Nach dem Nein zur Mitbestimmung der Mitarbeiter im VW-Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee hat Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh mit Folgen gedroht. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein weiterer VW-Standort in den USA, sofern dort noch einer aufgebaut werden soll, nicht unbedingt wieder in den Süden gehen muss", sagte Osterloh der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochausgabe). Ohne eine Regelung der betrieblichen Mitbestimmung könnte die Arbeitnehmervertretung von VW dem kaum zustimmen.
Hintergrund ist eine Besonderheit bei Volkswagen: Entscheidungen für neue Fabriken oder eine Erweiterung bestehender Standorte benötigen bei den Wolfsburgern im Aufsichtsrat faktisch die Zustimmung der Arbeitnehmerseite. Daher hat Osterloh ein Druckmittel. Alle gut 100 VW-Fabriken auf der Welt haben ein Gremium für die Mitbestimmung der Arbeitnehmer - mit Ausnahme des US-Werkes in Chattanooga. Das ist dem Betriebsrat ein Dorn im Auge.
Die Mitarbeiter in Volkswagens einzigem US-Werk hatten mit 712 zu 626 Stimmen gegen den Vorschlag gestimmt, sich von der Autogewerkschaft UAW in Tarifangelegenheiten vertreten zu lassen. Dies ist ein herber Rückschlag für die UAW, die seit Jahren vergeblich versucht, in den Autofabriken im Süden der Vereinigten Staaten Fuß zu fassen.
Einspruchsfrist endet
Ein Sprecher des VW-Konzernbetriebsrates sagte am Mittwoch auf Anfrage, dass an diesem Freitag eine Frist ende, in der die UAW Einspruch gegen die Abstimmung einlegen könnte. Derweil prüfe der Betriebsrat mit Hilfe US-amerikanischer Rechtsexperten, wie ein Plan B für die Mitbestimmung gemeinsam mit den Beschäftigten und der UAW aussehen könnte. Diese Sondierung sei vermutlich eine Frage mehrerer Wochen, sagte der Sprecher. Eine Richtung zeichne sich dabei noch nicht ab. "Wie es dann weitergehen kann, hängt von den Ergebnissen und Schlussfolgerungen ab", erklärte der Sprecher
Nach amerikanischem Recht kann VW dem Zeitungsbericht zufolge ohne Gewerkschaft nur sehr schwierig eine betriebliche Interessenvertretung aufbauen. Dennoch will der Gesamtbetriebsrat von Europas größtem Automobilkonzern ausloten, doch noch Mitarbeiter-Vertretungen nach Chattanooga zu bringen. Es gehe unter anderem darum, Mitspracherecht bei Einstellungen oder Qualifizierungsmaßnahmen zu bekommen. (dpa)
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