzt: "WLTP ist aus unserer Sicht also nicht ausschließlich ein Neuwagen- oder Datenthema, sondern sorgt in vielen Bereichen für einige Turbulenzen, so auch im Gebrauchtwagengeschäft." (red)