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VW-Hauptversammlung: Flucht nach vorn

14.05.2019 14:00 Uhr
VW-Hauptversammlung: Flucht nach vorn
VW-Chef Diess: "Auf absehbare Zeit gibt es keine Alternative zum batterieelektrischen Antrieb."
© Foto: picture alliance/Kay Nietfeld/dpa

VW-Chef Diess ist seit gut einem Jahr im Amt - auch er konnte den Dieselskandal bislang aber nicht abschütteln. Zur Hauptversammlung will er Anleger und interne Kritiker mit einem Maßnahmenbündel besänftigen.

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Milliardenkosten für "Dieselgate", zigtausende Kundenklagen vor Gericht, Anklagen und Untersuchungen gegen ehemalige Vorstände - das sind nur einige der Schlagzeilen, die den weltgrößten Autobauer Volkswagen auch mehr als drei Jahre nach dem Auffliegen der Dieselmanipulationen im Griff halten. Aktionäre sparten daher auf der Hauptversammlung in Berlin am Dienstag nicht mit Kritik, auch wenn VW mit seinen Geschäftszahlen in der aktuellen Branchenflaute und angesichts der milliardenschweren Herausforderungen noch vergleichsweise gut dasteht.

"Volkswagen ist weiter getrieben durch die Justiz", kritisierte Fondsmanager Ingo Speich von der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka, die auch Musterklägerin im Anlegerverfahren um eine angeblich zu späte Information des Kapitalmarkts ist. Zahlreiche weitere Anleger kritisierten unter anderem die Besetzung des Aufsichtsrates und die in ihren Augen zu geringen Dividendenaufschläge für die Vorzugsaktionäre, die im Gegenzug für den Verzicht auf ihr Stimmrecht mehr Ausschüttung sehen wollen. Sowohl die Deka als auch die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS wollten Vorstand und Aufsichtsrat mit nur punktuellen Ausnahmen nicht entlasten.

Allerdings ist die Macht im Konzern klar verteilt. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch halten mehr als die Hälfte der Stimmrechte, das Land Niedersachsen weitere 20 Prozent. Die im Dax notierten Vorzugsaktien haben kein Stimmrecht.

Durch E-Mobilität grünen Anstrich geben

Diess dürfte es ohnehin nicht in den Kram passen, dass weiter Themen aus der Vergangenheit die Diskussion um den Konzern maßgeblich prägen. Mit "Vehemenz" will er den Blick der Öffentlichkeit auf die Zukunft des Konzerns richten - die in der Elektromobilität liegen und dem Konzern damit auch einen grünen Anstrich geben soll. Auch gegen Widerstände in der Automobilbranche will er die Politik auf den reinen Elektroantrieb einschwören. "Auf absehbare Zeit gibt es keine Alternative zum batterieelektrischen Antrieb", sagte Diess.

Am Abend vor der Aktionärsversammlung schnürte das Unternehmen ein Paket an Maßnahmen: der milliardenschwere Einstieg in die Batteriezellenfertigung in Salzgitter und der nun doch recht zügig in Aussicht gestellte Börsengang der Lkw- und Bustochter Traton. Zudem stellte das Unternehmen - ebenfalls ein Wunsch von Anlegern - die Zukunft des Maschinenbauers Renk sowie des Großmotoren- und Turbinenbauers MAN Energy Solutions unter dem Konzerndach in Frage. "Wir überprüfen, ob wir noch der beste Eigentümer für die unterschiedlichen Geschäfte sind", sagte Diess.

In der Vergangenheit scheiterten geplante Verkäufe von Randbereichen immer wieder an Widerständen von Interessengruppen im Konzern. Betriebsratschef Bernd Osterloh machte zur Bedingung, dass Verschlechterungen für die Belegschaft ausgeschlossen werden müssten. Doch die Arbeitnehmerseite kann nun auf neue Arbeitsplätze in der Batteriezellfertigung hoffen. Zunächst soll Ende 2022 oder Anfang 2023 in Salzgitter die Zellfertigung mit 700 Mitarbeitern und einer Kapazität von mehr als zehn Gigawattstunden starten, sagte VW-Einkaufschef Stefan Sommer.

Das Unternehmen stellte mehr in Aussicht. Im Jahr 2025 habe Volkswagen einen Gesamtbedarf von 150 Gigawattstunden an Batterien allein für die in Europa geplante Produktion, sagte Sommer. Davon sei längst noch nicht alles vergeben. "Ich gehe davon aus, dass man das verdoppeln kann, aber die Details sind noch nicht ausgearbeitet."

