Europa bleibt aus Sicht von Daimler-Chef Dieter Zetsche trotz der starken Nachfrage in Asien und den USA ein zentraler Markt für die Autoindustrie. "Wer die traditionellen Märkte abschreibt, der irrt gewaltig", sagte Zetsche am Montag in München auf dem Autogipfel des "Handelsblatts". Zwar finde der Boom in anderen Staaten statt, in Europa verkauften die Hersteller aber weiterhin große Mengen Autos, bekräftigte der Manager. Daimler will bis 2020 wieder an den Oberklasse-Rivalen BMW und Audi vorbei an die Spitze.
Dabei helfen sollen auch die neuen Vertriebsformen. Verschiedene Kundengruppen verlangten nach verschiedenen Angebote, dabei müssten die Autos auch zu den Menschen in die Innenstädte kommen. Nur so könnten auch neue Käufer erreicht werden. In Peking haben laut Zetsche seit der Eröffnung 2011 rund eine Million Interessierte den Weg in den City Store gefunden. Bis 2020 will der Hersteller diese neuen Vertriebsstandorte verdoppeln. Wie berichtet, wird Daimler zudem den Onlinevertrieb testen. Zetsche: "Wir wollen nicht warten, bis Amazon anfängt, Mercedes zu verkaufen."
Die Politik warnte der Spitzenmanager vor einer zunehmenden staatlichen Regulierung bei der Arbeitsmarktflexibilität. Zwar betreffe die Hersteller ein gesetzlicher Mindestlohn angesichts des hohen Lohnniveaus in Deutschland nicht direkt, aber sie könne etwa den Mittelstand hart treffen. Auf längere Sicht werde ein Mindestlohn Arbeitsplätze kosten, sagte Zetsche.
Transparenter Dialog mit der Politik
Auch die Kritik, die Industrie versuche über Lobbyarbeit oder Großspenden die Politik zu beeinflussen, wies der Manger zurück. Daimler spende regelmäßig an politische Parteien. "Wir sehen dies als staatsbürgerliche Pflicht und unseren Beitrag zur Entwicklung unserer parlamentarischen Demokratie an", sagte er dem Handelsblatt. Diese Spenden würden pflichtgemäß veröffentlicht. "Im Jahr 2013 erhielten CDU und SPD je 100.000 Euro von uns, FDP, Grüne und CSU je 40.000 Euro."
Die Aufregung um den Wechsel von Staatsminister Eckhart von Klaeden (CDU) kann der Daimler-Chef nicht verstehen. "Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass unser Mann vor Ort in Berlin und Brüssel über ein gutes Netzwerk verfügen muss." Ziel sei ein transparenter Dialog mit der Politik um klarzumachen, welche Entscheidungen, welche Folgen hätten. "Ich meine, wir sollten noch mehr zwischen Industrie und der Politik sprechen", sagte Zetsche auf dem Autogipfel. Das gelte für CO2-Grenzwerte genauso wie für die Förderung von Elektromobilität. Die technischen Herausforderungen etwa bei der Verbrauchssenkung seien weitaus größer, als sie es in der Vorstellung der Politik seien. (dpa/se)