Gebrauchtwagen-Interessenten schätzen nach wie vor die Beratung und Kaufabwicklung im Handel. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Branchenstudie von Dekra und des Marktforschungsinstituts Ipsos bevorzugen fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) den Fahrzeugerwerb vor Ort. Immerhin: 22 Prozent sprechen sich dafür aus, Beratung, Bestell- und Kaufprozess vollständig online abzuwickeln.
Vor der Anschaffung gilt dafür umso mehr: Vier von fünf Befragten (80 Prozent) sind im Internet unterwegs, wenn es um Recherche und Information geht. Lediglich sieben Prozent verzichten dabei komplett auf Online-Kanäle. Auf ihr aktuelles Fahrzeug sind den Angaben zufolge 60 Prozent der Gebrauchtwagenbesitzer im Internet aufmerksam geworden. Das ist eine weitere Steigerung im Vergleich zu früheren Befragungen mit derselben Fragestellung (2021: 58 Prozent; 2017: 52 Prozent).
Auch interessant:
- Elektroautos: Gebrauchtwagenmarkt kommt nur langsam in Schwung
- AUTOHAUS/DEKRA Gebrauchtwagen-Kongress 2023: Vollgas für Gebrauchte
- Neues Volkswagen GW-Label: Umfangreiches Leistungsversprechen
Am häufigsten werden Online-Plattformen wie Autoscout24, Mobile.de, Ebay oder Kleinanzeigen zu Rate gezogen. Für 46 Prozent sind solche Portale die Nummer eins bei der Recherche. Die Webseite eines Autohändlers folgt mit großem Abstand (zwölf Prozent) – vor speziellen Gebrauchtwagen-Apps (acht Prozent), Vergleichsportalen und den Webseiten der Autohersteller (jeweils sechs Prozent).
Weiterhin genutzt werden Offline-Kanäle, hier stehen Händler mit 60 Prozent ganz oben. Es folgen der Austausch im persönlichen Umfeld (47 Prozent). Weniger relevant sind Print-Artikel (15 Prozent), eine Testfahrt im Mietwagen (zwölf Prozent), der Besuch einer Automesse (neun Prozent) oder Erfahrungen aus dem Carsharing (vier Prozent).
"Autohandel braucht klare Online-Strategie mit guter Sichtbarkeit"
Guido Kutschera, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH, sagte in Stuttgart: "Unsere Befragung zeigt die Herausforderung, vor der der Autohandel heute steht. Beim Kaufabschluss sind die kompetente Beratung und der direkte Kontakt für viele Interessenten immer noch sehr wichtig. Um an diesen Punkt aber überhaupt zu kommen, braucht der Handel eine klare Online-Strategie mit guter Sichtbarkeit – und zwar auf den Seiten der großen Fahrzeugbörsen, aber auch mit der eigenen Webseite."
Bei der Frage danach, warum Gebrauchtwagen wo gekauft werden, ergibt sich ein differenziertes Bild: Insgesamt 40 Prozent der Käufer und Interessenten nenne eine unkomplizierte Abwicklung als wichtiges Kriterium. Unter ihnen sind besonders viele, die beim Händler vor Ort gekauft haben oder kaufen würden. Dasselbe gilt für die Argumente Gebrauchtwagengarantie und kompetente Beratung, die 34 bzw. 33 Prozent aller Befragten angaben, ebenso für die Kriterien Service und Sicherheit (jeweils 29 Prozent). Der Preis ist für 28 Prozent wichtig, darunter besonders viele, die von privaten Verkäufern gekauft haben oder kaufen würden.
Ankaufsseiten gewinnen weiter an Bedeutung
Weiteres Ergebnis: Immer mehr Autobesitzer nutzen Ankaufportale. Fast jeder Dritte (30 Prozent) hat schon einen Gebrauchtwagen über einen der Anbieter verkauft. 2021 waren das noch 25 Prozent, im Jahr 2017 nur 18 Prozent. Der Bedeutungsgewinn spiegelt sich auch in der Bekanntheit wider. So kennen 85 Prozent der Befragten inzwischen Seiten wie wirkaufendeinauto.de oder carsale24.de (2021: 82 Prozent, 2017 74 Prozent).
Kutschera: "Für den Gebrauchtwagenhandel zeigen diese Zahlen: Die Kunden wollen ihre Altfahrzeuge unkompliziert und zu einem guten Preis loswerden. Ein strukturierter Ankaufprozess – beispielsweise auch durch Kooperationen – kann damit zum Erfolgsfaktor werden."
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit: www.dekra.de/sales-studie