Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat nach einem soliden Start ins laufende Jahr die Prognose für das operative Ergebnis leicht erhöht. Bei der um Sondereffekte bereinigten Marge werde jetzt ein Wert von rund 11 Prozent statt zuvor von mehr als 10,5 Prozent erwartet, teilte das Dax-Unternehmen am Freitag mit. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern eine operative Marge von 11,7 Prozent erzielt. Da Continental traditionell mit einer konservativen Prognose ins Jahr geht, hatten viele Experten die leichte Anhebung des Ziels erwartet.
Beim Umsatz rechnet Conti-Chef Elmar Degenhart weiter mit einem Anstieg von etwa fünf Prozent auf 41 Milliarden Euro. Rein rechnerisch ergibt dies einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 4,5 (2015: 4,4) Milliarden Euro.
Branche macht künftig mehr Geld mit Service als mit Autos
Das eigene Auto als Statussymbol droht in fernerer Zukunft zumindest in Großstädten nach Ansicht von Continental-Chef Elmar Degenhart auszusterben. "Im Jahr 2050 werden über zwei Drittel aller Menschen in Städten leben", sagte Degenhart in Hannover. "Die Stadtbewohner werden dann auf den Besitz eines Fahrzeugs weniger Wert legen als heute". Die Gesamtflotte bestehe dann aus flexiblen und autonomen Fahrzeugen.
Der Schlüssel dazu seien Autos als Teil des Internets. Schon in den kommenden fünf Jahren werde demnach vor allem die Vernetzung von Fahrzeugen drastisch zunehmen. "Allein über 250 Millionen Fahrzeuge werden miteinander und mit ihrer Umgebung kommunizieren", sagte Degenhart. "Gerade junge Menschen wollen solch eine deutlich intelligentere Mobilität." Für die Branche heißt das auch: Die Kunden von morgen nutzen Autos nach Gelegenheit, sie kaufen sie nicht mehr.
Daraus entstünden aber auch Chancen für neue Dienstleistungen rund um die Mobilität. "Die Nachfrage danach steigt wahrscheinlich weit über das Umsatzvolumen des Fahrzeugmarkts hinaus." Expertenmeinungen wie etwa die kürzlich vorgelegte Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation sagen für autonom fahrende Wagen einen Milliardenmarkt auch abseits der Automobilindustrie voraus.
Durchbruch für E-Autos erst ab 2025
Zweifel hegt Degenhart hingegen an einer Erfolgsfahrt des Elektrofahrzeugs vor dem Jahr 2025. "Es muss erschwinglich sein. Heute ist es noch viel zu teuer." Für den Durchbruch müssten sich die Batterien technisch noch erheblich verbessern. "Zu groß, zu schwer, zu teuer - und damit nicht tauglich für den heutigen Alltag", sagte Degenhart zum jetzigen Stand. Verglichen mit heute müssten die Batterien halb so groß und halb so schwer werden und "deutlich weniger als halbe Kosten" haben. "Aber nach derzeitiger Kenntnis sind sie erst etwa 2025 serienreif."
Zudem sieht Degenhart weitere Hemmschuhe für die E-Mobilität, die Befürworter schon heute für eine angeblich sehr grüne Umweltbilanz loben. "Durch den heutigen Strommix in Deutschland verbessern die Elektrofahrzeuge die Kohlendioxid-Bilanz nicht. Sie liegen damit etwa auf dem Niveau von Benzinern und Dieseln. Nicht schlechter, aber eben auch nicht besser", stellte er klar. "Denn entscheidend für das Klima ist und bleibt, was hinten rauskommt: sowohl aus den Autos als auch aus den Kraftwerken." Degenharts kritische Stimme fällt in eine Gemengelage, in der die Bundesregierung kürzlich eine Kaufprämie zur Förderung der schleppend anlaufenden E-Mobilität auf den Weg brachte.
Degenhart schlussfolgerte: "Der Verbrennungsmotor wird noch weit über 2020 hinaus die wichtigste Antriebsart im Fahrzeug sein." Wichtig sei daher, alle Chancen für sparsamere herkömmliche Antriebe zu nutzen - etwa über spritsparende Direkteinspritzung, die Zwangsbeatmung über Turbolader oder die Abgasnachbehandlung, die Schadstoffe einfängt. Doch Degenhart warnte auch, es gebe kaum noch niedrig hängende Früchte. "Denn für saubere Antriebe agieren unsere Entwickler bereits im technologischen Grenzbereich." Wichtig sei daher auch Leichtbau. (dpa)