Erst EX30, dann EX90 und bald ES90 – Schlag auf Schlag fahren bei Volvo neue Elektroautos vom Band. Doch man sollte nicht meinen, dass die Schweden deshalb ihre bestehende Modellpalette vernachlässigen. Im Gegenteil, schließlich sind es die Verbrenner, die das Geld einspielen. Der XC90 beispielsweise: Obwohl er fast zehn Jahre auf dem Buckel hat, verkauft sich der Siebensitzer wie geschnitten Brot. Im vergangenen Jahr rollten über 107.000 Stück des knapp fünf Meter langen SUV vom Band, gut 40.000 davon gingen alleine in die USA. Die wenigsten dürften zum Basispreis von rund 80.000 Euro beim Kunden aufschlagen. Sechsstellige Kaufpreise sind eher die Regel denn die Ausnahme. Eine bessere Cashcow kann sich das Unternehmen nicht wünschen.
Trotzdem: Stillstand darf man sich im hart umkämpften Markt nicht leisten, denn neue Modelle wie beispielsweise der Mazda CX-80 stehen mit aktueller Technik in den Startlöchern. Also mussten die schwedischen Designer nochmals Hand anlegen und die Optik schärfen. Das ist gelungen: Dank der skalierbaren Fahrzeugarchitektur haben sie mehr Freiheiten und konnten den als Plug-in-Hybrid oder Benziner erhältlichen XC90 optisch näher an die aktuellen Elektromodelle rücken.
Mit neuem Kühlergrill samt diagonal entgegenlaufenden Einsätzen, der leicht angehobenen Motorhaube und den schlankeren LED-Scheinwerfern, die nun standardmäßig mit Matrix-Technik die Straße ausleuchten, wirkt der große SUV von vorne deutlich frischer und moderner. Auch das Heck wurde dezent überarbeitet, bekam filigranere Rückleuchten und schwarze Applikationen. Dazu gibt es neue, bis zu 22 Zoll große Räder und Farben.
Fahrbericht Volvo XC90 (2025)
BildergalerieAuch innen sieht der Wagen moderner aus, aber doch weniger sachlich als die nüchternen Elektromodelle aus gleichem Haus. Die Innenarchitekten richteten das Armaturenbrett horizontaler ausund verlegten edle Materialien wie beispielsweise helles, offenporiges Holz. Außerdem bietet die wuchtige Mittelkonsole zwischen den Sitzen jetzt mehr Stauraum, die kabellose Ladeschale wanderte weiter nach oben vor den Schalthebel und versorgt nun auch größere Smartphones mit Strom. So sieht der luftige Innenraum nicht nur schicker aus, sondern wurde auch etwas praxistauglicher eingerichtet.
Viel wichtiger aber ist das Update des Infotainmentsystems, mit dem der XC90 wieder mit der Konkurrenz gleichzieht. So lassen sich beispielsweise Updates für Software und Betriebssystem nun "over the air" aufspielen, ohne dass der Wagen eine Werkstatt ansteuern muss. Das System kombiniert einen gestochen scharfen Bildschirm, der mit 31 cm Diagonale nicht übertrieben groß ausfällt, mit übersichtlichen digitalen Instrumenten sowie einem Head-up-Display.
Schon nach zwei, drei Klicks zeigt sich: Die neue Einheit ist einfacher, logischer aufgebaut als bisher und lässt intuitiv bedienen. Im oberen Teil läuft die auf Google-Maps basierende Navigation, darunter ist Platz für die Anzeige von Telefon, Musik oder eine der vielen Apps. Am unteren Rand des Bildschirms sitzt eine feste Menüleiste für den direkten Zugriff aufs Startbildschirm und fahrzeuginterne Apps. Sehr schön: Der große Lautstärkeregler wurde nicht weggespart.
Volvo EX90 (2024)
BildergalerieWie bei Volvo üblich, basiert das Infotainmentsystem auf Android. Meldet sich der Fahrer mit seinem Google-Profil an, ploppen im Auto automatisch die gleichen App-Inhalte wie auf dem Handy oder dem heimischen Computer auf, beispielsweise Spotify-Playlisten. Und dass die Spiegel wie eh und je über eigene Schalter in der Armlehne und nicht über den Touchscreen verstellt werden, mag vielleicht old school aussehen, ist aber so viel praktischer.
Überhaupt fühlt sich die Ausfahrt mit dem XC90 ein bisschen an wie eine Reise in eine Vergangenheit, die manche Fans der Marke bei den neuen Modellen vermissen. Der große Volvo verkörpert die DNA der Marke – Komfort, Sicherheit und Raumangebot - wie kein anderes Modell. Hinter dem dicken Akustikglas fühlt man sich wunderbar entrückt von der Außenwelt und kann sich von der hervorragend klingenden Musikanlage in High-End-Qualität berieseln lassen. Auf Wunsch gleitet der schwere Volvo luftgefedert über den Asphalt, wobei das Fahrwerk keine sportlichen Ambitionen aufkommen lässt. Dieser SUV bleibt auch nach diesem Facelift ein komfortabler Langstreckengleiter zum Kilometerfressen. Gleichzeitig ist er dank der großen Fenster übersichtlich, lässt sich auch ohne die Hilfe von Parkassistent oder Rückfahrkamera in enge Lücken zirkeln. Spurhalter und Totwinkelwarner geben nur sanfte Rückmeldung, und selbst der Tempolimitwarner meldet sich nur ganz dezent zu Wort.
Dass Volvo mit dem Facelift den beliebten, sparsamen Diesel ausmustert, dürfte aber nicht allen Fans gefallen. Denn die technische Überarbeitung des 250 PS starken Benziners B5 spart zwar gegenüber dem Vorgänger rund sieben Prozent Sprit. Doch selbst bei sehr zurückhaltender Fahrweise und Landstraßentempo 100 kommt der Vierzylinder kaum unter 9,0 Liter. Gut zwei Tonnen Gewicht fordern eben ihren Tribut.
Als Alternative empfiehlt sich der Plug-in-Hybriden, an dem nichts geändert wurde: Diese souveräne, 455 PS starke Kombination aus Benziner, E-Motor und Batterie mit 18,8 kWh Kapazität fährt zumindest nach Werksangaben 71 Kilometer weit elektrisch. In der Praxis sind es aber eher nur 60 Kilometer. Das ist ebenso wenig zeitgemäß wie die schwache Ladeleistung von 6,4 kW. Aber da die Baureihe noch einige Jahre weiter laufen soll, ist heute schon klar, wo das nächste Facelift ansetzen wird.