"Ich sehe das als einen echten Durchbruch"

"Salzgitter ist ein Standort, wo wir schon heute etwa 200 Forscher und Entwickler mit dem Thema Batteriezelle beschäftigen, und ist deshalb auch ein natürlicher Standort für weitere Investitionen in eine Zellfabrik", sagte Diess. VW-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erklärte, das Vorhaben habe den Charakter einer Richtungsentscheidung. "Ich sehe das als einen echten Durchbruch und den Beginn einer Entwicklung. Wenn die Verkaufszahlen so hoch gehen, wie es geplant ist und wie sie auch hochgehen müssen angesichts der CO2-Vorgaben, dann wird der Bedarf nach Batterien noch einmal wesentlich größer werden", so Weil am Rande der Hauptversammlung.

Laut Konzern steht der Plan für die Zellfertigung noch unter Vorbehalt stimmiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. "Das ist im Kern geklärt und deswegen habe ich an dieser Stelle keinen Zweifel", sagte Weil jedoch. Landessubventionen gebe es keine, der energieintensive Betrieb dürfte aber von der EEG-Umlage für den Ausbau erneuerbarer Energien befreit werden.

Für die Stadt Salzgitter, die mit außergewöhnlichen Problemen zu kämpfen habe, bedeute die Entscheidung sehr viel, sagte Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) am Dienstag. "Salzgitter wird eine wichtige Rolle beim Transformationsprozess des Konzerns spielen und sich damit auch künftig wettbewerbsfähig aufstellen." In Salzgitter fertigt VW derzeit mit gut 7.000 Mitarbeitern vor allem Verbrennermotoren. Daher stand die Zukunft der Arbeitsplätze dort schon länger in Frage. (dpa)

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KOMMENTARE


Manfred Reichle

14.05.2019 - 18:28 Uhr

Bringt doch was umweltfreundlicheres als Batteriebetrieb auf den Markt!


Manfred Reichle

14.05.2019 - 18:33 Uhr

Solch krasse Vergehen lassen sich doch nicht einfach so wegschütteln !!!!!!


Florian Stark

15.05.2019 - 08:15 Uhr

Als Aktionär von VW bin ich entschieden gegen die Pläne von Herrn Diess. Dieser Mann wird VW gegen die Wand fahren mit seinen Plänen. Auf nur eine Lösung zu setzen (d.s. Batterie-E-Fahrtzeuge), ist falsch. Auch in der Natur sterben Monokulturen schneller, da sie schlicht anfälliger sind auf schädliche Einflüsse. Ich für meinen Teil habe Herrn Diess nicht entlastet und werde es auch nicht tun. Salzgitter ist jedenfalls jetzt schon ein Milliarden-Grab, denn wo sollen die Rohstoffe für die Batterien herkommen?


RHS

15.05.2019 - 08:36 Uhr

Herr Diess sieht keine Alternative zur Batterie???Wofür verdient dieser Mensch Millionen Euro?Wasserstoff ist reichlich vorhanden? An der Brennstoffzelle wird nicht entwickelt.Lieber wird im Kongo der Kobalt für die Batterien z. T. unter menschenunwürdigen Umständen abgebaut. Von der damit verbundenen Korruption um an den Rohstoff zu kommen wird nicht gesprochen. VW-Kobalt-Skandal du kannst kommen...Lithium, ebenfalls ein Anteil der Batterien:Der Abbau in Chile richtet enorme Umweltschäden an und belastet massiv das Grundwasser. Ist das umweltverträglich oder ein "grüner" Gedanke?Unserer Schüler protestieren gegen den Kohlestom. Fragt die eigentlich niemand wie sie in Zukunft Ihre Smartphones aufladen wollen?Wo soll diese völlig beschränkte Reise eigentlich hingehen? Denkt die Politik oder Wirtschaft eigentlich nach?Oder sollen die Kreuzfahrtschiffe demnächst auch mit umweltfreundlichen Elektroantrieben ausgerüstet werden sofern sie unter der Last der Batterien überhaupt noch schwimmen...


Frank Fehling

15.05.2019 - 16:09 Uhr

Wer auf das falsche Pferd setzt,wird am Ende bestraft. Anscheinend ist bei VW das E-Auto wichtiger,als mit Wasserstoffantrieb. Laut Umfragen ist das E-Auto in Deutschland nicht der Hit.


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