Kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen, bei längeren zusätzlich den Verbrennungsmotor nutzen – so die Idee eines Plug-in-Hybrids, die in der Realität oft an ihre Grenzen stößt. Zu verlockend ist es für die Nutzer, speziell im Dienstwagenbereich, auf das Laden einfach zu verzichten. So weist die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) darauf hin, dass PHEV nach einer aktuellen Studie im Realbetrieb einen elektrischen Fahranteil von 43 Prozent bei Privatfahrzeugen und von 18 Prozent bei Dienstwagen erreichen. Werte, die ein deutliches Optimierungspotenzial aufzeigen.
Entsprechend haben die Experten aus Politik, privatem Sektor, Verbänden, Forschungseinrichtungen und NGOs Empfehlungen zum optimierten elektrischen Nutzungsgrad von Plug-in-Hybridfahrzeugen erarbeitet. Um den elektrischen Fahranteil zu erhöhen, empfiehlt die NPM für Pkw, modellübergreifend Elektro-Reichweiten von circa 80 bis 100 Kilometern anzustreben - bei einer Erhöhung der Ladeleistung auf elf kW (dreiphasig). Zudem sollten verstärkt digitale Dienste im Fahrzeug integriert werden, wie beispielsweise der automatisierte Wechsel in den E-Modus in definierten Zonen oder die Bereitstellung von Informationen direkt im Fahrzeug oder per App zu Verbrauch, CO2-Emissionen und Ladeinfrastruktur.
Neu zertifizierte PHEV-Fahrzeugmodelle erreichen laut NPM eine elektrische Reichweite von rund 50 bis 70 Kilometern. Erste Modelle mit einer elektrischen Reichweite von 80 bis 100 Kilometern seien bereits verfügbar oder angekündigt. Damit seien 99 Prozent der täglichen Fahrten elektrisch möglich, was 75 Prozent der jährlichen Fahrleistung entspreche. Die Ladedauer sei von der Ladeleistung abhängig. Aktuelle Modelle verfügten größtenteils über eine AC-Ladeleistung von 3,7 beziehungsweise 7,4 kW.
Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur zu Hause und in der Arbeit sollte laut NPM vorangetrieben werden. Im Bereich des privaten Ladens zu Hause könnten ein flankierendes Förderprogramm für private LIS sowie eine zügige Umsetzung des Wohneigentums-Modernisierungesetzes (WEMoG) sowie das Gebäude Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetzes (GEIG) helfen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur beim Arbeitgeber könne insbesondere durch die Schaffung steuerlicher Anreize für Arbeitgeber, Ladeinfrastruktur zu errichten, beschleunigt werden.
Studien weisen nach Angaben der NPM-Experten auf einen größeren Handlungsbedarf bei Dienstwagen hin. Privat gekaufte PHEV hätten zwar eine geringere Fahrleistung, führen dafür aber häufiger elektrisch. Hier könnte eine Dienstwagen-Policy für die PHEV-gerechte Nutzung sorgen, heißt es. Arbeitgeber könnten zur Steigerung des elektrischen Fahranteils die Ladekosten bei Privat- und Dienstfahrten übernehmen und sollten eine Ladekarte für Dienstwagennutzer einführen.
Nutzungsmuster entwickeln und Umweltbonus anpassen
Durch eine Verkaufs- und Nutzungsberatung von Flottenbetreibern und Nutzern könnten Nutzungsmuster entwickelt werden, um die Auswahl eines Dienstfahrzeugs an die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu knüpfen. Durch mehr Transparenz des Nutzungsverhaltens könnten Fuhrpark- und Flottenmanager auch das Fahr- und Ladeverhalten optimieren. Mit entsprechenden Anreizen könnte der elektrische Fahranteil insbesondere bei Dienstwagen erhöht werden. Mögliche Instrumente wären die Anpassung des Umweltbonus und der Innovationsprämie sowie eine Dynamisierung der Dienstwagensteuer. Dafür sei eine sofortige Initiierung eines Monitoring-Prozess zur Nutzung von PHEV notwendig, um eine valide Datenbasis zu erhalten. Über den Zeitpunkt der Anpassungen konnte innerhalb der Arbeitsgemeinschaft keine Einigkeit erzielte werden.
"Ich freue mich sehr, dass wir mit den 16 NPM-Mitgliedern der Task Force in nur drei Monaten auf Bitten der Bundesregierung einen Bericht mit Empfehlungen zum optimierten elektrischen Nutzungsgrad von Plug-in-Hybridfahrzeugen erarbeiten und vorlegen konnten", erläutert Henning Kagermann, Vorsitzender des Lenkungskreises der NPM. Entlang der Themen Fahrzeugtechnik, Lade- und Netzinfrastruktur sowie Nutzungsverhalten habe man grundlegende Fakten zusammengetragen, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. "Unsere Untersuchungen, die von externen Gutachtern begleitet wurden, zeigen, dass PHEV im Sinn des Klimaschutzes zur CO2-Minderung beitragen können, vorausgesetzt, sie werden mindestens 50 Prozent elektrisch gefahren. Dies gilt insbesondere für die Nutzung als Dienstfahrzeuge", so Kagermann. (ah)