Der Autohandel köchelt in der Corona-Krise auf Sparflamme. Doch Tammo Kayser will nicht klagen. "Andere Branchen hat es da härter erwischt. Wir haben ja immer noch ein Werkstattgeschäft", sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Freese Gruppe im Gespräch mit der "WirtschaftsWoche" (Online-Ausgabe).
Laut Kayser sind seine fünf BMW-Autohäuser coronabedingt geschlossen. Entsprechend stark reduziert ist das Handelsgeschäft. Der Oldenburger Kfz-Unternehmer berichtete von einem Umsatzeinbruch um 80 Prozent. "Das ist ein Problem, denn erst das letzte Fünftel des Umsatzes bringt uns nach Abzug aller Kosten in normalen Zeiten in die Gewinnzone."
Gegenhalten will Kayser mit verstärkter Telefon- und auch Videoberatung. "Unsere Verkäufer sitzen derzeit alle im Homeoffice und rufen unsere Kunden an. Wir wissen zum Beispiel, bei wem bald der Leasingvertrag ausläuft. Dem bieten wir natürlich ein neues Fahrzeug an." Auf diesem Wege sei der Verkauf aber deutlicher schwieriger. "Denn die Kaufentscheidung der meisten Kunden hängt zu 70 Prozent davon ab, dass sie sich mal ins Auto reinsetzen, es Probe fahren können", erläuterte er.
Intensiviert hat die Freese Gruppe auch die Kundenansprache über soziale Medien. Kayser: "Wir suchen jede Form der Kommunikation." Schon in normalen Zeiten kümmere sich ein Team von vier Mitarbeitern um Facebook, Xing, Linkedin und Co. aktiv sind. Allein bei Facebook habe man 51.000 Follower. "Die fragen wir jetzt zum Beispiel: Wie findest Du diese Farbe? Was hältst Du von diesem Auto?"
Lob für BMW-Unterstützung
Die Unterstützungsmaßnahmen von BMW lobt der Händler ausdrücklich: "Besonders wichtig in einer solchen Krise ist es, die Liquidität aufrecht zu halten. So werden aktuelle Boni rasch und unkompliziert ausgezahlt. Somit kommt unterstützende Liquidität in den Handel." Damit sein Unternahmen am Markt bleibt, nutzt Kayser zudem das Instrument der Kurzarbeit. "Da wir keinen Betriebsrat haben, mussten alle 240 Mitarbeiter der Kurzarbeit einzeln zustimmen. Und ich bin dankbar, dass nicht ein einziger widersprochen hat", betonte der Firmenchef.
Auf die Frage, welche Lehren er aus der Krise ziehe, sagte Kayser: "Das Wichtigste ist es, ruhig zu bleiben. Alle 48 Stunden rechnen wir den geleisteten Umsatz zum Sollumsatz hoch. Somit haben wir in allen Kostenstellen eine recht genaue Navigation, die uns simuliert, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen." Gerade jetzt brauche man eine gesunde Distanz zur Gesamtsituation. "Irgendwie und irgendwo fährt das Leben immer mit uns Achterbahn. Die Freude am Leben darf man dabei nie verlieren." (AH)