Ausgabe 13/2014: Wissensdurst

Rund achttausend Kilometer Luftlinie trennen den chinesischen vom deutschen Automobilmarkt. Doch Veränderungen wie zum Beispiel der Vormarsch des Internets sowie sinkende Margen im Neuwagenhandel beeinflussen die Handelsgeschäfte in beiden Ländern gleichermaßen. Das wurde auf dem zweiten China Auto Chongqing Summit am 5. Juni deutlich. Veranstalter des automobilen Gipfeltreffens war CCPIT, die größte Einrichtung für die Förderung des Außenhandels in China. AUTOHAUS China, das chinesische Schwestermagazin von AUTOHAUS, kooperiert mit CCPIT. Von Deutschland lernen Der Kongress stand in diesem Jahr unter dem Thema "Innovation versus Tradition - ein Automobilmarkt mit tiefgreifenden Veränderungen". Mehr als 300 internationale sowie chinesische Experten diskutierten mit Vertretern der Regierung und aus der Wissenschaft über Strategien und Wege zur Entwicklung des chinesischen Automobilmarktes. Dabei ging es in Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen unter anderem um folgende Fragen: Wie wird das "Internetdenken" der Kunden den Automobilmarkt beeinflussen? Wie sieht die Zukunft des Automobilhandels aus? Wie wird sich der Gebrauchtwagen-Markt entwickeln? Bei der Erörterung dieser Fragen sollte es aber nicht nur um nationale Problemstellungen gehen. Vielmehr wollte die chinesische Automobilbranche von den Erfolgsrezepten aus den USA und Europa lernen. Der Blick über den Tellerrand war das Ziel. Deutschland war als größter Automarkt Europas mit gleich zwei Experten in Chongqing vertreten. Herausforderung GW-Geschäft Johanna Auguste Koch, verantwortliche Redakteurin von GW- trends, des Gebrauchtwagen-Schwestermagazins von AUTOHAUS, nahm als GW-Expertin an der Diskussionsrunde "Forschung über und Anwendung von Restwerten" teil. Hintergrund der Veranstaltung waren die steigenden Besitzumschreibungen in China. Allein 2013 wurden im Reich der Mitte 6,5 Millionen Besitzumschreibungen registriert, was im Vergleich zum Vorjahr eine Zuwachsrate von über zehn Prozent bedeutete. Und die Nachfrage wird in den nächsten Jahren noch deutlich ansteigen. Im Fokus der Podiumsdiskussion stand das zunehmende Kundeninteresse an weiterführenden Gebrauchtwagen-Dienstleistungen, wie Inzahlungnahmen, Finanzdienstleistungen und Garantien. In ihrem Vortrag über den deutschen Gebrauchtwagen-Markt skizzierte Koch die Herausforderungen für deutsche Händler in Zeiten sinkender Margen und betonte die Bedeutung eines professionellen Gebrauchtwagen-Bereichs für den Geschäftserfolg. Der Schwerpunkt ihrer Präsentation lag auf dem GW-Erfolgsfaktor Qualität. "Um mit Gebrauchtwagen Geld zu verdienen, muss die Qualität der Fahrzeuge stimmen und dieser Mehrwert muss dem Kunden gegenüber auch kommuniziert werden", sagte Koch. Dafür bräuchten Händler Testate von neutralen Prüforganisationen, Qualitätslabels wie zum Beispiel die GW-Programme der Hersteller und GW-Garantien. Der Appell der GW-Expertin an neutrale Qualitätsstandards im Gebrauchtwagengeschäft zielte auf den aktuellen Zustand des chinesischen Marktes ab. Dort ist unter anderem das Fehlen anerkannter Prüforganisationen ein großes Hemmnis. Die meisten Gebrauchtwagen haben in China keinen verbindlichen Qualitätsnachweis. Die Zukunft des Handels Als weitere Vertreterin aus Deutschland brachte Antje Woltermann ihr Fachwissen in die Podiumsdiskussion "Die Zukunft des Autohandels" ein. Die ZDK-Geschäftsführerin stellte ihre Organisation sowie die Händlerstruktur in Deutschland vor. "Die Neuwagenverkäufe in Deutschland nehmen ab", sagte Woltermann. Obwohl bei einem durchschnittlichen Händler 60,2 Prozent des Umsatzes aus dem Neuwagenbereich komme, "kommen mehr als sechzig Prozent des Bruttogewinns aus dem Aftersales. Deutsche Händler verdienen ihr Geld mit Aftersales." Wie also sieht die Zukunft aus, fragte die Geschäftsführerin. Das Internet und das Onlinekaufverhalten hätten einiges verändert: Neuwagenportale würden von Dritten betrieben, die Direktverkäufe der Hersteller nähmen zu, gleichzeitig erwarteten die OEMs aber enorme Investitionen in die Betriebe. Sollten Händler ihr Geschäftsmodell verändern, fragte Woltermann. "Wie glauben, dass es den Handel auch in Zukunft geben wird, aber seine Rolle wird sich wandeln. Mein persönlicher Vorschlag ist, dass die Hersteller ihre Neuwagen verkaufen und die Händler diese nur noch gegen eine Gebühr ausliefern und Probefahrten anbieten." Als Beispiel für die Praxistauglichkeit des Geschäftsmodells nannte Woltermann das Agenturmodell, das BMW zum Verkauf der i-Modelle nutzt. "Wichtig ist, dass die Händler Geld verdienen. Wenn sie das nicht mehr können: Warum sollte man nicht das Geschäftsmodell ändern?" China Auto Chongqing Summit Der China Auto Chongqing Summit fand am 5. Juni 2014 zum zweiten Mal in der chinesischen Automobilmetropole Chongqing statt und bildete somit den Auftakt zur 16. Messe "Auto Chongqing", der wichtigsten Autoshow im Südwesten Chinas. Die Metropole Chongqing verfügt über die drittgrößte Automobilproduktions-Kapazität in China. Der Verwaltungsbereich umfasst 82.400 Quadratkilometer, die Metropole zählt 33 Millionen Einwohner. Die Wirtschaft der Stadt wächst rapide. Die jährliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) liegt über zehn Prozent.

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