Von Patrick Broich/SP-X
Volvo gibt im wahren Sinne des Wortes – nun ja, nicht Gas, sondern Strom. Unzählige mild und auch stark elektrifizierte Modelle schleichen sich stetig ins Modellprogramm. Eines davon ist der neue XC 40 T5 TwinEngine mit 1,5-Liter-Otto-Dreizylinder (132 kW / 180 PS) plus 60 kW / 82 PS starker E-Maschine, die den mindestens 49.000 Euro teuren Kompakten bis zu 50 Kilometer lang auch alleine vorantreiben kann. Dazu beinhaltet der Antriebsstrang eine knapp elf kWh große Batterie – aufzuladen mit maximal 3,7 kW Leistung per Typ 2-Stecker, was angesichts der Akkugröße in Ordnung geht. Wie ökonomisch und ökologisch der Volvo am Ende ist, lässt sich ganz individuell skalieren. Lädt man häufig "grünen" Strom, oder tankt man doch meist konventionell Benzin? Es liegt in des Fahrers Hand. Locken dürfte so manche Kunden der Umstand, dass man bei dieser Art Fahrzeuge als Firmenwagenfahrer nur 0,5 Prozent des Neuwagenpreises pauschale Versteuerung der privaten Nutzung aufbringen muss.
Kleiner Reisewagen
Fakt jedenfalls ist, dass der kumuliert mit 192 kW / 262 PS bezifferte Maschinenstrang Freude bereitet. Der kernig klingende Dreizylinder ist eindeutig herauszuhören, was nicht stört, sondern als Charakter-Merkmal auslegbar ist. Und macht ordentlich Druck: Dass der 1,8 Tonner laut Werk 7,3 Sekunden bis zur 100 km/h-Marke benötigen soll, scheint fast etwas tiefgestapelt. Lässt man das rechte Pedal nach der Ortsausfahrt gen Bodenblech gleiten, sinken die Passagiere tief in die kommoden Sitze. In letzterer Disziplin lassen sich die Schweden übrigens trotz Kompaktsegments nicht lumpen – viel bequemer kann man fast nicht unterkommen, und so avanciert das Volvo-SUV sogar zum kleinen Reisewagen. Und zum Glück schmälert das obligatorische Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, eine Eigenentwicklung der Göteborger, die Geschmeidigkeit des Antriebs nicht. Jegliches potenzielle Ruckeln haben die Techniker der Einheit abgewöhnt, was hier wegen des Zusammenspiels von zwei Motoren durchaus nicht einfach war. Allerdings darf der Kunde das angesichts der Preise auch erwarten, denn ein Billigtarif sieht anders aus. Zumal aus dem hohen Grundpreis mit ein paar Extrazutaten schnell 60.000 Euro werden können.
Dem Interessenten muss klar sein, dass der auf Wunsch mit Zweifarblack ausgelieferte Schwede mehr Lifestyle- als Nutzwertfahrzeug ist. Zwar gehen maximal 1.336 Liter Gepäckraumvolumen auch für die Hybridausführung – insbesondere unter der Berücksichtigung des Segments – in Ordnung, aber ein Ladeprofi ist der Volvo kaum. Umso erfreulicher, dass die Fahrgäste neben gutem Sitz- auch recht freizügigen Raumkomfort genießen dürfen. Schließlich zahlen sich 2,70 Meter Radstand für die Hinterbänkler aus. Doch das alles ist nur die halbe Miete, denn letztlich gehört längst auch anspruchsvolles Infotainment zum guten Ton, vor allen Dingen dann, wenn man als Hersteller den Anspruch erhebt, in der Premium-Liga mitzuspielen.
Volvo XC40 T5 Twin Engine
BildergalerieDen Wunsch nach einem Head-up-Display erfüllen die Skandinavier zumindest weder gegen Geld noch gute Worte (dass es in unteren Klassen ebenfalls geht, zeigt zum Beispiel Mazda), aber sie liefern immerhin ein vielfältig konfigurierbares Kombiinstrument. Und in die architektonisch adrette Mittelkonsole mit umfangreicher Deko-Auswahl von Aluminium über Holz bis hin zu einem eingeprägten Stadtplan Göteborgs integrieren die Techniker zusätzlich einen Neunzoll-Touchscreen, der mit diversen Auffälligkeiten glänzt wie beispielsweise einem gestochen scharfen Bild der 360-Grad-Kamera. Dafür möchte Volvo indes 990 Euro extra sehen. Außerdem muss der User zum Beherrschen der wahrlich vielfältigen Funktionen ein kleines Studium in Kauf nehmen. Als Fahrzeugbesitzer kein Problem, als Mietwagenfahrer ein Fluch.
Dann weicht man vielleicht gleich auf Apple CarPlay oder Android Auto aus, obschon die ab der Ausstattungslinie "Momentum Pro" serienmäßig gelieferte Navigation hervorragende Dienste leistet und viele Funktionalitäten bietet, von der Routenplanung per Internet bis zur intelligenten Zielsuche über Stichwörter.
Fahrspaß bleibt nicht auf der Strecke
Noch ein Wort zum Antriebsstrang: Wer sein ökologisches Gewissen mit dem T5 TwinEngine erleichtern möchte, sollte sich gut überlegen, wie er seine (rein elektrisch gefahrenen) Routen plant. Dennoch kann man inzwischen selbst unter ausschließlicher Verwendung öffentlicher Ladestationen weit kommen. Andererseits bleibt der Fahrspaß nicht auf der Strecke, und obendrein ist Reichweitenangst hier völlig unbegründet. Doch zur Wahrheit gehört auch: Die beiden Motoren laden mit ihrer vereinten Kraft hier und da doch zu manch sportlicher, ökologisch weniger zu vertretender Einlage.