Der Bremsenspezialist Knorr-Bremse trennt sich überraschend und mit sofortiger Wirkung von seinem Vorstandschef Klaus Deller. "Grund für das Ausscheiden von Herrn Deller sind unterschiedliche Auffassungen von Führung und Zusammenarbeit", teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die drei anderen Vorstandsmitglieder würden jetzt "die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden gemeinschaftlich wahrnehmen", bis der Aufsichtsrat einen Nachfolger gefunden habe.
Dem Führungswechsel lagen persönliche, nicht inhaltliche Themen zugrunde. "Der Aufsichtsrat steht uneingeschränkt hinter der erfolgreichen Unternehmensstrategie der Knorr-Bremse AG. Die Geschäftsentwicklung liegt auch in diesem Jahr voll im Plan", betonte das Unternehmen.
Der 57-jährige Deller war seit 2009 im Vorstand des Münchner Familienkonzerns und seit 2015 dessen Chef. Vor einem halben Jahr brachte er 30 Prozent der Aktien für knapp vier Milliarden Euro erfolgreich an die Börse und gerade erst hat er gute Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt: Der Umsatz des Bremsenzulieferers für Lastwagen und Züge stieg deutlich auf 6,6 Milliarden Euro, dieses Jahr soll er auf mindestens 6,8 Milliarden klettern. Der Gewinn legte auf 629 Millionen Euro zu. 45 Prozent davon will Knorr-Bremse nach der Hauptversammlung im Juni an die Unternehmerfamilie Thiele und die anderen Aktionäre ausschütten. An der Börse sorgte das überraschende Aus für Deller dennoch für große Unsicherheit: Der Kurs knickte um sechs Prozent ein.
Knorr-Bremse ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Bremsen für Züge und bei Druckluftbremsen in Lastwagen, stellt aber auch Zugtüren, Heizungs- und Lüftungssysteme her. Das Unternehmen beschäftigt rund 28.500 Mitarbeiter. Die IG Metall kritisiert, dass Knorr-Bremse als einziges MDax-Unternehmen keine Bindung an den Metalltarif habe. (dpa)