Von Peter Weißenberg/SP-X
Wenn es ums Spritsparen geht, sprechen auch die Tschechen englisch: "Air Curtains" im Kühlergrill, "Diffusor" an Front und Heck, "Aeroflaps" und tiefschwarzer "Heckspoiler". Skoda stellt das wichtigste Modell der Marke erstmals mit Plug-in-Hybriden vor – und zugleich im martialischen Kampfanzug der RS-Modelle (ab 42.267 Euro). Da muss der Fahrer schon sehr charakterfest sein, um das Maximum an Sparvermögen aus dem Golf-Verwandten herauszuholen: Bis zu 55 Kilometer rein elektrisches Fahren sollen möglich sein, und bei entsprechender Fahrweise Verbräuche von im Schnitt weniger als 1,5 Liter. Fragt sich nur, was die "entsprechende Fahrweise" in einem RS ist?
Das ist denn auch das Problem in diesem betont sportlichen Hybriden: Es macht einfach Spaß, beherzt aufs Gas zu drücken. Schließlich pusht gerade dann das Duett aus 150 PS-Turbobenziner und 110 PS-Elektromotor die 4,69 Meter lange Limousine beeindruckend nach vorn. E-Boost und 50 zusätzliche Newtonmeter Drehmoment machen’s möglich. Dank Sportfahrwerk, elektronischer Dämpferabstimmung und den perfekt ausgeformten Sportsitzen macht das fast süchtig. Und wie bei jeder Sucht ist das dann schädlich: für Umwelt und Geldbeutel. Testverbräuche jenseits der sieben Liter waren zur Schande des willensschwachen Piloten zu verzeichnen.
Wer sich nicht zum Rasen verleiten lassen will, findet den Plug-in aber auch als normalen Octavia iV ohne schwarze Seele, mit etwas weniger Drehmoment und immer noch ausreichenden Leistungen (ab 37.617 Euro). Entsprechend familienfreundlich unterwegs, lässt sich die hybride Limousine oder Kombiversion selbst als Langstrecken-Pendler und über 100 Kilometer Fahrstrecke locker mit weniger als drei Litern bewegen – vollgeladener Akku vorausgesetzt.
Rekuperierend bremsen funktioniert einwandfrei
Benzin-Hungerkünstlern hilft bei weiterem Sparen die Auswahl des ECO-Fahrprofils und der intelligente Abstandsregeltempomat: Der erkennt nämlich sogar enge Kurven oder Geschwindigkeitsbegrenzungen voraus – und kann dann schon rekuperierend bremsen, wenn der Fahrer davon noch gar keine Ahnung hat. Das funktionierte beim Test sogar mit Wanderbaustellen und spontan aufgestellten Absenkungen der erlaubten Höchstgeschwindigkeit.
Aber warum eigentlich Plug-in? In Wien hat Skoda auch noch zwei weitere Motorisierungen vorgestellt, die dem Anspruch "simply clever" eigentlich noch besser entsprechen: den 1,0-Liter-Mildhybriden mit 48-Volt-Riemengenerator – und dem guten alten Gasantrieb auf Basis des 1,5-Liter- Motors. Gerade der CNG passt weiterhin prima zum Octavia.
Zum Glück halten die Tschechen, anders als viele Konkurrenzmarken außerhalb des VW-Konzerns, auch beim neuen Octavia noch an diesem Antrieb fest – zumindest zum Glück aller Sparfüchse mit hohen Laufleistungen. Denn den Mehrpreis von rund 3.500 Euro gegenüber dem 1,5-Liter-Turbo-Benziner holen sich Vielfahrer durch die Tankkosten bald wieder herein. Erdgas wird ja noch bis mindestens 2026 steuerbegünstigt und ist günstiger als Benzin und Diesel. Skoda erwartet denn auch rund 2.000 Deutsche, die sich jedes Jahr von diesem emissionsarmen Antrieb überzeugen lassen.
Skoda Octavia RS iV
Bildergalerie700 Kilometer Reichweite mit CNG
Im Betrieb ist vom Wechsel zwischen den Kraftstoffen ohnehin nur von äußerst feinfühligen Fahrern etwas zu merken. Auch, weil CNG-Nutzung die fast ausschließliche Regel ist. Das Fahrzeug greift nur selten auf den Neunliter-Benzinvorrat zurück. Normalerweise kommt der Antrieb aus den drei CNG-Tanks mit 17,33 kg. Mit beiden vollen Tanks sollten mehr als 700 Kilometer Reichweite drin sein – ein weiteres Argument für diese Form des Sparens.
Und der gasgetriebene Octavia ist genauso agil wie sein Benzin-Bruder, im Sport-Programm sogar mit dementsprechendem Knurren im Anzug. Ohnehin sind alle Octavia der neuen Generation auf einem Agilitäts- und Komfortniveau, dass der klassischen Kompakt-Klasse ebenso entrückt ist wie beim großen kleinen Bruder Golf. Allerdings auch an der Preisfront, die den Sparanspruch der Motoren konterkarieren.
Weitere Neuheiten sind die hybrid unterstützten Benziner ohne Plug-in-Funktion. VW behält dabei erst einmal den größeren Mild-Hybriden für sich. Den 1,5 Liter wird es im Octavia erst im kommenden Jahr geben. Vorerst startet nur der kleinere 1,0-Liter e-Tec (ab 26.572 Euro). Dank der 48-Volt-Technik lässt sich dabei je nach Fahrsituation der Motor komplett abschalten. Das Fahrzeug segelt dann dahin, wovon im Fahrtbetrieb kaum etwas zu spüren ist – nur beim zackigen Gasgeben aus einer solchen Situation: Sobald dann wieder Motorleistung abgerufen wird, startet der Motor innerhalb von Sekundenbruchteilen neu. Zudem startet der Motor geräusch- und schwingungsärmer, und die 48-V-Batterie kann die reguläre 12-V-Batterie aufladen.
Mit allen Spartricks durch die Rückgewinnung von Bremsenergie soll sich der Durchschnitts-Durst mit 4,2 Liter Durchschnitts-Durst begnügen können. Beim Ausnutzen des elektrischen Boosts lässt sich auch dieser Hybride allerdings dauerhaft allzu sportlich bewegen. Und dann geht es auch ohne Kriegsbemalung im theoretisch asketischsten Octavia nicht mehr wirklich sparsam zu.